Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(23): 675-679
DOI: 10.1055/s-2001-14700
Originalien
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Präklinik in der Klinik

Innerbetrieblicher Notarzt- und Rettungsdienst an einem GroßklinikumExperience with an in-hospital emergency service in a large hospitalC. Byhahn1 , D. Meininger1 , M. Bueck1 , P. Kessler1 , M. Füllner2 , V. Lischke1
  • 1Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie (Direktor: Prof. Dr. med. R. Dudziak)
  • 2Dezernat 4, Wirtschaftsbetriebe und Logistik, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
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Publication Date:
10 October 2002 (online)

Grundproblematik und Fragestellung: Während an vielen Kliniken für die Erstversorgung akut lebensbedrohlich erkrankter Patienten in Behandlungsbereichen außerhalb der Intensivstation ein so genanntes Reanimationsteam alarmiert wird, erfolgt die ärztliche Versorgung von Notfallpatienten außerhalb der Bettenbereiche und Ambulanzen weitgehend ungeregelt oder durch den öffentlichen Rettungsdienst. Um bei Notfällen in diesen Klinikumsbereichen ebenfalls eine sofortige ärztliche Hilfe anbieten zu können, erfolgte im Jahr 1999 die Einrichtung eines innerbetrieblichen Notarzt- und Rettungsdienstsystems an unserem Klinikum. In der vorliegenden Arbeit wird über die Struktur dieses Systems sowie die Erfahrungen in den ersten 26 Monaten seit Indienststellung berichtet.

Patienten und Methode: Die Notarzteinsatzprotokolle aller 147 im Untersuchungszeitraum durchgeführten Einsätze wurden ausgewertet. Eine Differenzierung erfolgte nach Art des Notfalls sowie dem vom »National Advisory Committee for Aeronautics« eingeführten NACA-Score zur Beurteilung des Schweregrades einer Erkrankung (Punkteskala von 1 bis 7).

Ergebnisse: 45 Einsätze erfolgten in einem der 17 Krankengebäude. 92 Alarmierungen erfolgten zu Notfallorten innerhalb der Funktionsbereiche und -gebäude des Klinikums sowie dessen Straßen- und Wegenetz, während 3 Einsätze außerhalb des Klinikumsgeländes stattfanden. 7 Alarmierungen erfolgten in böswilliger Absicht. Die Fehleinsatzquote betrug 31,3 %. Von den 125 behandelten Patienten wiesen 30 einen NACA-Score zwischen 4 und 6 auf und waren somit schwer oder lebensbedrohlich erkrankt bzw. verletzt. Weitere 6 Patienten verstarben am Einsatzort bzw. wurden bereits tot aufgefunden. Bei 101 Einsätzen war der Transport des Notfallpatienten in die Notaufnahme erforderlich.

Folgerungen: Der betriebliche Rettungsdienst an unserem Klinikum hat seit seiner Indienststellung einen stetig zunehmenden Bekanntheitsgrad bei den Kliniksmitarbeitern erfahren, der sich in der steigenden Einsatzfrequenz niederschlägt. Der Anteil an Patienten mit einem NACA-Score zwischen 4 und 6 von 20,4 % zeigt aufgrund der bislang vorliegenden Erfahrungen den Stellenwert eines derartigen Systems an einem topographisch verzweigten Klinikum auf. Um die Effizienz und Qualität des betrieblichen Rettungsdienstes weiter zu verbessern, sollten die für den öffentlichen Rettungsdienst gesetzlich verankerten personellen Mindestqualifikationen auch innerbetrieblich umgesetzt werden, da gegenwärtig an der Einbindung des klinikinternen Notarztsystems in den öffentlichen Rettungsdienst als Rückhaltereserve gearbeitet wird.

Experience with an in-hospital emergency service in a large hospital

Background and Objective: Many hospitals have a special resuscitation service that is responsible for life-threatening emergencies outside the hospitals intensive care unit, i. e. in the wards and in patient-treatment areas. In contrast, there is generally no emergency service caring for patients, visitors or personnel outside of these areas. In order to provide emergency medical help in the entire hospital area, in 1999 we instituted an additional in-hospital emergency service to cover the larger hospital area. This paper describes the structure of our in-hospital emergency service and our experience in the first 26 months after its establishment.

Patients and Methods: We analysed the emergency protocols of all 147 episodes, that had occurred within the first 26 months. We classified them according to type of disease and/or injury by using the NACA score (range 1 to 7) to assess the severity of disease and/or injury.

Results: 45 episodes took place within one of the 17 hospital buildings. 92 requests for help came from the hospital service and treatment areas including walkways and passages, while 3 came from the immediate vicinity outside of the hospital. A total of 7 requests turned out to be pranks, and 31.3 % responses proved to be unnecessary when the team arrived at the scene. Of the total of 125 treated cases, 30 had a NACA score between 4 and 6, denoting life-threatening injury and/or disease. 6 patients were found dead at the scene or died shortly after arrival of the team. 101 of the patients had to be admitted to the hospital’s emergency room.

Conclusion: Since its establishment, knowledge of the existence of our in-hospital emergency service has steadily increased within the hospital community. As a consequence, number of events have likewise steadily increased. We believe that a total of 20.4 % life-threatening events underscores the importance of the service in our large and extended hospital area. We also feel that our adherence to the training and personnel requirements demanded of public emergency services is necessary in order to insure the quality and efficacy of the service. This is also important because of current intentions to use our in-hospital service as a back-up and/or reserve for the community’s public emergency services.

Literatur

  • 1 Bein T. Scores. München, Wien, Baltimore: Urban und Schwarzenberg In: Jauch KW, Madler C, Werdan K (Hrsg.). Das NAW-Buch 1994: 108-116
  • 2 Jahresbericht der Feuerwehr Hamburg 1999. http://www.feuerwehr-hamburg.org Freie und Hansestadt Hamburg
  • 3 Landesärztekammer Hessen .Anforderungen zum Erwerb des Fachkundenachweises »Rettungsdienst«. Beschluss der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen vom 09.03.1996 und Beschluss des Präsidiums vom 29.05.1996
  • 4 Land Hessen .Verordnung zur Ausführung des § 10 des Gesetzes zur Neuordnung des Rettungsdienstes in Hessen (Hessisches Rettungsdienstgesetz HRDG 1998) vom 24. November 1998. GVBI. I S. 499. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil 1, 29.05.2000

Korrespondenz

Dr. med. Christian Byhahn

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin undSchmerztherapie, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt

Phone: 069/63015858

Fax: 069/63017695

Email: c.byhahn@em.uni-frankfurt.de

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