Notfall Medizin 2003; 29(9): 358-363
DOI: 10.1055/s-2003-42565
Aktuelles Wissen

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Infektionserkrankungen - Medikamenteninteraktionen in der Antibiotika-Therapie

O. Zolk1 , Th. Eschenhagen2
  • 1Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Anschrift des Verfassers

Dr. med. Oliver Zolk

Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Fahrstraße 17

91054 Erlangen

Email: Zolk@pharmakologie.uni-erlangen.de

Publication History

Publication Date:
09 June 2004 (online)

Table of Contents #

Zusammenfassung

Die Einnahme von Pharmaka kann bei einer gleichzeitigen Antibiotika-Therapie unerwünschte Wechselwirkungen hervorrufen. Konsequenz ist, dass sich die Pharmakon-Wirkungen oder Nebenwirkungen durch Zugabe des Antibiotikums qualitativ oder quantitativ verändern: Eine Verstärkung oder Abschwächung beziehungsweise Erweiterung oder Einschränkung des Wirkungs- und Nebenwirkungsspektrums sind die Folgen. Dabei kann das Antibiotikum sowohl „Verursacher” als auch „Opfer” der Interaktion sein. In vielen Fällen können potentiell miteinander interagierende Medikamente aber auch zusammen verschrieben werden, vorausgesetzt dass man sich der Möglichkeit einer Interaktion bewusst ist und rasch eventuell notwendige Änderungen in der Dosierung oder der Therapie vornimmt. In einigen Situationen sollte allerdings auf die gleichzeitige Gabe miteinander interagierender Medikamente ganz verzichtet werden.

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Summary

The simultaneous use of medications and antibiotics can lead to undesired interactions. In consequence, the antibiotic may have a qualitatively or quantitatively modifying effect on the action or side effects of the medication: augmentation or attenuation or extension or restriction of the range of action and side effects may occur. In such a situation the antibiotic may be the cause or the ”victim„ of the interaction. In many cases, potentially interacting medications may be prescribed simultaneously, provided that the physician is aware of the possibility of interaction, and rapidly adapts the dosage or the treatment if this becomes necessary. In some situations, however, the simultaneous administration of medicaments that may interact with one another should be avoided entirely.

Der Erfolg einer rationalen Behandlung von Infektionserkrankungen wird in entscheidendem Ausmaß durch die rasche Indikationsstellung zur antimikrobiellen Therapie und die Wahl des Antibiotikums bestimmt. Anforderungen an die antiinfektiöse Therapie sind im Allgemeinen: Geeignetes Wirkspektrum, schneller Wirkungseintritt, geringe Neigung zur Resistenzbildung und eine gute Verträglichkeit. In Einzelfällen stellt das Risiko relevanter Interaktionen mit anderen Medikamenten ein weiteres Kriterium dar, das über den Behandlungserfolg mit entscheidet [1] [2] [3].

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Wann sind Interaktionen zu erwarten?

Bei multimorbiden, älteren Patienten, immunsupprimierten Patienten (nach Transplantation, AIDS) oder Patienten mit schweren internistischen oder chirurgischen Begleiterkrankungen (Trauma, Diabetes mellitus) ist das Risiko, an Infektionen zu erkranken, besonderes hoch. Die Grunderkrankung dieser Patienten hat häufig eine regelmäßige Einnahme von Pharmaka zur Folge, welche dann bei einer gleichzeitigen Antibiotika-Therapie unerwünschte Wechselwirkungen hervorrufen können. Konsequenz ist, dass sich die Pharmakon-Wirkungen oder Nebenwirkungen durch Zugabe des Antibiotikums qualitativ oder quantitativ verändern: Verstärkung/Abschwächung bzw. Erweiterung/Einschränkung des Wirkungs- und Nebenwirkungsspektrums. Dabei kann das Antibiotikum sowohl „Verursacher” als auch „Opfer” der Interaktion sein. So ist während einer Therapie mit dem Makrolid-Antibiotikum Erythromycin die Wirkung von Midazolam gesteigert. Andererseits hemmt die gleichzeitige Therapie mit einem Antazidum die Resorption von Doxycyclin und reduziert damit die Wirksamkeit des Antibiotikums.

