Z Gastroenterol 2003; 41(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2003-36673
Mitteilung
© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Professor Dr. med. Wolfgang Fischbach

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten 2003Professor Dr. mrd. Wolfgang FischbachPresident of the German Society for Digestive and Metabolic Diseases 2003J. Mössner1
  • 1Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II, Zentrum für Innere Medizin, Universität Leipzig
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Publication Date:
16 January 2003 (online)

Ich freue mich, Ihnen meinen langjährigen wissenschaftlichen und klinischen Wegbegleiter und Freund, Herrn Professor Dr. med. Wolfgang Fischbach, als unseren diesjährigen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vorstellen zu dürfen.

Wolfgang Fischbach

Wolfgang Fischbach wurde 1952 in Bayreuth, Oberfranken, geboren. Obgleich er, wie ich, „genetisch” kein Oberfranke ist, wurde sein Charakter sicher durch die raue, aber herzliche nordbayerische Heimat geprägt. Der Oberfranke gilt als gelassen, wenig geschwätzig, praktisch orientiert, uneingeschränkt zuverlässig und hat einen trockenen Humor.

Nach seinem Abitur 1971 am neusprachlichen Graf-Münster-Gymnasium in Bayreuth begann Fischbach sein Medizinstudium an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zum Wintersemester 1971/72. An der gleichen Universität beendete er mit dem Staatsexamen 1978 sein Studium und erhielt kurz darauf die Approbation. 1979 schloss er seine Promotionsarbeit bei Professor Werner Romen am Pathologischen Institut der Universität Würzbug ab über ein Thema zur unterschiedlichen Inkorporation von D- und L-Aminosäuren in Serum-, Nieren- und Leberproteinen der Ratte. Obgleich das Promotionsthema bereits eine verborgene Liebe zur Gastroenterologie erahnen ließ, dauerte es noch zwei Jahre, bis diese erweckt wurde. In dieser Zeit erlernte Fischbach gerade für einen Gastroenterologen wichtige praktische Fertigkeiten, so an der Chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Ochsenfurt und als Stabsarzt der Bundeswehr in Hammelburg. 1981 begann er seine internistische Weiterbildung an der Medizinischen Universitätspoliklinik in Würzburg unter der Leitung unseres unvergessenen gemeinsamen ersten Lehrers Professor Hans Franke. Wer Wolfgang Fischbach kennt, weiß, dass er ein begnadeter, leidenschaftlicher und erfolgreicher Sportler ist, um nur Tennis, Skifahren und Joggen zu nennen. Es verwundert daher nicht, dass er an der Poliklinik Internist mit dem Schwerpunkt Sportmedizin werden wollte. Ich freue mich noch heute, dass ich ihn stattdessen für die Gastroenterologie begeistern konnte. Unsere gemeinsamen weiteren internistischen Lehrer waren der Kardiologe Professor Paul Polzien, der die Poliklinik von 1981 bis 1982 kommissarisch führte, und seit 1982 Professor Klaus Wilms, der zwar seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt in der Hämatologie hat, aber als Bock-Schüler die gesamte innere Medizin in ihrer Breite beherrscht und die Einheit des Fachs erfolgreich und leidenschaftlich verficht. Unsere gemeinsamen gastroenterologischen Lehrer an der Poliklinik waren Professor Hans-Joachim Pusch, späterer Chefarzt am Caritas Krankenhaus in Bad Mergentheim, einem Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, und Professor Wilhelm Koch, späterer Chefarzt am Städtischen Klinikum Schweinfurt, einem Lehrkrankenhaus der Würzburger Universität.

