Im Jahr 2000 mussten 5,36 Mio. Bundesbürger wegen eines Unfalls beim Sport, in der
Häuslichkeit oder in der Freizeit einen Arzt konsultieren. In der gegenwärtigen Diskussion
über die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme wird regelmäßig die Herausnahme
der Sport- und Freizeitunfälle aus dem Leistungskatalog der GKV vorgeschlagen. Genannt
wird ein Kostenvolumen von mehr als 11 Mrd. Euro, was die Bedeutung des Unfallgeschehens
außerhalb der Arbeits- und Wegeunfälle eindrucksvoll unterstreicht. Während die Frauen
die Unfallstatistik in der Häuslichkeit und in der Freizeit mit einem Anteil von etwa
55 % leicht dominierten, verletzten sich beim Sport mit 67 % deutlich mehr Männer
[10]. Insgesamt ereigneten sich 28 % aller Unfälle im Haus und in der häuslichen Umgebung,
24 % bei der Arbeit oder auf dem Arbeitsweg, 23 % bei Sport und Spiel, 18 % auf der
Straße oder dem Gehweg sowie 7 % an sonstigen Unfallorten [1]. Während bei Haus- und Freizeitunfällen ab einem Alter von 35 Jahren eine Häufigkeitszunahme
zu verzeichnen ist, liegt der Häufigkeitsgipfel bei Patienten mit Sportverletzungen
im Alter von 15-24 Jahren [Tab. 1].
Bei den Verletzungsarten lag das Schwergewicht auf den Weichteilverletzungen wie Kontusion
oder Distorsion. Hiervon war unabhängig von der Unfallart beinahe jeder Dritte im
Rahmen eines Unfalls betroffen. Wunden fanden sich erwartungsgemäß bei den Unfällen
in der Häuslichkeit (Schnittverletzungen) sowie bei den Freizeitunfällen (Schürfwunden)
in einer ähnlichen Häufigkeit. Muskel- und Sehnenverletzungen wurden hauptsächlich
bei Sportunfällen beobachtet. Frakturen traten in beinahe gleicher Häufigkeit bei
jedem 4. bis 5. Unfallverletzten unabhängig von der Unfallart auf. Luxationen waren
eher seltene Verletzungsfolgen mit einem Häufigkeitsgipfel bei Sportverletzungen.
Verbrennungen waren nur bei Unfällen in der Häuslichkeit statistisch relevant [Tab. 2].
Bei den Unfällen in der Häuslichkeit und im Freizeitbereich fand sich eine beinahe
gleiche Verteilung der verletzten Körperteile. Kopf/Hals sowie der Körperstamm waren
hier zu je zirka 12 % betroffen, während die oberen und unteren Extremitäten zu je
zirka 35 % bei Unfällen verletzt wurden. Bei Sportunfällen sieht die Verteilung der
Unfallfolgen gänzlich anders aus, hier waren Kopf/Hals und der Körperstamm nur in
je zirka 7-8 % der Unfälle betroffen, die oberen Extremitäten zu etwa 25 % (Tendenz
zunehmend), während der überwiegende Teil der Sportunfallfolgen zu knapp 60 % an den
unteren Extremitäten anzutreffen war. Überdurchschnittlich häufig waren dabei das
Sprunggelenk und das Kniegelenk betroffen [3].
Im weiteren Verlauf sollen nun die verschiedenen Verletzungsarten, jeweils gegliedert
in Ätiologie, Symptome und Erstbehandlung besprochen werden.
Kontusion/Distorsion
Kontusion/Distorsion
Die Kontusion (Prellung) ist Folge einer direkten, meist stumpfen Gewalteinwirkung
auf den Körper.
Distorsionen (Verstauchungen oder Zerrungen) entstehen demgegenüber meist durch indirekte
Gewalt. Durch die lokale Gewalteinwirkung kommt es am Ort der Gewalteinwirkung oder
fortgeleitet zu Gewebeeinrissen mit einem entsprechenden Blutaustritt (Hämatom).
Symptome
Bei Kontusionen finden sich mehr oder weniger ausgeprägte Hämatomschwellungen am Ort
der Gewalteinwirkung. Diese Schwellungen sind in aller Regel äußerst druckschmerzhaft.
Die Funktionsfähigkeit der entsprechenden Extremität kann schmerzbedingt beeinträchtigt
sein.
Eine besondere Entität stellt die Schädelprellung dar, da es hier durch stumpfe Gewalt
von außen zu intrakraniellen Verletzungen kommen kann. Symptome wie kurzzeitige Bewusstlosigkeit,
anterograde und/oder retrograde Amnesie, Brechreiz oder Erbrechen weisen auf ein Commotio-Syndrom
hin.