Von der Gesamtzahl der Medikamente wird nur eine Minderheit durch die Verabreichung anderer Substanzen unter Umständen in ihrer Wirksamkeit beeinflusst. Von denen, die potentiell von Interaktionen betroffen sind, sind es wiederum nur wenige, bei denen die Wechselwirkung auch klinische Relevanz gewinnt. Es sind in der Regel Arzneimittel mit einer geringen therapeutischen Breite (z.B. Digoxin, Digitoxin, Antikoagulantien vom Cumarin-Typ, Theophyllin, orale Kontrazeptiva, Antiepileptika) oder solche, die den Metabolismus anderer Pharmaka stark beeinflussen (z.B. Barbiturate, Phenytoin, Rifampicin, Carbamazepin, Makrolid-Antibiotika: Erythromycin, Clarithromycin, Azol-Antimykotika: Fluconazol, Itraconazol, Ketoconazol).

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Welche Interaktionsmechanismen sind beteiligt?

Man kann Arzneimittelwechselwirkungen nach ihrem Entstehungsmechanismus in pharmakokinetische, pharmakodynamische und pharmazeutische Wechselwirkungen unterteilen. Typische Beispiele hierfür sind in [Tabelle 1] zusammengefasst.

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Cytochrom-P450-Isoenzyme

Die Mehrzahl aller klinisch bedeutsamen Interaktionen mit Antibiotika betreffen solche Medikamente, welche den Metabolismus ihres Interaktionspartners durch Aktivierung oder Hemmung von Enzymen des Cytochrom-P450-Systems beeinflussen [4]. Die Cytochrom-P450-Oxidasen sind eine Familie von Enzymen des endoplasmatischen Retikulums, die für den Phase I-Metabolismus von Arzneimitteln verantwortlich sind. Sie finden sich hauptsächlich in der Darmwand und der Leber, wo sie die Absorption beziehungsweise die Arzneimittelclearance und damit die Halbwertszeit entscheidend beeinflussen können. Inzwischen wurden mehrere Dutzend verschiedene Cytochrome identifiziert. Sie werden anhand der Aminosäuresequenz in Familien (erste arabische Zahl) und Subfamilien (Buchstabe) eingeteilt. Die zweite arabische Zahl bezeichnet das individuelle Enzym innerhalb der Subfamilie (Beispiel CYP3A4). Die für den Arzneimittelstoffwechsel des Menschen wichtigen Cytochrom-P450-Enzyme und typische Substrate für diese Cytochrome sind in [Tabelle 2] dargestellt. Außerdem sind Arzneimittel aufgeführt, die als Hemmstoffe oder Induktoren der Cytochrom-P450-Enzyme wirken und dadurch die Plasmakonzentration eines gleichzeitig gegebenen anderen Arzneimittels erhöhen oder reduzieren können.

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P-Glycoprotein-Transporter

Die medikamenteninduzierte Aktivierung oder Hemmung von P-Glycoprotein-Transportern (z.B. Gp 170, MRP2) wurde in jüngster Zeit als ein weiterer Mechanismus identifiziert, der für klinisch signifikante Medikamenteninteraktionen verantwortlich sein kann [5]. Die P-Glycoprotein-Transporter sind integrale Bestandteile der Zellmembran, die ihr Substrat aus dem Inneren der Zelle nach außen transportieren. Diese ATP-abhängigen Transportproteine wurden zuerst in Tumorzellen entdeckt, wo sie wahrscheinlich eine Rolle bei der Entwicklung der multidrug resistence spielen.