Die weiteren akademischen Stationen Fischbachs belegen seine Zielstrebigkeit, seinen Arbeitseinsatz, seine breiten Interessen, sein Organisationstalent und seine hohe Wertschätzung, die er genießt: 1987 Anerkennung als Internist, 1988 Habilitation, 1990 Teilgebietsbezeichnung Gastroenterologie, 1985 bis 1987 kommissarischer Leiter des Hauptlabors der Universitätspoliklinik, 1986 bis 1993 Oberarzt des Funktionsbereichs Gastroenterologie und von 1990 bis 1993 Oberarzt aller Bereiche der Universitätspoliklinik. 1993 trennten sich die Wege unserer gemeinsamen beruflichen Laufbahn. Fischbach wurde Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Aschaffenburg, einem Lehrkrankenhaus der Universität Würzburg, und ich wechselte nach Leipzig.

Während unserer gemeinsamen Zeit in Würzburg hatten wir oft die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Strukturen an deutschen Universitätskliniken leidenschaftlich diskutiert. Die Struktur der Würzburger Poliklinik mit ihren 50 Betten und des Anspruchs, nahezu alle Schwerpunkte der inneren Medizin nicht nur klinisch, sondern auch wissenschaftlich zu vertreten, ermöglichte eine exzellente praxisorientierte Ausbildung. Wissenschaftliches Arbeiten in einer sehr großen, international anerkannten Arbeitsgruppe, Partizipation am Erfolg anderer, böswillig Trittbrettfahren genannt, waren ausgeschlossen. Klinischer Erfolg und Akzeptanz in Würzburg und seinem Einzugsgebiet setzten uneingeschränkte Kooperation, Organisationstalent und natürlich die Beherrschung der operativen Endoskopie voraus; wissenschaftliche Anerkennung, Fokussierung auf wenige Schwerpunkte, erfolgreiche Drittmitteleinwerbung und Publikationen in internationalen Zeitschriften. Eifersucht, Profilneurosen und fehlende uneingeschränkte Kooperation hätten unsere gastroenterologische „Truppe” an der Poliklinik bedeutungslos gelassen. Als ich nach mehrjährigem „basiswissenschaftlichem” USA-Aufenthalt 1985 nach Würzburg zurückkam, war Wolfgang Fischbach mir in der praktischen Gastroenterologie sicher überlegen. Es ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, dass er mir uneingeschränkt half, das Versäumte insbesondere in der operativen Endoskopie zu erlernen, obgleich ich 1986 sein unmittelbarer „Vorgesetzter” wurde.

Der hämatologische und onkologische Schwerpunkt der Medizinischen Universitätspoliklinik legte für Wolfgang Fischbach eine entsprechende wissenschaftliche Fokussierung in der gastroenterologischen Onkologie nahe. Diesen Schwerpunkt führte er auch international anerkannt konsequent zu hohem Erfolg. Die Ergebnisse seiner zahlreichen Arbeiten haben hohe klinische Relevanz. Er analysierte den Sinn und Unsinn von Tumormarkerbestimmungen und beschäftigte sich über viele Jahre mit der Adenom-Karzinom-Sequenz im Kolon. Seine Arbeiten zur Rolle der Aneuploidie und DNS-Strukturveränderungen in der spontanen humanen und induzierten murinen kolorektalen Karzinogenese und seine durchflusszytometrischen Untersuchungen mit simultaner Markierung der DNS und proliferationsassoziierter nukleärer Antigene bei Karzinomen und Präkanzerosen des Gastrointestinaltraktes wurden von der Wilhelm-Sander-Stiftung und der Dr.-Robert-Pfleger-Stiftung finanziert. Diese Arbeiten und ein Asche-Forschungsstipendium, welches Fischbach 1989/1990 an das namhafte Department of Pathology unter der Leitung von Professor Rabinovitch nach Seattle führte, legten auch den Grundstock zu seiner Habilitation mit dem Thema „Gewebekonzentrationen der tumorassoziierten Antigene CEA und CA 19 - 9 und DNS-Aneuploidie in der kolorektalen Karzinogenese”. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die erfolgreiche wissenschaftliche Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem Nuklearmediziner Wolfgang Becker. Gemeinsam erarbeiteten sie die Bedeutung der Leukozytenszintigraphie in der Differenzierung entzündlicher und narbiger Stenosen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Wolfgang Becker, der von Würzburg den Ruf auf den nuklearmedizinischen Lehrstuhl in Göttingen annahm, ist leider tragisch und viel zu früh an den Folgen einer langjährigen Erkrankung 2002 verstorben.

