Laryngorhinootologie 2001; 80(12): 754
DOI: 10.1055/s-2001-19584
TAGUNGSBERICHT
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bericht über das zweite gemeinsame Seminar tschechischer und mitteldeutscher HNO-Ärzte in Jičin (Böhmen), 30. 3. - 1. 4. 2001

Report on the Second Joint Seminar of Czech and Mid-German Otorhinolaryngologists in Jic|uin (Bohemia) 30. 3. - 1. 4. 2001H. Ganz
  • Marburg
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Publication Date:
16 January 2002 (online)

65 mitteldeutsche und tschechische HNO-Ärztinnen und -ärzte trafen sich nicht nur um fachliche Informationen zu vermitteln, sondern auch um menschliche Kontakte über Grenzen hinweg herzustellen bzw. zu vertiefen. Diesem Anspruch wurde die Tagung, wie auch ihre Vorgängerin im Jahre 1989, in vollem Umfange gerecht.

Im wissenschaftlichen Teil führten 37 Vorträge durch alle Teilgebiete des HNO-Faches. Der Referent hat sich auszugsweise notiert:

Heilmann berichtete über die Riechprüfung, die an der Dresdener Univ.-Klinik mit sniffing sticks sowie - als Ersatz des Güttich-Tests - mit Schmeckpulvern durchgeführt wird. Die Olfaktometrie dient nur der Objektivierung der Anosmie. - U. Sonnefeld, Jena, vertrat die einseitige Tonsillektomie bei Kindern mit schlafassoziierten Atemstörungen anhand 24 nachkontrollierter Fälle. - Sesterhenn, Marburg, führte in das hochaktuelle Problem der Wächterlymphknoten bei Kopf-Halskarzinomen mit No-Hals ein und konnte über Erfahrungen an 37 Patienten mit intraoperativer Sentinel-Lymphonodektomie berichten. Es ist noch zu früh, die Indikationen zur Neck-dissection zu ändern. - Celahorsky et al. aus Hradec Kralove teilten ihre Erfahrungen mit der Nebenschilddrüsenchirurgie mit. Hyperkalzämie tritt am häufigsten durch Tumormetastasen auf, an zweiter Stelle steht der Hyperparathyreoidismus. Die Sonographie hat 80 %, der Te99-Scan 80 - 100 % Treffsicherheit. In 20 % der Fälle muss mit atypischer Lokalisation der Epithelkörperchen gerechnet werden. - Muška et al., Kyjov, belegten kieferchirurgische Indikationen der Tracheostomie (Kieferklemme, Unterkiefer-Gesichtsfrakturen) und rieten, mit dem Eingriff nicht zu lange zu warten. - Nach Knothe, Dresden, ist die chronische Otitis media nicht grundsätzlich doppelseitig. Die Untersuchung von 514 Patienten ergab gesunde Gegenohren in 36 %. Bei Männern wurden überwiegend Cholesteatome beobachtet. - Über Speichelsteine referierten Knöbber, Homburg/Saar (Übersicht) sowie Kunze, Erfurt. Die Lithotripsie ist bei allen Parotissteinen sowie prinzipiell bei Konkrementen unter 12 mm Methode der ersten Wahl. - Valvoda et al., Praha, berichteten über 240 Tympanoplastiken, davon die Hälfte Revisionsoperationen. Für die Myringoplastik verwenden sie nach wie vor Faszie in Underlay-Technik. 12 % Reperforationen. Zum Ossikulaersatz wird die Interposition des Restamboss oder von Mastoidknochen bevorzugt. Die Hörgewinne waren für alle Typen von Rekonstruktionen etwa gleich. - Beleites jun., Dresden, berichtete über die akustischen Eigenschaften von Mittelohrimplantaten, wobei sich Titan, Gold und Bioverit als etwa gleichwertig erwiesen. Die Ankopplung ist wichtiger als das Prothesenmaterial. - Die Diskussion, wiederum ohne Zeitdruck, war lebhaft und angeregt. - Eine nachahmenswerte Neuerung: die jeweils 3 besten Vorträge deutscher und tschechischer Nachwuchswissenschaftler wurden prämiert. Die Autoren werden durch eine 8-tägige Hospitation in einer renommierten Klinik des jeweiligen Gastlandes belohnt.

Höhepunkt des Beiprogramms war ein Kammerkonzert im Festsaal des historischen Wallensteinpalais, unter Mitwirkung von Künstlerinnen der Olmützer Oper, bei dem außer Werken von Smetana und Dvořák auch Klavierstücke und Lieder von Horst Ganz (ur)aufgeführt wurden.

Wir hoffen, dass dieser Veranstaltungstyp Schule macht und freuen uns schon auf ein - möglichst baldiges - drittes Seminar ohne Grenzen.

Prof. Dr. med. Horst Ganz



Hans-Sachs-Straße 1
35039 Marburg/Lahn

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