Aktuelle Rheumatologie 2003; 28(1): 53-58
DOI: 10.1055/s-2003-37165
Pathologische Miniaturen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Apatitkrankheiten. Ihr pathohistologisches Substrat in Abhängigkeit von der Gewebsaufbereitung und Erörterungen zur Pathogenese

Apatite Diseases. The Pathological Substrate in Dependence of Tissue Processing and in Consideration of PathogenesisW.  Mohr1
  • 1Abteilung Pathologie, Universität Ulm
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Publication Date:
10 February 2003 (online)

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Zusammenfassung

Apatitkrankheiten sind gekennzeichnet durch das Auftreten nadelförmiger Kristalle vergleichbar denen des Knochenapatits im fibrösen Bindegewebe. Die zu Kalkosphäriten angeordneten Kristalle charakterisieren diese Krankheiten in Schnitten unentkalkten Gewebes. Nach der Entkalkung bleiben homogene eosinophile Körperchen zurück, die als Parasiten fehlgedeutet werden können [19]. Die Pathogenese der Krankheit wird als Verkalkungsvorgang vergleichbar der provisorischen Knorpelverkalkung gedeutet. Beim Vergleich der ultrastrukturellen Erscheinungsbilder dieser Kalkosphäriten bei Apatitkrankheiten und fötaler Osteogenese wird jedoch deutlich, dass sich beide Prozesse durch die Zusammensetzung der Kalkosphäriten und ihre Anordnung unterscheiden: Bei der Apatitkrankheit bestehen sie aus konzentrischen Lamellen in einer angedeutet filamentären Matrix, häufig isoliert liegend, bei der provisorischen Knorpelverkalkung dagegen finden sich Kalkkörperchen ohne solche konzentrischen Strukturen, zudem sind die Kristalle in einer kollagenen Matrix gelegen und bilden im weiteren Ablauf der Verkalkung dichte Kalzifikationsherde. Diese Unterschiede zwischen beiden Verkalkungen führen zur Ansicht, dass die Pathogenese der Apatitkrankheit verschieden von der provisorischen Knorpelverkalkung ist. Da Kalkosphäriten im Gewebe im Allgemeinen durch die Verkalkung von Resten untergegangener Zellen entstehen, wird angenommen, dass Fragmente nekrotischer Tendozyten, die im spärlich vaskularisierten Sehnengewebe nicht abtransportiert werden, den primären Ort der Kalzifikation darstellen.

Abstract

Apatite diseases are characterised by the appearance of needle-like crystals comparable to those of bone apatite in the fibrous connective tissue. These crystals are arranged into calcospherites which are characteristic of the disease in undecalcified tissue sections. After decalcification, homogeneous eosinophilic globules remain which may be misinterpreted as parasites [19]. The pathogenesis of the disease is usually interpreted as a calcification imitating provisional cartilage calcification in osteogenesis. By comparing the ultrastructural appearance of calcospherites in apatite diseases and fetal osteogenesis it becomes obvious that both processes differ in the composition of the calcospherites and their arrangement: in apatite diseases they are composed of concentric laminae of crystals in a filamentous matrix, usually remaining isolated; in provisional calcification the calcified globules do not exhibit this concentric structure, the crystals are usually embedded in the collagenous cartilaginous matrix and form sheets of calcification. These differences between the two calcifications lead to the assumption that the pathogenesis of apatite diseases is different from cartilage calcification. Whereas calcospherites in tissues are usually formed by calcification of remnants of decaying cells, it is assumed that cellular fragments of necrotic tendocytes which have not been removed in the poorly vascularized tendon tissue are the primary sites of calcification.

Literatur

1 „… regelmäßig auf einanderfolgende [farbige] Ringe durch helle Streifen unterbrochen” als Folge einer „rhythmischen Diffusion” beobachtete 1896 Liesegang [10] nach dem Aufbringen verschiedener Salzlösungen auf erstarrte Gelatine.

2 Uhthoff HK. The rotator cuff of the shoulder. International Symposium, University of Ottawa, May 20 - 22, 1993, Ottawa, Canada

3 Um die Natur „as precisely as possible in the tranquillity and slowness of her operations” zu verfolgen, gab Harting 1872 [8] in eine organische Lösung (z.B. Gelatine) in einiger Entfernung voneinander solide Salze (z.B. Kalziumchlorid und Natriumkarbonat). Lösung und Diffusion dieser Salze durch die Gelatinelösung führten nach mehreren Wochen in der Kontaktzone beider Salze zur Bildung unlöslicher Kalziumkarbonatkörperchen aus konzentrischen Ringen radiär ausgerichteter Kristallnadeln, die er Kalkosphäriten „taufte”.

Prof. Dr. med. W. Mohr

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