Der Name Fischbach und Magenlymphom sind untrennbar verbunden. Sein Ideenreichtum, sein Organisationstalent, seine Motivationsfähigkeit ermöglichten, dass zu diesem Thema jetzt seit bereits vielen Jahren äußerst erfolgreiche und praxisrelevante prospektive Multizenter-Studien durchgeführt werden, die von der Deutschen Krebshilfe gefördert werden. Die Ergebnisse sind in den namhaftesten Zeitschriften wie Gastroenterology und Lancet publiziert.

Aufgrund seiner erfolgreich fortgesetzten wissenschaftlichen Tätigkeit auch als Chefarzt eines Lehrkrankenhauses und seines Engagements in der studentischen Ausbildung erhielt Wolfgang Fischbach bereits 1995 den Titel „außerplanmäßiger Professor”. Fischbach ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften, um nur die American Gastroenterological Association zu nennen. Sein Literaturverzeichnis umfasst 66 Originalarbeiten in begutachteten Zeitschriften, zahlreiche Übersichten und Buchbeiträge. Über 20 Ärztinnen und Ärzte dürfen Professor Fischbach als ihren Doktorvater nennen. Auch als akademischer Lehrer in der Fortbildung ist Fischbach sicher im deutschsprachigen Raum weit bekannt. Hier möchte ich nur die erfolgreiche jährliche Auflage des „Gastro update” nennen. Ein Kreis namhafter Gastroenterologen trifft sich jährlich, nach intensiver Vorbereitung die Neuerungen in der Gastroenterologie darzustellen. Das Werk wird in Hintertux in Österreich fertig gestellt. Trotz konzentrierter Arbeit bleibt noch Zeit zum Skifahren: charakteristisch für Fischbach und diesen Kreis, effektives zielgerichtetes Arbeiten und trotzdem Zeit für Sport und Muße.

Am bisherigen Erfolg von Wolfgang Fischbach sind seine Frau Kristine und die beiden Töchter, Stefanie und Julia, nicht ganz unbeteiligt. Kristine unterstützte aktiv seine Forschung als medizinisch-technische Assistentin in seinem Labor in Würzburg. Ich denke noch gerne, mit gewisser Wehmut, an unsere tägliche gemeinsame Laborbesprechung, bei der nicht nur über wissenschaftliche Ergebnisse und Pläne gesprochen wurde. Kristine musste uns nicht selten auf den Boden der Wirklichkeit zurückholen. Ich bin sicher, dass das Rahmenprogramm unserer Jahrestagung Kristines Handschrift tragen wird.

Der von unserer Gesellschaft seit kurzem „institutionalisierte” Zwei-zu-eins-Wechsel in der Präsidentschaft zwischen Lehrstuhlinhabern und Leitern von Lehrkrankenhäusern wurde von Wissenschaftlern der Universität nicht ganz ohne Argwohn zur Kenntnis genommen. Es wurde befürchtet, dass die „Basiswissenschaft” zu kurz komme und die wissenschaftliche Jahrestagung unserer Gesellschaft zu praxislastig und rein fortbildungsorientiert werde. Der gleiche Vorwurf in andere Richtung, die Jahrestagung habe zu wenig Relevanz für Gastroenterologen an kommunalen Häusern und in der Niederlassung, wurde natürlich ebenfalls geäußert. Ich bin überzeugt, dass wir unter der Präsidentschaft von Wolfgang Fischbach einen innovativen, ausgewogenen, wissenschaftlich exzellenten und bestens organisierten Kongress in Nürnberg erleben werden.

Prof. Dr. med. Joachim Mössner

Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II, Zentrum für Innere Medizin, Universität Leipzig

Philipp-Rosenthal-Straße 27

04103 Leipzig

Email: moej@medizin.uni-leipzig.de

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