NOTARZT 2001; 17(1): 1-14
DOI: 10.1055/s-2001-10491
ORIGINALIA
Originalia
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Empfehlungen zur einheitlichen Dokumentation nach schwerem Trauma - der Utstein-Style[1]

Eine internationale Initiative der International Trauma Anaesthesia and Critical Care Society (ITACCS)W.  F. Dick, P. Baskett, C. Grande (USA), H. Delooz (Belgien), W. Kloeck (Südafrika), Chr. Lackner (Deutschland), M. Lipp (Deutschland), W. Mauritz (Österreich), M. Nerlich (Deutschland), J. Nicholl (England), J. Nolan (England), P. Oakley (England), M. Parr (Australien), A. Seekamp (Deutschland), E. Soreide (Norwegen), P.  A. Steen (Norwegen), Luc van Camp (Belgien), B. Wolcke[2] (Deutschland), D. Yates (England)
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

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Einleitung und Hintergrund

Die einfache und erweiterte Versorgung von Traumapatienten waren schon immer wichtige Aspekte der präklinischen und frühen innerklinischen Notfallversorgung. Dabei ist ein breites Spektrum von Fachdisziplinen involviert und umfangreiche Kenntnisse und Fähigkeiten sind erforderlich. Die hierbei tätigen Rettungsdienst- und innerklinischen Notfallversorgungssysteme und -strukturen können signifikante Unterschiede bezüglich Struktur, Ressourcen und Handlungsabläufen aufweisen. Nicht zuletzt dieser komplexe Hintergrund hat die Entwicklung einheitlicher Modelle, Richtlinien und Definitionen behindert. Dies hat bis jetzt oft zur Inkompatibilität von Daten geführt, mit der Konsequenz, dass unterschiedliche Systeme oder Behandlungsprotokolle weder mit ausreichender Stichhaltigkeit evaluiert bzw. verglichen werden, noch in große Untersuchungen (hohe Patientenzahl) mit epidemiologischer Signifikanz eingebracht werden konnten.

Eine ähnliche Situation existierte auch in anderen Bereichen der Notfallmedizin. Das Management des Herz-Kreislauf-Stillstands ist als besonders wichtiges Beispiel hervorzuheben. Um dieses spezielle Problem zu lösen, haben das European Resuscitation Council (ERC), die American Heart Association (AHA), das Australian Resuscitation Council, das Resuscitation Council von Südafrika und vergleichbare Organisationen in anderen Kontinenten nach intensiven Diskussionen und einer Reihe von Konsensusprozessen die „Guidelines for Uniform Reporting of Data following Out- of-Hospital and In-Hospital Cardiac Arrest - the Utstein Style” [13] [14] zusammengestellt. Seither wurden Studien unterschiedlicher Zentren veröffentlicht, die auf der Basis dieser einheitlichen Terminologie und Richtlinien den validen Vergleich von Daten und Systemen ermöglichen.

1995 veröffentlichten Spaite et al. [21] in den USA einen Bericht der „Uniform Prehospital Emergency Medical Services Data Conference”. Darin wurden Prinzipien der Datenerfassung definiert, mit dem Vorschlag Daten in „Core” (essentielle Daten) und „Optionale” (ergänzende Daten) Daten zu unterteilen, um verwendbare Informationen für die Qualitätsverbesserung von Therapie und Forschung, speziell in der Präklinik, zu erzielen.

Beim 7. jährlichen Symposium der „International Trauma Anaesthesia and Critical Care Society” (ITACCS) 1994 in Paris kam eine ITACCS-Arbeitsgruppe überein, basierend auf dem Utstein-Konzept ein System zur einheitlichen Dokumentation speziell für Traumata zu entwerfen [16]. Das Projekt sollte nicht nur auf prähospitale Daten begrenzt sein, sondern auch die Daten der frühen innerklinischen Traumaversorgung sowie die Daten von Outcomestudien erfassen. 1996, während des 9. ITACCS-Symposiums in London, traf sich die Arbeitsgruppe erneut und stimmte überein, dass mittlerweile ein dringlicher Bedarf für ein einheitliches Terminologie- und Dokumentationsmodell bestehe. Ziel war die Erfassung, Verarbeitung, Überprüfung und Analyse von Daten zu erleichtern, die sowohl vergleichbar als auch kompatibel sein sollten.

Ein solches System sollte folgende Charakteristika beinhalten:

Ein strukturiertes Dokumentationssystem basierend auf dem „Utstein-Style-Modell”. Dieses soll den Vergleich von Daten und Statistiken ermöglichen, um eine unabhängige oder auch vergleichende Überprüfung von Performance und Qualität der Traumaversorgung zu gewährleisten 13 14 21. Die Empfehlungen und Vorgaben sollen sowohl die präklinische als auch die innerklinische Traumaversorgung einschließen. Die Empfehlungen und Vorgaben sollen weiterhin sowohl die Evaluierung innerhalb eines Systems als auch die vergleichende Evaluierung verschiedener Systeme erlauben. So wird die Qualität der Traumaversorgung verbessert und Vorteile verschiedener Systeme und Innovationen können identifiziert werden. Das Modell soll außerdem Studien zur Verbesserung epidemiologischer Kenntnisse bezüglich des Traumas vereinfachen. Im Mittelpunkt solcher Untersuchungen sollten beispielsweise die Faktoren stehen, die das Überleben nach Trauma beeinflussen.

Im Februar 1998 traf sich das Konsensus-Projekt-Komitee in Mainz, um einen definitiven Entwurf des Konzeptes zu erarbeiten. Die Arbeit erfolgte in sechs Kleingruppen zu fünf Mitgliedern, daran schloss sich eine offene Diskussion in einer Sitzung aller Teilnehmer an. Anschließend wurden in den einzelnen Kleingruppen die verschiedenen Komponenten des Konzepts entworfen, diskutiert und weiterentwickelt. Der Schriftführer jeder Gruppe übermittelte die Entwürfe an ein „Writing-Komitee”, welches mit der Zusammenstellung des Gesamtentwurfes betraut wurde. Diese Etappe konnte im Mai 1998 während des 11. ITACCS-Jahressymposiums in Wien erfolgreich abgeschlossen werden. Vor und nach diesem Treffen wurden in das abschließende Dokument substanzielle Ergänzungen von Wissenschaftlern und Klinikern zusätzlicher Fachdisziplinen sowie von Wissenschaftsorganisationen aus der ganzen Welt eingebracht.

1 Mit freundlicher Genehmigung: Anaesthesist 2000; 49: 255 - 268 © Springer-Verlag 2000.

Literatur

1 Mit freundlicher Genehmigung: Anaesthesist 2000; 49: 255 - 268 © Springer-Verlag 2000.

2 Übersetzung: B. Wolcke, Klinik für Anästhesiologie, Johannes Gutenberg-Universität, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz.

Prof. Dr. Dr. hc. med. W. F. Dick

Klinik für Anästhesiologie

Klinikum der Universität Mainz

Langenbeckstraße 1

55131 Mainz