Handchir Mikrochir Plast Chir 2001; 33(3): 198-206
DOI: 10.1055/s-2001-15132
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Langzeitergebnisse nach Swanson-Prothesenversorgung des rheumatischen Handgelenks

Long-Term Results of Swanson-Silastic Arthroplasty in the Rheumatoid WristS. Schill1 , H. Thabe1 , W. Mohr2
  • 1 Orthopädische und Rheumaorthopädische Abteilung (Chefarzt: Dr. med. H. Thabe), Diakonie Krankenhaus - Kreuznacher Diakonie, Bad Kreuznach
  • 2 Abteilung Pathologie, Universität Ulm, Ulm
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Zusammenfassung

Die prothetische Versorgung des rheumatischen Handgelenks wurde lange Zeit durch die Swanson-Silikon-Spacer dominiert. Trotz guter subjektiver Ergebnisse liegen die Hauptkritikpunkte in den radiologischen Langzeitkomplikationen und den potenziellen Abriebschäden der Silikonimplantate. Unsere eigenen Nachuntersuchungsergebnisse bestätigen eine hohe Rate an Ermüdungsbrüchen, Osteolysen und insbesondere eine progrediente karpale Höhenminderung.

Im Zeitraum 1984 bis 1992 wurden 87 Patienten mit 102 Swanson-Silastik-Prothesen versorgt. Bei allen Patienten war die Diagnose einer chronischen Polyarthritis gesichert. Die mittlere Erkrankungsdauer betrug 16,1 Jahre mit einem symptomatischen Handgelenkbefall von durchschnittlich 11,8 Jahren. Operiert wurden 71 Frauen und 16 Männer. Eine bilaterale Prothesenversorgung wurde bei 15 Patienten durchgeführt. Der Altersgipfel lag bei 56,9 Jahren. In einer retrospektiven Studie konnten 72 Patienten mit 82 Prothesen klinisch und radiologisch nachuntersucht werden. 12 Patienten waren zum Nachuntersuchungszeitpunkt bereits verstorben und drei unbekannt verzogen. Der Nachuntersuchungszeitraum lag zwischen fünf und 14 Jahren mit einem Mittelwert von 9,7 Jahren. Die Nachuntersuchung basierte auf dem Bewertungsschema nach Clayton und erfasste die Parameter Schmerzreduktion, Stabilität, Beweglichkeit und Extensionskraft auf einer 100-Punkte-Skala.

Die Clayton-Bewertung verbesserte sich durchschnittlich von 47,2 auf 69,4 Punkte postoperativ. Damit erreichten 51 % der Patienten gute und sehr gute Ergebisse. Ein zufriedenstellendes Resultat wurde von 16 % erzielt. 33 % der Prothesenversorgungen wurden als schlecht bewertet. Bei der aktuellen Untersuchung waren 28 % der Patienten schmerzfrei, 40,2 % klagten über leichte Schmerzen. Eine mäßige Schmerzqualität berichteten 22 %, und 9,8 % klagten über deutliche Handgelenkschmerzen. Die aktive Beweglichkeit für die Streckung und Beugung des Handgelenks blieb nahezu unverändert. Postoperativ zeigte sich lediglich eine diskrete Reduktion der Streckung. Ein moderater Bewegungsgewinn von + 5,7 Grad war für die Ulnar-Radialduktion zu verzeichnen. Die radiologischen Verlaufskontrollen zeigten einen hohen Prozentsatz an Materialermüdung mit Prothesenbruch (31 %) und Stielverbiegungen. Zudem war eine progrediente karpale Höhenminderung mit Reduktion des karpalen Höhenindex und Einsinken der Swanson-Spacer auffällig.

Die vorgestellten Untersuchungsergebisse nach Swanson-Arthroplastik zeigen eine zufriedenstellende Verbesserung der Handgebrauchsfähigkeit mit guter Patientenakzeptanz. Hauptkritikpunkte waren die radiologischen Langzeitkomplikationen, insbesondere der karpale Höhenverlust mit Einsinken der Spacer. Größere Dysbalancen im Handgelenk führen trotz Versorgung mit Silikon-Spacern zum Abknicken oder Bruch der Prothesen.

Summary

Silicone-wrist arthroplasty has dominated reconstructive surgery of the rheumatoid wrist for a long time. Silicone interposition wrist arthroplasty yielded good clinical results in short and midterm studies. The durability and longevity of the prosthesis however is limited and progressive X-ray deterioration and silicone synovialitis are the main shortcomings.

We present the ten-year follow-up results of 102 rheumatoid wrists operated between 1984 and 1992. 72 patients with 82 wrist arthroplasties were clinically and radiologically examined. The mean age at operation was 56.9 years. The average onset of R.A. was 16.1 years. Each wrist was rated on a 100-point scale, with points based on wrist balance, range of motion, pain relief and extensor strength.

The postoperative Clayton score averaged 69.4 points. Including revision cases, 51 % of the Swanson implants were rated good or excellent, 16 % fair, and 33 % were judged poor because of pain or prosthesis breakage. Patient satisfaction and pain relief were achieved in 68.2 %. Active motion with unrevised implants was 21 degrees extension and 31 degrees flexion. We noticed a moderate increase (+ 5.7°) for ulnar-radial deviation.

There was a progressive deterioration in the radiographic appearance. Implant fracture occurred in 31 % of the patients. Subsidence of the implant and significant reduction of carpal height was noticed in 82.5 % of the prosthesis. Revision procedures were performed in eleven cases.

We conclude that the clinical and radiological results of Swanson silicone interposition arthroplasty will deteriorate with the passage of time. Beyond the potential deleterious effects of silicone, long-term radiological complications such as implant fracture, subsidence and carpal collapse are the main disadvantages of Swanson arthroplasty of the wrist. We therefore currently recommend the MPH-total wrist design in patients with rheumatoid arthritis.

Literatur

Dr. med. Stefan Schill

Orthopädische Universitätsklinik

Kaiser-Karl V-Allee 3

93077 Bad Abbach