Inzwischen weiß man, dass die P-Glycoprotein-Transporter auch in normalem Gewebe mit exkretorischer Funktion, wie dem Darm, der Leber, den Nieren und der Blut-Hirn-Schranke, vorkommen. Dort sorgen sie normalerweise dafür, dass für den Körper schädliche Substanzen in das Darmlumen zurücktransportiert beziehungsweise biliär und renal ausgeschieden werden. Substrate sind aber auch Medikamente wie Digoxin, Cyclosporin und HIV-Proteaseinhibitoren, deren Plasmaspiegel durch P-Glycoprotein-Induktoren (Rifampicin, Zytostatika, Johanniskraut) vermindert beziehungsweise durch P-Glycoprotein-Inhibitoren (Verapamil, Ketoconazol, Chinidin, Amiodaron) erhöht werden.

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Pharmakodynamik

Pharmakodynamische Interaktionen sind schwierig zu klassifizieren. Sie sind immer dann zu erwarten, wenn die miteinander interagierenden Wirkstoffe an einem Rezeptor, an einem Erfolgsorgan oder in einem Regelkreis synergistisch oder antagonistisch wirken. Diese Arzneimittelinteraktionen sind leicht vorhersehbar, wenn man die pharmakologischen Wirkmechanismen kennt.

In vielen Fällen können potentiell miteinander interagierende Medikamente zusammen verschrieben werden, vorausgesetzt dass man sich der Möglichkeit einer Interaktion bewusst ist und rasch eventuell notwendige Änderungen in der Dosierung oder der Therapie vornimmt. In einigen Situationen sollte allerdings auf die gleichzeitige Gabe miteinander interagierender Medikamente ganz verzichtet werden.

In manchen Fällen ist sie kontraindiziert. Entsprechend ihrer praktischen Bedeutung lassen sich Arzneimittelwechselwirkungen in drei Schweregrade einteilen:

  • Hohe klinische Relevanz: durch Studien gut dokumentiert und potentiell den Patienten gefährdend

  • Mäßige klinische Relevanz: bessere Dokumentation der Interaktion erforderlich und/oder geringere Gefährdung des Patienten

  • Geringe klinische Relevanz: Dokumentation fraglich oder Gefährdung des Patienten gering oder seltenes Auftreten der Medikamenteninteraktion.

[Tabelle 3] berücksichtigt hauptsächlich die beiden erstgenannten Kategorien.

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Wie häufig werden Interaktionen beobachtet?

Die Inzidenz klinisch relevanter unerwünschter Arzneimittelinteraktionen wird auf weniger als 1 % geschätzt. Genaue Daten sind bis heute nicht verfügbar und angesichts der Fülle möglicher Medikamentenkombinationen und potentieller Interaktionen schwer zu erheben. Unser Wissen über Medikamenteninteraktionen beruht hauptsächlich auf Kasuistiken oder auf Untersuchungen der Pharmakokinetik, zumeist Plasmaspiegeluntersuchungen, die an gesunden Probanden durchgeführt werden. Hamilton und Gordon [6] untersuchten in einer retrospektiven Studie anhand der Krankenakten von ambulanten Patienten, die als Dauermedikation Theophyllin erhielten (n = 913), den Krankheitsverlauf während der zusätzlichen Einnahme der Antibiotika Erythromycin (n = 66) oder Ciprofloxacin (n = 39). Bei einem Patienten führte die Komedikation (Ciprofloxacin) zu klinisch signifikanten Wechselwirkungen, die zur Hospitalisierung des Patienten zwangen. Dieses Beispiel macht zweierlei deutlich:

  1. Medikamenteninteraktionen haben neben der klinischen (Gefährdung des Patienten) auch eine pharmakoökonomische Dimension (erhöhte Behandlungskosten, z.B. durch stationäre Einweisungen)

  2. Obwohl bekannt ist, dass die Komedikation mit Erythromycin oder Ciprofloxacin im Allgemeinen zu einem Anstieg des Plasma-Theophyllins um zirka 25 % führt, lässt sich dennoch das Ausmaß der Interaktion bei dem individuellen Patienten schwer vorhersagen [7] [8] [9].

