Fortschr Neurol Psychiatr 2003; 71(10): 509-516
DOI: 10.1055/s-2003-42873
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Freiheitskonzeption in Jaspers' Psychopathologie

The Concept of Liberty in Jaspers' PsychopathologyK.  A.  Jacobs1 , J.  Thome1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim (Direktor: Prof. Dr. Dr. F. A. Henn)
Wir danken Herrn Professor Dr. H. Helmchen, Berlin, und Herrn Priv.-Doz. Dr. H. Dreßing, Mannheim, für die Durchsicht des Manuskripts und die konstruktive Kritik
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Oktober 2003 (online)

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Zusammenfassung

Die Auseinandersetzung mit konzeptuellen Problemen stellt auch für eine moderne biologisch orientierte Psychiatrie eine fundamentale Aufgabe dar, der sie sich nicht entziehen kann. Insbesondere Fragen nach Freiheit, Freiheitsentzug und Wiedererlangung von Freiheit stellen sich in der psychiatrischen Praxis täglich. Diese Arbeit ist ein Versuch, die Antworten, die Karl Jaspers in seiner Philosophie und Psychopathologie darauf gibt, systematisch und kritisch zu untersuchen. Dabei kommt dem Schlüsselbegriff der „Grenzsituation” eine zentrale Bedeutung zu. Durch Interpretation psychischen Krankseins als existenziellem Ausnahmezustand, in dem Alltagssituationen zu Grenzsituationen werden können, erscheinen Jaspers' Überlegungen zum Konzept der Freiheit in einem neuen Licht und können so für eine gerade im Zeitalter einer Molekularen Psychiatrie notwendige Grundsatz- und Wertediskussion nutzbar gemacht werden.

Abstract

The debate on conceptional problems represents a fundamental and inevitable challenge also for contemporary biological psychiatry. Especially questions concerning liberty, loss of liberty and regaining liberty are relevant for daily psychiatric practice. This study attempts to critically and systematically investigate the answers given in the philosophy and psychopathology of Karl Jaspers. Thereby, the key term “Grenzsituation” (border situation) plays a significant role. The interpretation of psychiatric disorder as an exceptional state of existence, possibly converting “Alltagssituationen” (situations of daily life) to “Grenzsituationen”, sheds new light on Jaspers' thoughts about the concept of liberty which, thus, turn out to be of crucial relevance for the necessary discussions of ethical principles in the era of molecular psychiatry.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. Johannes Thome

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit

J5

68159 Mannheim

eMail: thome@zi-mannheim.de