Bei Distorsionen kann der Ort der Gewalteinwirkung weit vom Ort der Schädigung entfernt
sein (Verdrehung des Fußes führt zur Kniegelenksdistorsion). Auch hier kommt es durch
Teileinrisse von kollagenen Fasern der Bandstrukturen in und um die Gelenke zu einem
umschriebenen Hämatom mit den gleichen klinischen Zeichen wie bei der Kontusion. Zusätzlich
kann es zur Ausbildung eines Hämarthros kommen. Diesen beobachtet man besonders oft,
wenn durch die Überdehnung der Bandstrukturen ein Bänderriss (z.B. Riss des vorderen
Kreuzbandes im Kniegelenk) verursacht wurde.
Die mit Abstand häufigste Form der Distorsion sehen wir in Greifswald als Verletzung
des Kapsel-Bandapparates am oberen Sprunggelenk nach stattgehabtem Umknicktrauma des
Fußes. Die Symptome sind Hämatomschwellung mit oder ohne Hämarthros und eine schmerzbedingte
Bewegungs- und Belastungsinsuffizienz. Häufig treten die Symptome erst nach einer
gewissen Latenzzeit auf (z.B. nach Ende des Fußballspieles).
Therapie
Die Erstbehandlung von Kontusion und Distorsion ist praktisch identisch. Sind Extremitäten
oder Gelenke betroffen, ist eine initiale Ruhigstellung zu empfehlen. Diese kann notfallmäßig
auf handelsüblichen Schienen, besser jedoch mittels vorkonfektionierter Kunststoffcast-Verbände
(Kunststoffgips und Polsterung, die einsatzfertig in Form von Longuetten unterschiedlicher
Länge und Breite einzeln verpackt zur Verfügung stehen) erfolgen. Begleitend sollte
eine Hochlagerung und Kühlbehandlung verordnet werden. Kompressionsverbände sind geeignet,
eine Schwellung rasch zurückzudrängen. Bei Verdacht auf Frakturen sind die Patienten
dem Unfallchirurgen zum radiologischen Frakturausschluss beziehungsweise zur weiteren
Therapie zuzuweisen.
Bei Vorliegen eines Commotio-Syndroms ist die stationäre Einweisung des Patienten
zur kurzstationären Überwachung zum Ausschluss intrakranieller Blutungen oder Traumafolgen
(in ca. 5 % aller Fälle) zu veranlassen [8].
Bei der Distorsion im oberen Sprunggelenk kann zusätzlich zu den oben genannten basistherapeutischen
Maßnahmen eine vorübergehende Entlastung (3-5 Tage) des entsprechenden Beines an Unterarmgehstützen
indiziert sein. Prognostisch entscheidend ist hier ein sicherer Ausschluss von Fraktur
oder Bandruptur, sodass eine Vorstellung beim Unfallchirurgen im Zweifelsfall zu empfehlen
ist.
Wunden
Wunden
Wunden sind durch einen Defekt des schützenden Deckgewebes (Haut, Schleimhäute) sowie
eine Gewebezerstörung durch äußere Einflüsse gekennzeichnet.
Bei den Unfällen in der Häuslichkeit dominieren Schnittwunden, die glatte Wundränder
aufweisen. Eine weitere im Wesentlichen auf Hausunfälle zurückzuführende Wundart stellen
die Verbrennungs- bzw. Verbrühungswunden dar. Ihr Schweregrad wird nach Prozent der
betroffenen Körperoberfläche (Neuner-Regel) und Ausdehnung der Verbrennung/Verbrühung
in die Tiefe (Grad 1-4) eingeschätzt [Abb. 1].
Unfälle im Freizeitbereich oder beim Sport führen häufig zu Schürf- oder Riss-Quetsch-Platzwunden.
Letztere weisen unregelmäßige Wundränder auf und sind durch einen von außen nur schwer
beurteilbaren subkutanen Weichteilschaden kompliziert. Schürfwunden sind auf die Epidermis
begrenzte Hautverletzungen. Stichwunden sind durch einen dünnen Wundkanal gekennzeichnet,
dessen Tiefenausdehnung sich ohne erweiterte Diagnostik nicht abschätzen lässt. Bisswunden
stellen eine Kombination von Stich- und Quetschwunden dar.