Während der eine Patient die antibiotische Zusatzmedikation ohne Beschwerden toleriert, kann sie bei dem anderen Patienten lebensbedrohliche Folgen haben. Ob eine potentiell relevante Interaktion bei dem individuellen Patienten apparent wird, hängt von weiteren, in ihrer Wirkung zum Teil schwer abschätzbaren Faktoren ab:

  • Alter des Patienten

  • Genetische Polymorphismen (z.B. CYP 2D6-Polymorphismus), die eine genetisch bedingte, ausgeprägte interindividuelle Aktivität der verschiedenen CYP450 Isoenzyme bedingen und damit den Arzneistoffmetabolismus in schwer vorhersehbarer Weise verändern können

  • Gewohnheiten: Rauchen, Alkohol, orale Kontrazeption, Nahrung, Drogenmissbrauch

  • Begleiterkrankungen (z.B. Niereninsuffizienz)

  • Schwangerschaft.

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Empfehlungen für die Praxis

In der klinischen Praxis ist es unmöglich, alle Medikamenteninteraktionen bei dem individuellen Patienten sicher vorherzusagen. Ein schrittweises Vorgehen hilft aber, das Risiko unerwünschter Arzneimittelinteraktionen abzuschätzen, um auf dieser Basis Entscheidungen für die Therapie zu treffen.

  1. Grundlage ist eine gute Medikamenten-Anamnese, das heißt die Kenntnis aller zur gleichen Zeit verordneten Medikamente.

  2. Es ist wichtig, Risikopatienten zu erkennen: Ältere, multimorbide Patienten oder Patienten auf der Intensivstation sind wegen der zahlreich eingesetzten Medikamente besonders gefährdet, unerwünschte Arzneimittelwirkungen infolge von Arzneimittelinteraktionen zu erleiden.

  3. Spezielle Medikamentengruppen bergen ein besonderes Risiko: Dazu zählen Medikamente mit geringer therapeutischer Breite und solche, die den Metabolismus besonders stark beeinflussen.

  4. Wenn möglich, sollten problematische Kombinationen vermieden werden. Datenbanken helfen, genauere Informationen über die Art und das Risiko der Interaktion zu erhalten. Diese Informationen helfen, gegebenenfalls Dosisanpassungen vorzunehmen und das Monitoring des Patienten zu verbessern, um bei notwendiger Komedikation unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu vermeiden oder frühzeitig zu erkennen.

Tab. 1 Beispiele für Mechanismen der Arzneimittelinteraktion mit Antiinfektiosa

Pharmakokinetische Interaktionen

Interaktion

Arzneimittel

Verändernde Substanz

Wirkung

Empfehlung

Veränderung des gastro-intestinalen pH-Wertes

Ketoconazol

H2-Antagonisten, Antazida, Omeprazol

Bioverfügbarkeit ↓, um bis zu 80 %

Komedikation vermeiden

Beeinflussung der gastro-intestinalen Resorption durch Komplexbildung

Tetracycline, Chinolone

Antazida, Eisen-Ionen

Resorption ↓

Intervall von 2-3 h zwischen Einnahme

Veränderung der Darmflora

Digoxin

Antibiotika

Digoxin-Inaktivierung durch intestinale Bakterien ↓,Digoxin-Plasmaspiegel ↑

Selten auftretende Arzneimittelinteraktion

Veränderung der gastro-intestinalen Resorption durch Hemmung oder In-duktion von P-Glycoprotein

Digoxin

Rifampicin

Resorption ↓

Gegebenenfalls Dosisanpassung

Gehemmter Metabolismus

CSE-Hemmer (z.B. Lovastatin)

Azol-Antimykotikum (z.B. Itraconazol)

