Deutsche Zeitschrift für Akupunktur 2001; 44(2): 109
DOI: 10.1055/s-2001-14481
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Karl F. Haug Verlag in MVH Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co. KG

Fallbeschreibung: Der besondere Fall

FortbildungDescription of a CaseDaniela Stockenhuber
  • Kaiserin Elisabeth-Spital, 2. Medizinische Abteilung, Wien
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Vor einigen Monaten suchte eine 58-jährige Patientin wegen Herz-Rhythmus-Störungen unsere Akupunktur-Ambulanz auf. Diese waren bei diversen Untersuchungen in anderen Spitälern bereits als ventrikuläre Rhythmusstörungen bis Lown IV a klassifiziert worden. Die Patientin beschrieb ihre Beschwerden als absolut unerträgliches “Herzstolpern”, welches aus heiterem Himmel sowohl in Ruhe als auch bei Belastung auftrat und bei ihr Panikattacken auslöste. Insgesamt bestanden leichte Rhythmusstörungen bereits seit etwa 30 Jahren. Seit nunmehr 2 Jahren traten diese mehrmals täglich auf und hatten eine Intensität erreicht, welche die Lebensqualität der Patientin zunichte machte. Ihre Pensionierung ein Jahr zuvor hatte keine Änderung bewirkt und mehrmalige Therapieversuche mit Beta-Blockern waren wegen einer ausgeprägten Bradycardie-Neigung und Hypotonie frustran verlaufen.

An medikamentöser Therapie erhielt die Patientin zu jenem Zeitpunkt lediglich Psychopax-Tropfen und eine antiphlogistische Medikation (bei Bedarf) wegen gleichzeitiger Schmerzen im cervikalen und oberen thorakalen Wirbelsäulenbereich.

Mittels eines VAS (Visual Analog Score von 1-10) bezifferte sie ihre Beschwerden mit 10.

Anhand einer Skala von 1-5 (1= das Beste, 5= das Schlechteste), gab sie die Beschwerde an sich mit 5, ihr Wohlbefinden mit 5 und ihren Schlaf ebenfalls mit 5 an. Ihre Konzentrationsfähigkeit und Nervosität lagen bei 4.

Wir entschlossen uns daraufhin zu einer Akupunkturtherapie, veranlassten jedoch zuvor ein 24-Stunden EKG an unserer Internen Ambulanz. Dabei zeigte sich ein Sinusrhythmus mit einer sehr hohen Anzahl an ventrikulären Extrasystolen, nämlich 5310 VES bei 97086 Total Beats (das sind 5,5 % aller Schläge), 29 Couplets und 282 Bigeminy runs bei einer durchschnittlichen Frequenz von 70 BPM. Anschließend therapierten wir 12 Wochen hindurch einmal pro Woche über Körperakupunktur (z.B. LG 20, KG 14, 15, B 15 und 39, H 7, M 36, KS 6) und Aurikulotherapie (“Sonne”, Vegetativum und Herz 100) bzw. Yamamoto (Zone A und E), wobei die gestochenen Punkte jeweils etwas entsprechend der Schilderung und dem Befinden der Patientin variiert wurden.

Bereits bei der 3. Behandlung trat eine Besserung ein, nach 9 Therapien waren die Symptome um 60 % gelindert. Nach der 12. Akupunktur bezifferte die Patientin ihr gesamtes Beschwerdebild mittels VAS mit 1,4. Auch anhand der schon zuvor erwähnten Beurteilungsskala von 1-5 ließ sich die Besserung darstellen. Die Patientin gab die Beschwerde an sich, das Wohlbefinden, den Schlaf und die Nervosität jeweils mit 2 an, lediglich die Konzentration bezeichnete sie mit 3.

Ein anschließend neuerlich durchgeführtes 24-Stunden-EKG zeigte abermals einen Sinusrhythmus mit 1423 VES bei 78235 Total Beats (das sind 1,8 % aller Schläge) lediglich 7 Couplets und 32 Bigeminy Runs bei einer durchschnittlichen Frequenz von 57 BPM, was einer verifizierbaren Besserung im Vergleich zum Vorbefund entsprach.

Dr. Daniela Stockenhuber

Kaiserin Elisabeth-Spital, Akupunkturambulanz

Huglgasse 1-3, A-1150 Wien

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