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DOI: 10.1055/s-2001-16838-2
Expertenfragen und -antworten zum Thema Weichteiltumoren
Expert questions and answers on the subject of soft tissue sarcomasPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
29. April 2004 (online)

Welche Diagnostik ist bei Weichteiltumoren absolut notwendig, um die Indikation zur
chirurgischen Therapie (oder eine andere Therapie) zu stellen?
Das erste Symptom eines Weichteiltumors ist in den meisten Fällen die Schwellung.
Der Verdacht auf einen malignen Weichgewebstumor ist um so härter, je kürzer die Anamnese
ist. Eine Ausnahme stellen hier Tumoren des Beckens, des Retroperitoneums und des
Abdomens dar, die durch ihre Vielfalt von Symptomen oftmals über ein längeres zeitliches
Intervall fehlgedeutet werden können. Die klinische Untersuchung kann weitere richtungsweisende
Informationen geben. Eine pathologische Gefäßzeichnung, Hyperthermie, Schmerzen und
Funktionseinschränkung sind Kriterien, die gelegentlich auf einen malignen Weichgewebstumor
hinweisen können.
Die Bildgebung ist primär mit der Sonographie einzuleiten. Sie erlaubt Angaben zur
Tumorgröße und -lokalisation (extra/lintrakompartmental) zur Konsistenz, zur Beziehung
zu Gefäß- und Nervenstrukturen und kann ein infiltratives Tumorwachstum nachweisen.
Ist im Ergebnis der Sonographie der Verdacht auf einen malignen Weichgewebstumor geäußert
worden, so ist vor allen weiteren Maßnahmen die Durchführung einer MRT, ggf. Angio-MRT
bei unmittelbarer Gefäßbeziehung, anzustreben. Sie bietet derzeit durch die dreidimensionale
Darstellung, die verschiedenen Gewichtungen und die anatomisch korrekte Interpretation
die größte Information bei der Beurteilung von Weichgewebstumoren. Bestehen in Zusammenschau
aller Untersuchungsergebnisse keine Malignitätskriterien, so ist in Abhängigkeit von
der Beschwerdesymptomatik über die therapeutische Exzision oder die Verlaufskontrolle
zu entscheiden. Ist ein maligner Weichgewebstumor nicht auszuschließen, so ist die
resultierende Konsequenz die histologische Diagnosesicherung. Sind die Tumoren kleiner
als 3 cm und oberflächlich lokalisiert, so besteht die Indikation zur Exzisionsbiopsie,
wobei der Tumor mit einer Hüllschicht gesunden Gewebes entfernt wird. Bei allen anderen
Konstellationen sind die bildgebend gestützte Stanzbiopsie/Feinnadelbiopsie (bei entsprechender
Expertise) oder die offene Inzisionsbiopsie anzustreben. Im Falle der Inzisionsbiopsie
ist unbedingt die definitive Schnittführung zu berücksichtigen, um nachfolgend ggf.
aufwendige rekonstruktive Techniken, bedingt durch eine falsche Schnittführung oder
falsch ausgeleitete Wunddrainagen, zu minimieren.
Für die weitere Therapieentscheidung ist die Erhebung eines suffizienten histopathologischen
Befundes dieser seltenen Tumorentitäten unabdingbar, um eine unnötige Therapieverzögerung
von vornherein zu vermeiden.
Der alleinige klinische Verdacht auf das Vorliegen eines Weichgewebstumors sollte
nicht zur übereilten chirurgischen Intervention führen.
Dr. P.-U. Tunn,
Dr. C. Kettelbach,
Prof. P. M. Schlag
Klinik für Chirurgie/Onkologie
Charite Campus Buch
Robert Rössle Klinik
Linbenberger Weg 80
13125 Berlin