Lovastatin-Plasma-spiegel↑ , Rhabdomyolyse

CSE-Hemmer pausieren oder Pravastatin, Fluvastatin

Beschleunigter Metabolismus

Orale Kontrazeptiva

Rifampicin, Griseofulvin

Unzuverlässige Wirkung, „Pillenversager”

Komedikation vermeiden

Beeinflussung der renalen Elimination

Penicilline, Cephalosporine

Probenecid

Tubuläre Exkretion ↓,Plasmaspiegel ↑

Schwache Interaktion, in der Regel keine Maßnahmen erforderlich

Verdrängung aus der Eiweißbindung

Sulfonamide

Methotrexat

Toxizität ↑

Andere Antibiotika bevorzugen

Pharmakodynamische Interaktionen

Interaktion

Arzneimittel

Verändernde Substanz

Wirkung

Empfehlung

Antagonismus

Penicillin

Sulfonamide, Tetrazykline

Funktioneller Antagonismus (bakterizid/bakteriostat.)

ungeeignete Kombination

Synergismus

Sulfamethoxazol

Trimethoprim

Erweiterung des Wirkspektrums

Erwünschter Synergismus

Pharmazeutische Wechselwirkungen

Interaktion

Arzneimittel

Verändernde Substanz

Wirkung

Empfehlung

Inkompatibilität

Sulfonamide

Penicillin

Gegenseitige Inaktivierung im Infusionsgemisch

Getrennt infundieren

Tab. 2 Die wichtigsten Induktoren, Inhibitoren und Substrate der Cytochrom-P450-Enzyme (CYP)

Cytochrom

Induktor

Inhibitor

Substrat

CYP 1A2

Tabakrauchen

Omeprazol

Amiodaron

Cimetidin

Chinolone[1]: Ciprofloxacin[1],

Enoxacin[1], Norfloxacin[1]

Fluvoxamin

Ticlopidin

Koffein

Paracetamol

Theophyllin

CYP 2C9

Phenobarbital

Rifampicin[1]

Amiodaron

Cimetidin

Fluconazol[1]

Cumarin-Derivate

Fluvastatin

Irbesartan

Losartan

Phenytoin

Tolbutamid

CYP 2C19

Rifampicin[1]

Ketoconazol[1]

Citalopram

Diazepam

Moclobemid

Omeprazol

CYP 3A4,5,7

Carbamazepin

Glucokortikoide

Phenobarbital

Phenytoin

Rifabutin[1]

Rifampicin[1]

Thiopental

Amiodaron

Azol-Antimykotika1: Fluconazol1[1],

Itraconazol[1], Ketoconazol[1]

Cimetidin

Diltiazem

Grapefruitsaft

HIV-Proteaseinhibitoren[1]: Indinavir[1],

Nelfinavir[1], Ritonavir[1], Saquinavir[1]

Makrolide[1]: Clarithromycin[1],

Erythromycin[1], Troleandomycin[1], [2]

Metronidazol[1]

Nifedipin

Valproat

Verapamil

Atorvastatin

Ca2+-Antagonisten

Carbamazepin

Ciclosporin A

Ethinylestradiol

HIV-Proteaseinhibitoren[1]:

Indinavir[1], Nelfinavir[1], Ritonavir[1],

Saquinavir[1]

Lovastatin

Makrolide[1]: Clarithromycin[1],

Erythromycin[1] (nicht: Azithromycin)

Methadon

Midazolam

Simvastatin

Tacrolimus (FK506)

Terfenadin

Triazolam

CYP 2E1

Ethanol (chronisch)

Isoniazid[1]

Disulfiram

Inhalationsanästhetika

CYP 2D6

Schwangerschaft

Amiodaron

Chinidin

Cimetidin

Fluoxetin

Methadon

Paroxetin

Amitriptylin

Clomipramin

Desipramin

Imipramin

Metoprolol

Nortriptylin

Paroxetin

Propafenon

Propranolol

Risperidon

Timolol

1 antiinfektiös wirksame Substanzen

2 in Deutschland nicht zugelassen

Tab. 3 Wichtige Arzneimittelinteraktionen mit antiinfektiös wirksamen Medikamenten

