ZFA (Stuttgart) 2003; 79(11): 541-546
DOI: 10.1055/s-2003-44771
Integrierte Versorgung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wie effektiv sind Disease Management-Programme?

T. Fischer1 , T. Lichte2 , U. Popert1
  • 1Abteilung Allgemeinmedizin der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publication Date:
26 November 2003 (online)

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Zusammenfassung

Derzeit werden in Deutschland Disease Management-Programme (DMPs) eingeführt, um die bestehenden Defizite in der Versorgung chronisch Kranker zu verbessern. Dieser Artikel stellt die vorhandene Evidenz zur Effektivität von DMPs auf der Basis von Meta-Analysen und Reviews dar. Demnach sind die Interventionen bisheriger DMPs sehr heterogen (Schulungen, Feedback, Erinnerungen und finanzielle Anreizsysteme). Bislang fehlen Studien, die verschiedene Interventionen kontrolliert miteinander vergleichen. Insgesamt fällt der Effekt der DMPs eher gering aus, wobei sich umfangreiche, multimodale Ansätze tendenziell als erfolgreicher erwiesen haben. Hausarztzentrierte DMPs wirken sich positiv auf Parameter wie Patientenzufriedenheit und Lebensqualität aus; die Kosten können jedoch aufgrund einer intensivierten Versorgung kurzfristig steigen. Die bisher mäßige Studienlage lässt eine wissenschaftliche Begleitung der DMP-Einführung als dringend notwendig erscheinen.

Summary

Beginning in 2002 Disease Management Programs (DMPs) are introduced in Germany, in order to improve the existing deficits in the care of chronically ill patients. This paper presents the existing evidence of the effectiveness of DMPs on the basis of meta-analyses and systematic reviews. DMP-interventions were very heterogeneous (training courses, feedback, reminders and financial incentives). Up to date there are no controlled studies, which compare different DMP-interventions. In general, the effects of DMPs were limited. Extensive, multimodal interventions tended to be more successful. General practitioner-centered DMPs were able to change parameters such as patient satisfaction and quality of life; however, costs may rise at short notice due to intensified care. As existing evidence of DMP effectiveness is poor, close scientific monitoring of the current introduction of DMPs in Germany seems to be urgently necessary.

Literatur

Dr. med. Thomas Fischer

Abteilung Allgemeinmedizin, Georg-August-Universtität Göttingen

Humboldtallee 38, 37073 Göttingen

Phone: 0551-39-6605

Fax: 0551-39-9530

Email: tfische@gwdg.de

Zur Person

Dr. med. Thomas Fischer

Jahrgang 1969, verheiratet, zwei Kinder. Facharzt für Allgemeinmedizin, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Allgemeinmedizin der Universität Göttingen seit Juli 2001. Forschungsschwerpunkte: Phlebologische Krankheitsbilder in der Allgemeinmedizin, Schnittstellenproblematik Hausarzt-Spezialist und neue Formen der Lehre in der Allgemeinmedizin.