Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1999; 34(11): 678-683
DOI: 10.1055/s-1999-225
ORIGINALIA
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Intra- und postoperatives Airway-Management karinanaher Trachealrupturen über bilaterale endobronchiale Intubation

Airway Management of Tracheal Rupture Proximal to the Carina by Means of Bilateral Endobronchial Intubation.A. Wichert1 , J. Bittersohl1 , P. Lukasewitz1 , M. Ernst2 , H. Lennartz
  • 1Abteilung für Anästhesie und Intensivtherapie und
  • 2Klinik für Allgemeinchirurgie
  • Klinikum der Philipps-Universität Marburg
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Publication Date:
31 December 1999 (online)

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Zusammenfassung.

Einleitung: Karinanahe Trachealrupturen, meist verursacht durch ein stumpfes Thoraxtrauma oder iatrogen durch die endotracheale Intubation mit Ein- oder Doppellumen-Tuben, sind seltene, aber lebensbedrohliche Komplikationen. Neben der Entwicklung eines Pneumothorax, Haut- und Mediastinalemphysems, sind die Patienten durch eine Mediastinitis und Pneumonie gefährdet. Tracheobronchiale Verletzungen sollten frühzeitig mittels fiberoptischer Bronchoskopie diagnostiziert und unmittelbar chirurgisch versorgt werden. Für das Airway-Management existiert bisher keine einheitliche Empfehlung für die Wahl des Tubus. Bei handelsüblichen Tracheal- und Doppellumentuben liegt der Cuff im Bereich der Verletzung und Trachealkanülen sind zu kurz, um einen Schutz des Defektes bei einer Überdruckbeatmung zu gewährleisten. Methodik: Wir werteten retrospektiv die Daten von drei Patientinnen mit bronchoskopisch diagnostizierten karinanahen Trachealrupturen aus. Sie wurden präoperativ unter fiberoptischer Kontrolle seitengetrennt endobronchial mit zwei Tuben (ID 7,0 mm) intubiert und über eine Thorakotomie chirurgisch versorgt. Wegen schwerer Gasaustauschstörungen unterschiedlicher Ursache (Aspirationspneumonie, Lungenkontusion, Mediastinitis, Status asthmaticus, ARDS) und für die anschließend erforderliche Nachbeatmung wurde ein plastisches Tracheostoma angelegt und die beiden Tuben darüber ausgeleitet. Die Beatmung mit seitendifferenten Drücken wurde für 9 - 14 Tage unter sorgfältiger Fixierung der Tuben, konsequenter Überwachung des Cuff-Druckes und täglicher bronchoskopischer bzw. radiologischer Lagekontrolle durchgeführt, bevor eine einlumige Trachealkanüle plaziert werden konnte. Ergebnisse: Die Entwöhnung vom Respirator verlief unproblematisch. Alle drei Patientinnen konnten nach 21 - 36 Tagen mit suffizienter Spontanatmung unter Raumluft und verschlossenem Tracheostoma in die Anschlußheilbehandlung verlegt werden. Langzeitkomplikationen traten in keinem Fall auf. Schlußfolgerung: Die seitengetrennte endobronchiale Intubation bei karinanahen Trachealrupturen ist perioperativ und zur Langzeitbeatmung, unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen, eine sinnvolle und erfolgreiche Methode.

Objective: Carina near tracheal ruptures following blunt chest trauma or endotracheal intubation are rare, but lifethreatening events. Both early diagnosis by fibreoptic bronchoscopy and immediate surgical treatment are essential. There is no uniform recommendation for airway-management concerning the tube. Standard tracheal- and double-lumen tubes position the cuff at the site of the injury and tracheostomy tubes are too short to protect the lesion from positive airway pressure. We discuss the causes, diagnosis, and treatment of tracheal ruptures, reviewing the recent literature. Methods: We analysed data from three female patients who sustained carina near tracheal ruptures. They underwent selective endobronchial intubation with two tubes, both under fibreoptic control. Following the surgical repair the tubes were then introduced via tracheostomy. Because of severe respiratory failure (aspiration pneumonia, mediastinitis, status asthmaicus, ARDS) independent lung ventilation was performed for 9 - 14 days. Obviously the fixation of the tubes is most essential and their correct position was confirmed by daily fibreoptic or radiologic control. Then a single tracheostomy tube was inserted. Results: The patients respiratory functions improved and they were discharged from ICU after 21 - 36 days, breathing spontaneously with closed tracheostoma. No long-term complications were noted. Conclusion: Maintaining the safety procedures the bilateral endobronchial intubation is an important and successful method in carina near tracheal rupture, perioperatively and for long-term ventilation.

Literatur

Dr. Achim Wichert

Abteilung für Anästhesie und Intensivtherapie Klinikum der Philipps-Universität

Baldingerstraße

D-35033 Marburg

Email: wicherta@mailer.uni-marburg.de