Interagierende Arzneimittel

Arzneimittel, die in ihrer Wirkung beeinflusst werden

Resultierende Wirkung

Ursache der Wechselwirkung

Empfehlung

Azol-Antimykotika[1]: Fluconazol, Itraconazol, Ketoconazol

Terfenadin

Plasmakonzentration ↑, Toxizität ↑ mit Verlängerung des QT-Intervalls, ventrikulären Arrhythmien

Hemmung des hepatischen Metabolismus durch CYP450 3A4-Inhibition

Ausweichen auf Loratadin, Cetirizin, Fexofenadin

HIV-Proteaseinhibitoren1: Indinavir, Ritonavir, Nelfinavir, Saquinavir

CSE-Hemmer: Lovastatin, Simvastatin, Atorvastatin

(Torsades de pointes) Myopathie, Rhabdomyolyse

 

CSE-Hemmer: pausieren oder ausweichen auf Pravastatin, Fluvastatin

Makrolide[1]: Erythromycin, Clarithromycin

Benzodiazepine: Midazolam, Triazolam, Alprazolam

ZNS-Effekte

 

Gegebenenfalls Dosisanpassung des 2. Arzneimittels

Ca2+-Antagonisten: Nifedipin

Bis 4fach erhöhte Plasmakonzentrationen

 

Gegebenenfalls Dosisanpassung des 2. Arzneimittels

Ciclosporin, FK506

Bis 4fach erhöhte Plasma- konzentrationen, erhöhte Nephrotoxizität von Ciclosporin

 

Gegebenenfalls Dosisanpassung des 2. Arzneimittels

Isoniazid[1]

Phenytoin, Carbamazepin

Antiepileptische Wirkung erhöht, erhöhte Toxizität

Hemmung des hepatischen Metabolismus

Plasmaspiegel-Kontrolle, gegebenenfalls Dosisanpassung

Chloramphenicol[1]

Phenylbutazon, Tolbutamid, Sulfonamide, Zytostatika, Neuroleptika der Phenothiazin-Gruppe und Clozapin, Gold, Quecksilber, Arsenpräparate

Additiv hämatotoxische Wirkung

 

Kombinationen strikt vermeiden

Griseofulvin[1], Rifampicin1

Orale Antidiabetika, Kumarinderivate, Barbiturate, Chinidin, Digoxin, Glucokorticoide, orale Kontrazeptiva, Methadon, Vitamin D

Wirkungsabschwächung, unsicherer Effekt oraler Kontrazeptiva

Induktion von mikrosomalen Leberenzymen (CYP450 3A4) und Transportern (Gp 170 bei Digoxin)

Gegebenenfalls Dosisanpassung

Chinolone[1]: Ciprofloxacin, Enoxacin, Norfloxacin

Theophyllin

Wirkungsverstärkung von Theophyllin

Hemmung des für den Theophyllin-Metabolismus verantwortlichen CYP1A2

Gegebenenfalls Ausweichen auf Ofloxacin, Levofloxacin oder Lomefloxacin

Sparfloxacin Moxifloxacin

Amiodaron, Chinidin, Disopyramid, Sotalol, Procainamid, Erythromycin, Diuretika (wg. Hypokaliämie), Terfenadin

QTc-Verlängerung, Arrhythmien

Gegenseitige Verstärkung proarrhythmischer Wirkungen

Ausweichen auf anderes Chinolon

Sulfonamide[1]

Sulfonylharnstoffe, z.B. Glibenclamid

Hypoglykämie

Synergistische Wirkungsverstärkung

Auf verstärkte blutzuckersenkende Wirkung achten, bei Bedarf die Sulfonylharnstoff-Dosis reduzieren

