Zentralbl Chir 2002; 127(3): 161-163
DOI: 10.1055/s-2002-24257
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Sepsis

Eine Herausforderung für die Medizin und das GesundheitswesenSepsisA Challenge for Medicine and HealthcareK. Reinhart, F. M. Brunkhorst
  • Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Publication Date:
04 April 2002 (online)

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Die Sepsis ist eine Herausforderung für die Medizin und das Gesundheitswesen

Die schwere Sepsis und der septische Schock sind die Haupttodesursachen auf nicht-kardiologischen Intensivtherapiestationen [1] [2]. Epidemiologische Untersuchungen der amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention, Atlanta (CDC) haben ergeben, dass in den USA pro Jahr ca. 200 000 Menschen an schwerer Sepsis und ihren Folgen sterben, damit vergleichbar der Letalität an Herzinfarkt [3]. Diese hohe Inzidenz ist durch neuere Datenerhebungen aus den USA, die sich auf klinische Sepsiskriterien stützen und auf 751 000 Patienten mit schwerer Sepsis (mit mindestens einem Organversagen) beziehen, bestätigt worden. Die Sterblichkeitsrate betrug 38,6 %, die geschätzten Krankenhausgesamtkosten lagen bei ca. 17 Milliarden Dollar. Das entspricht einer Inzidenz von 300 Fällen mit schwerer Sepsis und septischem Schock pro 100 000 Einwohner. Im Vergleich dazu liegt die Inzidenz von Dickdarmkrebs bei 50, von Brustkrebs bei 110 und von AIDS bei 17 pro 100 000 Einwohner [4]. Die Inzidenz von schwerer Sepsis und septischem Schock ist somit um ein Mehrfaches höher als die von AIDS, Dickdarmkrebs oder Brustkrebs. Die Kenntnisse der Öffentlichkeit über diese Erkrankung sind jedoch sehr gering. Die Inzidenz der Sepsis ist steigend, weil der medizinische Fortschritt in vielen Bereichen mit einer Zunahme der Invasivität diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen bei immer älteren Patienten und der Notwendigkeit von Intensivtherapie verbunden ist.

Infektionen und schwere Sepsis gefährden in vielen medizinischen Fachdisziplinen die Therapieerfolge der modernen Medizin. In Deutschland gibt es noch keine vergleichbaren epidemiologischen Daten. Eine kürzliche grobe Schätzung lässt auf eine Häufigkeit von 125 000 bis 300 000 neuer Fälle pro Jahr schließen [5]. Das Fehlen valider epidemiologischer Daten zu Inzidenz, Prävalenz, Letalität und Verlauf steht im Kontrast zu der großen gesundheitsökonomischen Bedeutung dieses Krankheitsbildes. Die schwere Sepsis stellt für Klinikbetreiber, Krankenversicherungen und Gesundheitsbehörden den Hauptkostenfaktor auf den Intensivtherapiestationen dar.

Literatur

Prof. Dr. K. Reinhart

Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie

Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität

Bachstraße 18

07743 Jena

Phone: 0 36 41/93 30 41

Fax: 0 36 41/93 32 56

Email: Konrad.Reinhart@med.uni-jena.de