Laryngorhinootologie 2001; 80(11): 632-634
DOI: 10.1055/s-2001-18291
HAUPTVORTRAG
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Komplexe Rekonstruktionen mit freien Transplantaten im Kopf-Hals-Bereich

Complex Reconstructions with Free Transplants in the Head-Neck AreaS. Remmert
  • Klinik für HNO-Heilkunde der Medizinischen Universität zu Lübeck
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Publication Date:
07 November 2001 (online)

Die operative Therapie von Malignomen im Kopf-Hals-Bereich führt durch die Resektion unterschiedlicher Gewebekompartimente einschließlich nervaler Strukturen zu spezifischen Funktionsstörungen. Die rekonstruktive Chirurgie muss unter Berücksichtigung der Funktionswiederherstellung den Ersatz dieser Gewebe wenn möglich mit Innervation anstreben. Eine besondere Problematik stellen dabei komplexe plastisch-rekonstruktive Maßnahmen bei großen Oberflächendefekten, mehrschichtigen Defekten und Defekten unterschiedlicher anatomischer Regionen dar.

Für die Wiederherstellung der Anatomie im Bereich solcher Defekte eignen sich besonders mikrogefäßanastomosierte Gewebetransplantate. In Abhängigkeit der Lage des axialen Gefäßbündels im Gewebe lassen sich unterschiedliche Transplantattypen mit spezifischer geweblicher Zusammensetzung definieren. Bei kutanen Transplantaten liegt das Gefäßbündel in der Subkutis. Vertreter sind das Skapula- und das Paraskapulatransplantat. Bei fasziokutanen Transplantaten verlaufen die Gefäße in einer Muskelfaszie und versorgen über Perforatoren die darüber liegende Haut. Spenderregionen sind der Ober- und Unterarm. Bei myokutanen Transplantaten, wie dem Latissimus-dorsi-Transplantat wird die Muskulatur und die Haut über tiefe Muskelgefäße versorgt. Erstreckt sich das Kapillargebiet zusätzlich in Knochenstrukturen können osteomyokutane Einheiten gewonnen werden. Diese Situation findet man im Bereich der Beckenschaufel und des Unterschenkels. Ein Spendergebiet für myofasziale Transplantate stellt die infrahyoidale Muskelgruppe dar. In der Regel wird diese Muskulatur als neurovaskulärer Insellappen am intakten Gefäß-Nervenbündel verlagert. Bei Defekten die außerhalb des Rotationsradius liegen, besteht aber die Möglichkeit, den Gefäßstiel zu dissektieren und das Gewebe nahe dem Defektort mikrochirurgisch zu verpflanzen. Das Spendergebiet für Schleimhauttransplantate ist der Dünndarm.

Die Auswahl der Rekonstruktionsmethode wie auch der Spenderregion wird von der Lokalisation und der Größe des Defektes bestimmt.

Prof. Dr. Stephan Remmert

Klinik für HNO-Heilkunde der
Medizinischen Universität zu Lübeck

Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck

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