Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(16): 479
DOI: 10.1055/s-2001-12887
Fragen aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ascaridenbefall bei einer Schwangeren

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

Frage: Ich betreue eine schwangere Patientin, die einen mikroskopisch nachgewiesenen Ascaridenbefall hat. Die Behandlung im ersten Trimenon mit gängigen Wurmmitteln ist aufgrund der potenziellen Teratogenität kontraindiziert. Welche Behandlung ist in welchem Trimenon erlaubt und sicher?

Antwort: Der Befall erfolgt durch die Aufnahme invasionsfähiger Eier mit verunreinigten Nahrungsmitteln, zum Beispiel Salat oder rohes Gemüse. Werden die Eier im Magen-/Darm-Trakt aufgenommen, so wird durch den Magensaft und den Bauchspeichel die Kapsel aufgelöst, die Larven wandern durch die Schleimhaut und gelangen über die Pfortader und die Leber bzw. den Ductus thoracicus mit dem Blut in die Lungen. Dort verbleiben sie und entwickeln sich weiter. Schließlich werden sie ausgehustet und heruntergeschluckt. Wesentliche Krankheitserscheinungen fehlen meist. Die Spulwürmer siedeln sich im Dünndarm an und können eine Länge bis zu 35 cm haben.

Soweit aus den wenigen Publikationen zu dieser Problematik ersichtlich, gibt es keine Gefährdung des Kindes während der Schwangerschaft und auch nicht unter der Geburt.

Therapie: Präzise Empfehlungen zur Therapie fehlen. Mittel der Wahl ist Mebendazol, ein gut verträgliches Anthelminthikum zur Therapie von Oxyuren und Ascariden. Es gibt keine großen Erfahrungen während der Schwangerschaft. Embryo- oder fetotoxische Schäden konnten jedoch bisher nicht nachgewiesen werden. Da im Tierversuch unter hohen Dosierungen Fehlbildungen beobachtet wurden, sollte eine Wurmkur in den ersten 3 Monaten möglichst vermieden werden [1] [2] [3] [4] .

Literatur

  • 1 Briggs G G, Freeman R K, Yaffe S J. Drugs in pregnancy and lactation. Williams & Wilkins, Baltimore 1998
  • 2 Kleinebrecht J, Fränz J, Windorfer A. Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 1995
  • 3 Kyank H, Beller F K. Erkrankungen während der Schwangerschaft. Thieme, Stuttgart 1983
  • 4 Spielmann H, Steinhoff R, Schaefer C, Bunjes R. Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. 5. Auflage, Fischer, Stuttgart 1998

Prof. Dr. med. G. Grospietsch

Frauenklinik und Hebammenlehranstalt Städtisches Klinikum

Celler Straße 38

38114 Braunschweig

    >