NOTARZT 2002; 18(4): 135-139
DOI: 10.1055/s-2002-33299
Originalia
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Welche Faktoren bestimmen die Inanspruchnahme eines Sanitätsdienstes bei Großveranstaltungen? - Vergleich von Veranstaltungskategorien

Which Factors Predict Patient Presentation and Transport Rates at Mass Gatherings?G.  Greulich1 , T.  Luiz1 , U.  E.  Wagner2 , B.  Pichler1 , C.  Madler1
  • 1Institut für Anaesthesiologie und Notfallmedizin 1, Westpfalzklinikum GmbH Kaiserslautern (Chefarzt: Prof. Dr. C. Madler), Kaiserslautern
  • 2Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Kreisverband Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar
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Publication Date:
08 August 2002 (online)

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Zusammenfassung

Die möglichst exakte Vorhersage des mutmaßlichen Patientenaufkommens stellt eine wesentliche Planungsgrundlage für die medizinische Betreuung von Großveranstaltungen dar. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Faktoren zu identifizieren, welche die Inanspruchnahme des Sanitäts- und Rettungsdienstes bei Großveranstaltungen beeinflussen. Ausgewertet wurden 87 Veranstaltungstage mit einer Gesamtbesucherzahl von 2 178 922. Insgesamt wurden 2 823 Hilfeleistungen registriert. Zwar wurden mit den Einzelfaktoren Besucherzahl, Veranstaltungskategorie und Veranstaltungsdauer Variablen identifiziert, die wesentlichen Einfluss auf die Patientenfrequenz nehmen, jedoch stehen ausgeprägte Schwankungen der Patientenzahl einer verlässlichen Vorhersage entgegen. Darüber hinaus bedingen Spezifika einzelner Veranstaltungskategorien, z. B. eine erhöhte lnzidenz von Kreislaufstillständen, eine entsprechende materielle und personelle Vorsorge, auch wenn das „allgemeine Risiko” sowie Patientenaufkommen als gering bewertet werden. Die Festlegung der vorzuhaltenden Ressourcen sollte daher nicht allein anhand entsprechender Algorithmen, sondern auch anhand konkreter Zielvorgaben, z. B. Hilfsfristen, erfolgen. Abschließend werden Argumente für die Einbindung eines Notfallmediziners in die Vorbereitung und Durchführung eines Sanitätsdienstes diskutiert. So konnten wir u. a. zeigen, dass die Einbindung eines Arztes mit notfallmedizinischer Kompetenz in die Patientenversorgung vor Ort die Rate an Patienten, die zur weiteren Behandlung und Diagnostik in eine Klinik transportiert werden müssen, deutlich reduziert.

Abstract

One of the central questions in medical care for mass events is to correctly predict the number of medical incidents. The aim of the following analysis was to identify factors enabling such forecasts. 87 events attended by 2 178 922 spectators were analysed. 2 823 persons received medical assistance. Although the number of spectators, the category and the duration of the event showed some correlation with the number of incidents, patient rates varied considerably even after control for the above mentioned variables. Moreover specific risks, i.e. cardiac arrest, associated with individual event categories, demand adequate medical coverage despite an overall „low” risk. We therefore advise to allocate resources not solely according to the assumed number of patients but to secure adequate treatment in life-threatening events within specific time intervals. Finally arguments for the presence of emergency physicians at mass events are discussed.

Literatur

Dr. med. G. Greulich

Institut für Anaesthesiologie und Notfallmedizin 1 · Westpfalz-Klinikum GmbH

Hellmut-Hartert-Straße 1

67655 Kaiserslautern