Geburtshilfe Frauenheilkd 2000; 60(4): 206-211
DOI: 10.1055/s-2000-10016
ORIGINALARBEIT

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prävention und Therapie der vorzeitigen Wehentätigkeit[*]

Prevention and Treatment of Preterm LaborM. Kolben1 , J. Martius2
  • 1 Frauenklinik der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar
  • 2 Krankenhaus Agatharied, Agatharied
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung

Fragestellung: Die Rate vorzeitiger Entbindungen beträgt seit Jahren weltweit etwa 8 - 10 %. Die Tatsache, dass neonatale Todesfälle zu 70 - 85 % Frühgeburten betreffen, zeigt die Bedeutung der Prävention und Therapie vorzeitiger Wehentätigkeit.

Material und Methode

Material und Methode: Im Folgenden werden anhand einer aktuellen Literaturübersicht mögliche Ursachen sowie präventive und therapeutische Maßnahmen erörtert.

Ergebnisse

Ergebnisse: Obwohl Infektionen bei der Entstehung vorzeitiger Wehentätigkeit eine bedeutende Rolle spielen, ist der prophylaktische Einsatz von Antibiotika ohne Nachweis einer Infektion nicht sinnvoll. Dagegen ist beim frühen vorzeitigen Blasensprung der Benefit einer Antibiotikabehandlung nachgewiesen. Eine Indikation zur Tokolyse bei vorzeitigen Wehen ist nur in 10 - 20 % der Fälle gegeben und sollte insbesondere vor der 24. und nach der 36. SSW sorgfältig überdacht werden. Intravenös verabreichte β2-Sympathikomimetika verringern signifikant die Häufigkeit von Geburten innerhalb von 48 h nach Therapiebeginn. Die Wirksamkeit einer Langzeitanwendung ist ebenso wie die der oralen β2-Sympathikomimetika-Gabe nicht eindeutig bewiesen. Die Prolongation der Schwangerschaft um 48 h reicht jedoch aus, um den Effekt der medikamentösen Lungenreifeinduktion zu erreichen. Alternativ zu β2-Sympathikomimetika sind zur Tokolyse neben Magnesium (intravenös) in Ausnahmesituationen auch Nifedipin und Prostaglandinsynthesehemmer einsetzbar. Auch die psychosoziale Situation der Schwangeren sollte bei der Therapie vorzeitiger Wehentätigkeit beachtet werden, da Stress einen wichtigen Faktor bei der Entstehung von Kontraktionen darstellt.

Abstract

Objective

Objective: The incidence of preterm birth has remained unchanged for years at about 8 - 10 %. Prematurity remains the leading cause of neonatal mortality, accounting for 70 - 85 % of all neonatal deaths, so that the prevention and treatment of preterm labor is a central issue in pregnancy care.

Methods

Methods: We review possible risk factors for preterm labor and strategies for prevention and treatment.

Results

Results: Although infections play an important role in the etiology of preterm labor, antibiotics should not be used prophylactically without evidence of infection in patients with intact membranes. In contrast, a beneficial effect for antibiotics has been proved for preterm premature rupture of the membranes. Only 10 - 20 % of women with preterm labor have an indication for tocolytic treatment. The use of tocolytics before 24 and after 36 weeks' gestation should be limited to special situations. Tocolytic treatment with intravenous β2-sympatheticomimetic agents can significantly reduce the rate of delivery within 48 hours, a period sufficient to reduce the risk for the respiratory distress syndrome with corticosteroids. In contrast, the efficacy of longterm parenteral tocolysis or oral tocolysis is unproved. In certain situations tocolysis can be achieved with intravenous magnesium, nifedipine, or inhibitors of prostaglandin synthesis. The psychosocial situation should also be taken into account because there is evidence that psychologic aspects play a role in the etiology of preterm labor.

1 Der Inhalt dieser Publikation wurde in Auszügen auf der 72. Tagung der Bayer. Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde e. V., Bad Reichenhall, 21. - 23. 5. 1998, vorgetragen.

Literatur

1 Der Inhalt dieser Publikation wurde in Auszügen auf der 72. Tagung der Bayer. Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde e. V., Bad Reichenhall, 21. - 23. 5. 1998, vorgetragen.

PD Dr. Martin Kolben

Frauenklinik der Technischen Universität München Klinikum rechts der Isar

Ismaninger Straße 22

81675 München