Zusammenfassung
Fragestellung
Es wird der Frage nachgegangen, ob es Unterschiede in der Inanspruchnahme ärztlicher
Leistungen bei deutschen Frauen im Vergleich zwischen alten und neuen Bundesländern
sowie in Abhängigkeit von wesentlichen soziodemografischen Faktoren wie Alter, Bildungsstand,
Berufstätigkeit und finanzieller Absicherung gibt.
Material und Methodik
Im November/Dezember 1998 wurden in einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung 1122
Frauen ab 18 Jahren befragt. Neben verschiedenen Beschwerdefragebogen kam ein neu
entwickelter Fragebogen zum Arztaufsucheverhalten zum Einsatz, in welchem erfragt
wird, wegen welcher Beschwerden ein Arzt aufgesucht werden würde.
Ergebnisse
Das Inanspruchnahmeverhalten ärztlicher Leistungen ist vorrangig von der Zugehörigkeit
zu den alten oder neuen Bundesländern und in zweiter Linie vom Qualifikationsniveau
abhängig. Es zeigt sich, dass Frauen der neuen Bundesländer häufiger über körperliche
Symptome sowie somatoforme u. a. psychosomatische Beschwerden klagen, aber signifikant
seltener eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen würden, unabhängig davon, ob es sich um
somatische oder psychosomatische Beschwerden handelt. Auch Frauen mit höherem Qualifikationsniveau
würden seltener ärztliche Leistungen in Anspruch nehmen als Frauen mit geringerem
Qualifikationsniveau.
Schlussfolgerung
Die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen ist wesentlich von der unterschiedlichen
sozialen Situation der Frauen in Ost und West abhängig. Finanzielle Absicherung, Lebenszufriedenheit,
Bildung und Aufklärung über somatische und psychische Zusammenhänge von Erkrankungen
beeinflussen das Arztinanspruchnahmeverhalten von Frauen wesentlich.
Abstract
Purpose
The aim of this paper is to investigate differences in the demand for medical care
in German women. We compared West and East Germany and the influence of important
sociodemographic factors such as age, education, employment and financial background.
Material and Methods
In November and December 1998 1122 women were questioned in a representative survey.
We used several established health questionnaires and a recently developed new questionnaire
about the demand for medical care, which investigated the kind of complaints which
lead people to consult a physician.
Results
The demand for medical care strongly depends on the patient's affiliation to either
the Western or Eastern part of Germany and on the educational level. Women living
in the Eastern part complained more frequently about physical symptoms and somatoform
or psychosomatic complaints. On the other hand, in cases of physical or mental complaints
they consulted a physician less frequently. Women with a higher educational level
demanded medical care less frequently than women with a lower educational level.
Conclusions
The demand for medical care strongly depends on the different social situation of
women in East and West Germany. Financial background, satisfaction with life, education
and information about the physical and mental basis for diseases have a strong influence
on the women's demand for medical care.
Schlüsselwörter
Frauengesundheit - Körperbeschwerden - Arztinanspruchnahme
Key words
Women's health - physical complaints - demand for medical care