Symptome
Hauptsymptome von Wunden sind die sichtbare Gewebezerstörung sowie der obligate Austritt
von Blut oder Gewebeflüssigkeit. Bei jeglicher Art von Wunden ist immer nach therapierelevanten
Begleitverletzungen (Prüfung von Durchblutung, Motorik und Sensibilität) zu fahnden.
In aller Regel besteht ein Wundschmerz. Dieser kann bei den prognostisch ungünstigeren
Verbrennungen oder Verbrühungen vom Grad 2b und 3 fehlen.
Therapie
Angestrebt wird eine primäre chirurgische Wundbehandlung, deren Grundsätze bereits
Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Greifswalder Chirurgen Friedrich [Abb. 2] aufgestellt wurden und die bis heute gültig sind. Für die Festlegung der Form der
Wundversorgung sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:
-
Alter der Wunde (bis sechs Stunden primäre Naht möglich)
-
Wundart (keine primäre Naht bei Biss-, Stich- und verschmutzten Wunden)
-
Wundrandbeschaffenheit
Die Erstbehandlung von Schnitt- oder Riss-Quetsch-Platzwunden besteht in der sterilen
Abdeckung und der Zuweisung des Patienten zur weiteren Wundbehandlung zum Chirurgen.
Lediglich kleinere Schnittwunden ohne starke Blutungstendenz und Verschmutzung können
nach Desinfektion der Wundränder mittels Steri-Strip®- oder Pflasterverband direkt
versorgt werden.
Stark beziehungsweise arteriell blutende Wunden sollten mit einem Druckverband versehen
und zügig der definitiven Wundversorgung zugeführt werden. Das Abbinden von Extremitäten
muss dadurch möglichst vermieden werden. Lässt sich eine Blutung anders nicht zum
Stehen bringen, darf die Dauer der Blutsperre (pneumatische Manschette! Druck 20-50
mmHg > systolischer RR) die Zeit von zwei Stunden nicht überschreiten.
Schürfwunden bedürfen keiner chirurgischen Therapie und heilen nach initialer Reinigung
am besten verbandfrei aus.
Stichwunden an Thorax und Abdomen müssen hinsichtlich ihrer Tiefenausdehnung weiter
diagnostisch abgeklärt werden, was in aller Regel eine stationäre Behandlung sowie
operative Maßnahmen erforderlich macht [5].
Bisswunden gelten als primär infizierte Wunden und verlangen daher eine entsprechende
chirurgische Therapie. Gleichzeitig ist der rasche Ausschluss einer möglichen Tollwut-Infektion
durch Vorstellung des Tieres beim Tierarzt notwendig.
Verbrennungs- und Verbrühungswunden sollten initial für die Dauer von zirka 20 Minuten
unter kaltem Leitungswasser gekühlt werden, um eine weitere Tiefenausdehnung der Verletzung
(so genanntes Nachbrennen) zu vermeiden. Anschließend sind sie steril abzudecken und
dem Chirurgen zur weiteren Therapie zuzuführen. Verbrennungen/Verbrühungen 2. Grades
von mehr als 15 % der Körperoberfläche (Kinder > 5 %) sowie bei Beteiligung des Gesichtes,
der Hände sowie der Genitalien bedürfen einer stationären Behandlung [Abb. 3]. Eine Ausnahme dieser Regel stellen die in der Region Greifswald/Insel Usedom immer
wieder auftretenden Phosphorverbrennungen dar. Sie werden durch das Anschwemmen von
weißem Phosphor (Reste von Brandbomben aus dem 2. Weltkrieg) an den Ostseestrand verursacht.
Dieser wird in der Annahme, es sei Bernstein, aufgesammelt, eingesteckt und entzündet
sich nach kurzer Zeit von selbst. Hier ist eine stationäre Betreuung und der Ausschluss
einer systemischen Phosphorintoxikation immer indiziert [6].
Bei jeder Wunde besteht die Gefahr einer Tetanusinfektion. Daher sollte beim Vorliegen
von Wunden immer die Frage nach dem Tetanus-Impfstatus gestellt werden, damit eventuell
vorhandene Nachweise (Impfausweis) gleich primär beim Chirurgen vorgelegt werden können.
Muskel-, Sehnen- und Bandverletzungen
Muskel-, Sehnen- und Bandverletzungen
Verletzungen von Muskeln, Sehnen oder Bändern entstehen durch Überschreitung der Elastizität
von Myofibrillen oder kollagenen Fasern. Dabei können partielle Rupturen (z.B. Muskelfaserriss)
und komplette Zerreißungen (laterale Bandruptur am Sprunggelenk) unterschieden werden.
Komplette Muskelrupturen sind selten und bedürfen zu ihrer Entstehung der Kombination
aus indirekter Überdehnung und direkter Gewalteinwirkung. Häufiger hingegen sind Muskelfaserrisse,
die typischerweise bei Sportunfällen auftreten. Klassische Lokalisationen sind die
Oberschenkelstreck- und die Wadenmuskulatur.
Sehnenverletzungen entstehen in der Regel auf dem Boden einer degenerativen Vorschädigung.
Meist führt dann ein Bagatelltrauma zur Ruptur. Betroffen sind häufig die Achillessehne,
proximale und distale Bizepssehne sowie die Quadrizepssehne. Traumatische Sehnenverletzungen
finden sich oft an der Hand infolge von Schnitt- oder Stichverletzungen.
Bandverletzungen haben meist eine traumatische Genese. Hier kommt es durch Überdehnung
letztlich zu einem Riss der kollagenen Faserbündel. Typische Beispiele sind die Außenbandruptur
am Sprunggelenk (häufigste Bandverletzung) oder Bandrupturen am Kniegelenk (Seitenbänder,
Kreuzbänder).
Symptome
Muskelfaserrisse sind durch einen plötzlich auftretenden stechenden Schmerz gekennzeichnet.
Es besteht ein Druckschmerz am Ort der Ruptur. Die Schwellung ist anfangs nur gering
ausgeprägt. Die entsprechende Extremität weist eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung
auf. Gelegentlich kann die durch den Riss verursachte Delle in der Muskulatur palpiert
werden. Ein Hämatom ist erst nach Tagen zu beobachten.
Sehnenrupturen bieten eine eher spärliche Symptomatik. Typisch ist der praktisch sofort
nachweisbare Kraftverlust des entsprechenden Muskels. Häufig hat der Patient einen
„Knall” oder „Schlag” im Moment der Ruptur verspürt. Schmerzen bestehen meist nur
in geringem Umfang und sind durch die begleitende Hämatomschwellung bedingt. Die traumatische
Sehnenverletzung der Hand ist durch eine Bewegungseinschränkung und die Lage der Schnittwunden
meist offensichtlich.
Bandverletzungen zeigen praktisch die gleichen Symptome wie Distorsionsverletzungen.
Durch entsprechende klinische Tests muss daher die Stabilität beziehungsweise Instabilität
der entsprechenden Bänder nachgewiesen werden.
Therapie
Verletzungen von Muskeln, Sehnen und Bändern gehen anfangs immer mit einer Funktionsbeeinträchtigung
der jeweiligen Extremität einher. Therapeutisch ist daher zunächst eine Entlastung
zu empfehlen.
Die spezielle unfallchirurgische Behandlung der Verletzungen von Muskeln, Sehnen und
Bändern richtet sich nach dem Verletzungsausmaß und der Lokalisation, sodass an dieser
Stelle keine allgemeingültigen Behandlungsempfehlungen gegeben werden können. Eine
kurzfristige Vorstellung beim Unfallchirurgen zur Indikationsstellung einer konservativen
oder operativen Therapie ist notwendig.
Luxationen
Luxationen
Luxationen (Verrenkungen) stellen eine komplette oder unvollständige (Subluxation)
Diskontinuität der Gelenkpartner dar. Sie können traumatisch durch direkte oder indirekte
Gewalteinwirkung auf das Gelenk oder habituell entstehen. Am häufigsten findet man
Luxationen am Schulter- (45 %) und Ellenbogengelenk (20 %) [9].
Symptome
Klinisch imponieren die federnde Fixation der Gelenkpartner, die meist tastbare leere
Gelenkpfanne und die abnorme Stellung des betroffenen Gelenkes [Abb. 4]. Es besteht ein heftiger Spontan- und Bewegungsschmerz. Durch die Überdehnung der
benachbarten Strukturen sind distal der Luxation Störungen von Durchblutung, Motorik
und Sensibilität (DMS) möglich und zu dokumentieren.
Therapie
Luxationen sind unfallchirurgische Notfälle und sollten zur Vermeidung von Sekundärschäden
möglichst rasch reponiert werden. Vor der Reposition ist jedoch eine Röntgenkontrolle
zum Ausschluss begleitender Frakturen erforderlich, was die Reposition am Unfallort
praktisch ausschließt (Ausnahme: Sprunggelenksluxationsfraktur).
Somit hat der Erstbehandler beim Vorliegen einer Luxation die Aufgabe, den vorliegenden
Stellungsbefund zu schienen und den Patienten möglichst schmerzarm zum Unfallchirurgen
zu transportieren.
