DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2004; 2(02): 36-37
DOI: 10.1055/s-2004-818853
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Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.KG Stuttgart

VPT will Curriculum für Musterprozesse

N. N.
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09 June 2004 (online)

Der Verband Physikalische Therapie (VPT) beabsichtigt, mit Hilfe von Musterprozessen die rechtliche Grundlage dafür zu schaffen, dass Physiotherapeuten Osteopathie auch ohne HP-Titel erbringen dürfen. Der VPT stützt sich dabei auf die Rechtsauffassung seines Justiziar Ernst Boxberg, wonach das Heilpraktikergesetz überholt ist und durch „Leges speciales“ ergänzt wurde, die - sicheres Können des Praktizierenden vorausgesetzt - auch für die Osteopathie gelten würden.

Der VPT will sich seine Rechtsauffassung, die von anderen Physiotherapeuten-Verbänden nicht geteilt wird, durch Musterprozesse, die ggf. bis zum Bundesverfassungsgericht führen sollen, bestätigen lassen, um somit Rechtssicherheit für die eigenen Mitglieder zu schaffen.

Eine wesentliche Argumentationshilfe für solche Musterprozesse wäre der Verweis auf eine deutschlandweit einheitliche osteopathische Ausbildung. Da es diese einheitliche Ausbildung gegenwärtig nicht gibt, sucht der VPT nach osteopathischen Institutionen, die mit dem VPT ein osteopathisches Curriculum oder dessen gemeinsame Eckpunkte erarbeiten sollen.

Das Frankfurter Treffen

Der VPT hat dazu am 20. Januar 2004 verschiedene osteopathische Institutionen zu einem Treffen nach Frankfurt am Main geladen. An dem Treffen haben Vertreter von AFO (Akademie für Osteopathie), DGOM (Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin), DROM (Deutsches Register für Osteopathische Medizin), VOD (Verband der Osteopathen Deutschland) sowie einiger Osteopathieschulen teilgenommen, der VPT war durch seinen ersten Vorsitzenden Bruno Blum, Bundesgeschäftsführer Udo Fenner und Hausjustiziar Ernst Boxberg vertreten.

Zu Beginn erläuterte Boxberg die Rechtsauffassung des VPT (Siehe DO 4/2003, S. 34 ff.) und kam darin zu dem Ergebnis, dass Physiotherapeuten sowie Masseure und medizinische Bademeister die Osteopathie auch ohne HP-Prüfung erbringen dürften, soweit sie innerhalb ihres sicheren Könnens arbeiten würden. Hierzu legitimiere sie das Masseur- und Physiotherapeutengesetz (MPhG) mit den Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen für Physiotherapeuten (PhysTh-APrV) und Masseure und med. Bademeister (MB-APrV), die als leges speciales zum Heilpraktikergesetz zu werten seien.

Für die angestrebten Musterprozesse sind aus Sicht des VPT ein verbände-übergreifendes osteopathisches Curriculum oder zumindest dessen gemeinsame Eckpunkte wie Zugangsvoraussetzungen, Stundenumfang sowie Dauer und Inhalte einer osteopathischen Ausbildung von Vorteil.

Der erste Vorsitzende Blum machte klar, dass der VPT ausschließlich an einem Weiterbildungscurriculum für Physiotherapeuten bzw. Masseure und medizinische Bademeister interessiert sei.

Schließlich wurden die Teilnehmer gebeten, mitzuteilen, ob sie an einem einheitlichen Curriculum mitarbeiten, bzw. diese Arbeit unterstützen würden. DGOM, DROM und die eingeladenen Schulen erklärten sich hierzu prinzipiell bereit. Auch die Vertreter der AFO und des VOD äußerten sich positiv zu dem Anliegen des VPT, ohne allerdings ihr Mitwirken zuzusagen.

Mittlerweile hat sich der VOD in einer Stellungnahme zu den Bestrebungen des VPT geäußert.


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Die Stellungnahme des VOD

In seiner Stellungnahme (siehe auch: www.osteopathie.de) verweist der VOD auf das eigene Satzungsziel: die Schaffung des rechtlich anerkannten Berufstandes des Osteopathen. Jeder, der "über eine qualifizierte osteopathische Ausbildung verfügt, soll auch ohne ärztliche Bestallung die Osteopathie (...) praktizieren dürfen und dabei die rechtliche Anerkennung als Osteopath genießen."

Um dieses Ziel zu erreichen, führe der VOD u.a. den direkten Dialog auf Regierungsebene und habe einen Gesetzentwurf für den eigenständigen Berufstand des Osteopathen erarbeiten lassen, der im vergangenen Jahr in zwei Landesparlamente eingebracht worden sei.

Grundsätzlich begrüße man "alle Bemühungen, die dazu beitragen, die osteopathische Ausbildung in Deutschland auf einem hohen Qualitätsstandard zu vereinheitlichen," und werde daher die Bestrebungen des VPT, bundesweit einheitliche Eckpunkte für eine qualifizierte osteopathische Ausbildung festlegen zu wollen, begleiten.

Für kontraproduktiv erachtet der VOD hingegen das Vorhaben des VPT, Musterprozesse durchführen zu wollen:

"Denn sollte über einen solchen Musterprozess die Ausübung der Osteopathie durch Physiotherapeuten ohne HP-Titel tatsächlich die rechtliche Anerkennung finden, dann würde der Gesetzgeber keine Notwendigkeit mehr sehen, einen eigenen Beruf des Osteopathen zu legalisieren. (…) Die Osteopathie wäre dann nur eine von verschiedenen rechtlich verankerten Therapieformen, die von Physiotherapeuten (sowie Heilpraktikern und Ärzten) ausgeübt werden können. Aus dieser Verankerung ließe sich die Osteopathie nicht mehr herauslösen."

"Wir", so schließt die Stellungnahme des VOD, sind Osteopathen und wollen als solche in Zukunft beruflich anerkannt werden. Für dieses Ziel werden wir uns auch weiterhin mit größtem Engagement einbringen."

Am 20. April 2004 wir der VPT zu einem neuen Treffen in Frankfurt am Main laden. Dann soll mit der Erarbeitung gemeinsamer Eckpunkte begonnen werden. Die DO wird in der nächsten Ausgabe darüber berichten.

- red.


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