Aminoglykoside[1]: Gentamicin, Streptomycin

Neuromuskulär blockierende Arzneimittel, z.B. Succinylcholin, Pancuronium

Verstärkte muskelrelaxierende Wirkung

Synergismus an der motorischen Endplatte

Patienten postoperativ sorgfältig überwachen

Schleifendiuretika, z.B. Furosemid, Etacrynsäure

Erhöhte Ototoxizität

Additiv ototoxische Wirkung der Diuretika durch Einfluss auf die Elektrolytzusammensetzung der Endolymphe des Innenohrs

Kombination vermeiden

Andere Nephro- oder Ototoxine, z.B. Cisplatin, Amphotericin B, Vancomycin, Ciclosporin, Cephalosporine

Verstärkte Nephro- oder Ototoxizität

 

Kombination vermeiden

Tetracycline[1]

Barbiturate, Phenytoin, Carbamazepin Kumarinderivate

Wirkungsabschwächung Wirkungsverstärkung

Induktion hepatischer Enzyme Hypoprothrombinämie

Gegebenenfalls Tetracyclin-Dosierung erhöhen Quick-Kontrollen

Antazida, Sucralfat

Doxycyclin[1], Chinolone[1]

Wirkungsabschwächung

Verminderte Resorption

Einnahme zeitlich versetzt

1 antiinfektiös wirksame Substanzen

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Literatur

  • 1 Novotny J, Novotny M. Adverse drug reactions to antibiotics and major antibiotic drug interactions.  Gen Physiol Biophys. 1999;  18 126-139
  • 2 Gregg CR. Drug interactions and anti-infective therapies.  Am J Med. 1999;  106 227-237
  • 3 Czachor JS. Antibiotic troubleshooting in primary care.  Hosp Pract. 1999;  34 95-101
  • 4 Flockhart DA, Oesterheld JR. Cytochrome P450-mediated drug interactions.  Child Adolesc Psychiatr Clin N Am. 2000;  9 43-76
  • 5 Schwab M, Eichelbaum M, Fromm MF. Genetic Polymorphisms of the Human MDR1 Drug Transporter.  Annu Rev Pharmacol Toxicol. 2002;  43 285-307
  • 6 Hamilton RA, Gordon T. Incidence and cost of hospital admissions secondary to drug interactions involving theophylline.  Ann Pharmacother. 1992;  26 1507-1511
  • 7 Pai MP, Graci DM, Amsden GW. Macrolide drug interactions: an update.  Ann Pharmacother. 2000;  34 495-513
  • 8 Lode H. Evidence of different profiles of side effects and drug-drug interactions among the quinolones - the pharmacokinetic standpoint.  Chemotherapy. 2001;  47 24-31
  • 9 Fish DN. Fluoroquinolone adverse effects and drug interactions.  Pharmacotherapy. 2001;  21 253-272
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Anschrift des Verfassers

Dr. med. Oliver Zolk

Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Fahrstraße 17

91054 Erlangen

Email: Zolk@pharmakologie.uni-erlangen.de

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Literatur

  • 1 Novotny J, Novotny M. Adverse drug reactions to antibiotics and major antibiotic drug interactions.  Gen Physiol Biophys. 1999;  18 126-139
  • 2 Gregg CR. Drug interactions and anti-infective therapies.  Am J Med. 1999;  106 227-237
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  • 7 Pai MP, Graci DM, Amsden GW. Macrolide drug interactions: an update.  Ann Pharmacother. 2000;  34 495-513
  • 8 Lode H. Evidence of different profiles of side effects and drug-drug interactions among the quinolones - the pharmacokinetic standpoint.  Chemotherapy. 2001;  47 24-31
  • 9 Fish DN. Fluoroquinolone adverse effects and drug interactions.  Pharmacotherapy. 2001;  21 253-272
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Anschrift des Verfassers

Dr. med. Oliver Zolk

Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Fahrstraße 17

91054 Erlangen

Email: Zolk@pharmakologie.uni-erlangen.de