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DOI: 10.1055/s-2001-11932
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Michael Balints Menschenbild und seine Auffassung von der Psychoanalyse[1]
Publication History
Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung
Die Arbeit ist dem Beitrag Michael Balints bezüglich der Entwicklung und Pathogenese der Objektbeziehungen gewidmet. Während Freuds Metapsychologie zufolge das Ich ursprünglich durch einen ubiquitären primären Narzissmus besetzt ist, geht Balint davon aus, dass klinisch nur die pathologischen Formen eines sekundären Narzissmus nachzuweisen sind. Im Gegensatz zu Freuds Annahme einer primär destruktiven dynamischen Grundausstattung der menschlichen Psyche nimmt Balint eine positive Grundeinstellung des Menschen zu seiner sozialen Umgebung an. Für ihn sind Destruktivität und Aggression Reaktion und Folge fehlgelaufener Objektbeziehungen und Ausdruck von Traumatisierungen in zwischenmenschlichen Objektbeziehungen. Auch im Hass sieht Balint, nicht wie Freud, eine unvermeidliche Begleiterscheinung der Einführung erster Vorläufer des Realitätsprinzips. Aus Balints Sichtweise ist der Hass Auswirkung und Folge frustraner und enttäuschender zwischenmenschlicher Umgangsweisen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen, die Entwicklung und Pathogenese von Objektbeziehungen betreffend, bedingen zwangsläufig Differenzen in der psychoanalytischen Vorgehensweise. Balint kritisiert die klassische psychoanalytische Vorgehensweise, die dem Analytiker hauptsächlich die Aufgabe der Deutung zukommen lässt, indem er selbst im Therapeuten einen Dolmetscher sieht, der selbst in unaufdringlicher Art und Weise als bedürfniserkennendes und bedürfnisverstehendes Objekt zur Verfügung steht. Diese klinische Vorgehensweise wird an einem Fallbeispiel erläutert und diskutiert.
Michael Balint’s Anthropological Basic Assumptions and Concept of PsychoanalysisSummary
The article discusses Michael Balint’s contribution to the understanding of the development and pathogenesis of object relations. Whereas in Freud’s metapsychology the ego is originally cathected by a ubiquitous primary narcissism, Balint proceeds from the assumption that clinically only the pathological forms of secondary narcissism can be demonstrated. In contrast to Freud’s assumption that the basic dynamics of the human psyche ar primarily destructive, Balint sees the individual as having a positive attitude towards those in his or her social environment. For Balint destructiveness and aggression are reactions to and the consequence of failed object relations and the expression of traumatisations in interpersonal object relations. Balint not considers hate to be an unavoidable corollary to the introduction of the first precursors of the reality principle. In his view, hate is the result and consequence of frustrating and disappointing interpersonal relations. These different views of the development and pathogenesis of object relations inevitably lead to differences in psychoanalytic technique. Balint criticises classical psychoanalytic technique, in which the analyst’s main task is to interpret, himself seeing the therapist as a person who makes himself unobtrusively available as an object that recognises and understands needs. This clinical approach is explained and discusses on the basis of a case report.
1 Überarbeitete Fassung eines Vortrages des Erstautors im Rahmen der 16. Berliner Balint-Studientagung am 17.10.1998
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1 Überarbeitete Fassung eines Vortrages des Erstautors im Rahmen der 16. Berliner Balint-Studientagung am 17.10.1998
2 Sigmund Freud, Gesammelte Werke, Band 1 - 17 London 1940 - 1952, Band 18 Frankfurt/M. 1968, seit 1960 beim S. Fischer Verlag, Frankfurt.
Prof. Dr. med. J. Frommer
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätklinikum
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg