Zentralbl Gynakol 2003; 125(3/4): 123-128
DOI: 10.1055/s-2003-41868
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erkennung des Gestationsdiabetes

Recognition of gestational diabetesK. J. Bühling1 , J. W. Dudenhausen1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charité Campus Virchow-Klinikum, Berlin
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Publication Date:
04 September 2003 (online)

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Zusammenfassung

In Deutschland wird derzeit nur jede 10. Schwangere mit Gestationsdiabetes erkannt, d. h. es werden jährlich 36 000 Schwangere entbunden, bei denen die Diagnose nicht gestellt wurde. Grund ist ein unzureichendes Screeningsystem, das nur die Bestimmung der Glukosurie vorsieht. Dass dies unzureichend ist, wurde in mehreren Studien gezeigt. Die Mehrzahl der niedergelassenen GynäkologInnen wiegen sich somit in der falschen Gewissheit, eine gesunde Schwangere vor sich zu haben. In eigenen Untersuchungen konnte zwar gezeigt werden, dass der zumeist befürwortete 50-g-Glukose-Screeningtest recht gut geeignet ist, die Patientinnen zu erkennen. Da er aber - entgegen den Empfehlungen - von der vorangegangenen Mahlzeit abhängig ist, sollte eine einstufige Diagnostik, d. h. die direkte Durchführung eines oralen Glukosetoleranztests, bevorzugt werden. Hinsichtlich der Kosten sind keine großen Unterschiede zu erwarten. Auch ein Risikogruppenscreening erscheint nach eigenen Untersuchungen ungeeignet, da bei Einbezug von nur zwei Risikofaktoren (Alter unter 25 Jahren und BMI von 25 kg/m2) lediglich 13,7 % des Kollektivs nicht gescreent werden müssten. Von diesen haben allerdings 6 (3,1 %) einen Gestationsdiabetes. Die Überlegungen, das Screening als IGeL (Individuelle Gesundheitsleistung) anzubieten, d. h. für selbstzahlende Patientinnen, wird dem Krankheitswert nicht gerecht. Ein generelles Screening, bevorzugt als Einstufendiagnostik, sollte jeder Schwangeren angeboten werden.

Literatur

Dr. med. Kai J. Bühling

Klinik für Geburtsmedizin, Charité Campus Virchow-Klinikum

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