Frakturen
Frakturen
Frakturen sind Kontinuitätsunterbrechungen von Knochen. Dabei wird die Elastizitätsgrenze
durch die drei Hauptkräfte Druck, Zug und Schub oder ihre Kombination so weit überschritten,
dass er bricht. Sie können durch direkte Gewalt am Ort der Gewalteinwirkung oder indirekt
durch Hebelwirkungen entstehen. Bei direkten Traumen beobachtet man meist einen begleitenden
Weichteilschaden, der oft unterschätzt, prognostisch aber ungünstig ist. Eine weitere
wesentliche Einteilung unterscheidet offene von geschlossenen Frakturen.
Symptome
Knochenbrüche können durch das Vorliegen der so genannten „sicheren Frakturzeichen”
bereits am Unfallort als solche identifiziert werden:
Unsichere Frakturzeichen sind die Symptome der Kontusion/Distorsion. Hier muss die
Diagnose schlussendlich durch eine Röntgenuntersuchung in zwei Ebenen gesichert werden.
Therapie
Die Erstbehandlung von Frakturen besteht in der Ruhigstellung der betroffenen Extremität
im Spaltgips, notfalls auch mittels vorkonfektionierter Kunststoffcast-Verbände oder
sonstigem geeigneten Schienungsmaterial. Dabei sind die angrenzenden Gelenke mit ruhigzustellen,
Ausnahmen dieser Regel sind die körperferne Radiusfraktur (häufigste Fraktur, Ruhigstellung
auf Unterarm-Spaltgips) und die Sprunggelenksfraktur (Ruhigstellung im Unterschenkel-Spaltgips).
Vor der Ruhigstellung soll eine grobe Fehlstellung durch dosierten Längszug grob reponiert
werden. Dies gilt besonders für die Sprunggelenksluxationsfraktur [Abb. 5], die durch die grobe Fehlstellung des oberen Sprunggelenkes immer klinisch diagnostiziert
werden kann. Ein Fortbestehen der Luxationsstellung über einen längeren Transportweg
bis ins nächste Krankenhaus kann die distale Blutversorgung kompromittieren und somit
bis zur Notwendigkeit der Unterschenkelamputation führen. Vor und nach Repositionsmanövern
ist daher stets eine Prüfung und Dokumentation der distalen Durchblutung, Motorik
und Sensibilität zu empfehlen [4]
[7].
Offene Frakturen stellen unfallchirurgische Notfälle dar. Die Wunden sind am Unfallort
steril abzudecken und die Patienten nach entsprechender Ruhigstellung stationär einzuweisen.
Begleitend ist bei starken Schmerzen eine analgetische Medikation zu empfehlen.
Alle Patienten, bei denen eine Fraktur klinisch nicht sicher ausgeschlossen werden
kann, sollten zur weiteren Diagnostik und gegebenenfalls Therapie dem Unfallchirurgen
zugewiesen werden.
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Tab. 1 Altersverteilung bei Unfällen im häuslichen Bereich, in der Freizeit und beim Sport
(nach (10))
Alter
|
Hausunfälle
|
Freizeitunfälle
|
Sportunfälle
|
< 15 Jahre
|
9,4 %
|
10,0 %
|
13,6 %
|
15-24 Jahre
|
9,1 %
|
10,6 %
|
32,3 %
|
25-34 Jahre
|
15,4 %
|
10,5 %
|
21,6 %
|
35-44 Jahre
|
19,1 %
|
15,8 %
|
19,1 %
|
45-54 Jahre
|
14,5 %
|
14,3 %
|
7,1 %
|
55-64 Jahre
|
16,9 %
|
15,2 %
|
4,2 %
|
> 64 Jahre
|
15,6 %
|
23,6 %
|
2,1 %
|
Tab. 2 Verteilung der Verletzungsarten bei verschiedenen Unfallentitäten (nach (10))
Verletzungsart
|
Hausunfälle
|
Freizeitunfälle
|
Sportunfälle
|
Kontusion/Distorsion
|
30,5 %
|
32,1 %
|
34,3 %
|
Wunden
|
30,7 %
|
26,3 %
|
10,4 %
|
Muskel- und Sehnenverletzungen
|
8,3 %
|
12,1 %
|
23,6 %
|
Luxationen
|
5,6 %
|
4,9 %
|
11,2 %
|
Frakturen
|
20,8 %
|
24,6 %
|
20,5 %
|
Verbrennung/Verbrühung
|
4,1 %
|
|
|