Zusammenfassung
Für Mütter mit psychosomatischen Erkrankungen
(Prävalenz ca. 5 %) existieren wenige ambulante Rehabilitationskonzepte, die
kaum evaluiert sind. Ziel der Studie ist die Evaluierung einer ambulanten psychosomatischen
Intensivtherapie mit Nachbetreuungsphase und einer ambulanten Rehabilitation ohne
Nachbetreuung in
Bezug auf gesundheitsökonomische Ergebnisparameter. Die angenommene Vorteilhaftigkeit
des
erweiterten Programms soll durch den Vergleich aller relevanten Kosten und Nutzen
beider
Alternativen bestimmt werden.
Die Intensivphase des ambulanten Therapieprogramms besteht aus
einer achtwöchigen Behandlung mit Gruppen-, Einzel-, Körper- und Kunsttherapie,
die
Nachbetreuungsphase verläuft über einen Zeitraum von neun Monaten mit 36 Doppelstunden
psychodynamischer Gruppengespräche. Es werden Mütter mit mindestens einem Kind
im
Vorschulalter vornehmlich mit den Einschlusskriterien Angst-, Ess- und depressive
Störungen in
die Studie aufgenommen. Die Evaluation beider Programmvarianten erfolgt mithilfe
des
Instrumentariums der Nutzen-Kosten-Analysen. Für die Kostenerfassung und -bewertung
werden
direkte medizinische Kosten, direkte nichtmedizinische Kosten sowie indirekte
Kosten erhoben. Die
Zusammenführung von Kosten und Outcomes erfolgt durch die Verfahren der
Kosten-Wirksamkeits-Analyse, Kosten-Nutzwert-Analyse sowie Kosten-Nutzen-Analyse.
Per Fragebogen
wird die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens erfasst, wie z. B. stationäre
Aufenthalte, Haus- und Facharztkontakte, sonstige diagnostische und therapeutische
Leistungen sowie
der Medikamentenverbrauch. Messzeitpunkte sind Beginn und Ende der Rehabilitationsmaßnahme
sowie drei, sechs, neun und zwölf Monate nach Ende der Reha-Maßnahme. Für das
Therapieprogramm wurden Programmkosten von DM 2271,10 (Intensivtherapie und Nachbetreuung)
und DM
1512,40 (Intensivtherapie) pro Patientin errechnet. Inwieweit sich die beiden
Alternativen in den
Folgekosten (insbesondere bei den Arztbesuchen) unterscheiden, wird im weiteren
Projektverlauf
untersucht. Die Gesamtkosten (Programm- und Folgekosten) werden dann jeweils mit
den
Outcome-Parametern ins Verhältnis gesetzt, so dass ein Vergleich der alternativen
Programme
ermöglicht wird. Es bleibt abzuwarten, ob Nachbetreuungskosten durch geringere
Folgekosten
bzw. bessere Outcome-Effekte aufgewogen werden. In zu einem späteren Zeitpunkt
zusätzlich
durchzuführenden Sensitivitätsanalysen wird zu untersuchen sein, inwieweit sich
Veränderungen in den getroffenen Annahmen auf die Vorteilhaftigkeit der Alternativen
auswirken.
Extended Psychosomatic Rehabilitation Programme for Outpatients: Concept for Health
Economy Evaluation of Short-Term and Long-Term Cost and Efficiency Parameters
There are
only few ambulatory rehabilitation concepts for mothers with psychosomatic disorders
(prevalence
5 %). Also, only little is known about the evaluation of these programmes. This
study
compares the socioeconomic evaluations of an ambulatory rehabilitation programme
with a
post-assistance programme and one without a post-assistance programme. The superior
programme
should be determined by weighing all relevant costs and benefits.
The intensive phase of the
ambulatory rehabilitation programme consists of an eight-week treatment with group,
single, body
and art therapy. The post-assistance programme spans a period of nine-months with
36 sessions of
psychoanalytic group therapy. The evaluation of both programme alternatives is
made by with the
evaluation tool of socioeconomic analyses. For consideration and pricing of costs
all direct
medical costs, direct non-medical costs and indirect costs are being monitored.
Outcomes assessment
is realised by cost-effectiveness analysis, cost-utility analysis and cost-benefit
analysis.
Utilisation of the health care system is being assessed with questionnaires. Measurements
are being
performed at the beginning and the end of the rehabilitation programme and three,
six, nine and
twelve months later. Mothers with children aged six years and younger and suffering
from various
psychosomatic disorders were included in this study.
The costs identified for the
rehabilitation programme are DM 5571.10 (intensive care and post-assistance programme)
and DM
1512.40 (intensive care) per patient. Further progress of the study will show
if future cost will
differ between the two alternatives. For the comparison of both alternatives all
costs will be
linked with outcomes. It remains to be seen that additional costs of the post-assistance
programme
will be compensated with positive outcomes. A sensitivity analysis will show if
variation of
assumptions will influence the cost-benefit-ratio of the different alternatives.
Key words
Health Economics - Ambulatory Psychosomatic
Rehabilitation - Economic Evaluation - Programme
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Methoden”, „Routinedaten” und
„Reha-Ökonomie” Frankfurt a. M.; WDV
Wirtschaftsdienst, DRV Schriften 1999 Bd. 16
Fußnoten
1 Unter der Betreuung der Rehabilitationswissenschaftlichen Abteilung
des Verbands der Rentenversicherungsträger (VDR) wurde eine Arbeitsgruppe zur
Harmonisierung
der wissenschaftlichen Methodik eingerichtet, die umfangreiche Empfehlungen zu
methodischen
Standards im Bereich der Rehabilitationsökonomie vorgelegt hat 7, 8.
2 auch: Kosten-Effektivitäts-Analyse
Dr. Christian Krauth
Abt. Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung
Medizinische Hochschule Hannover
30623 Hannover
eMail: krauth@epi.mh-hannover.de