B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2004; 20(2): 39
DOI: 10.1055/s-2004-820266
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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Publication Date:
22 July 2004 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Krankheitstage pro Jahr in Deutschland teilweise bis über 30 Tage liegen kann, gibt es wohl kaum einen gesellschaftlichen Bereich, bei dem zwischen finanziellen Aufwendungen und den dadurch erzielten Effekten ein so günstiges Verhältnis besteht wie in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Zudem werden bereits im Jahr 2005 mehr Mitarbeiter im Alter über 50 Jahre in Unternehmen beschäftigt sein als Mitarbeiter im Alter unter 30 Jahren.

Die demografische Entwicklung sowie die gesundheitspolitische Notwendigkeit einer Kostendämpfung im Gesundheitswesen stellen neue Anforderungen an die Gesundheitsförderungsprogramme in Betrieben. Auch im Sektor der betrieblichen Gesundheitsförderung werden künftig Qualitätssicherungskriterien immer wichtiger.

Die Chancen und die kostenmäßige Erfassung positiver Effekte einer betrieblichen Gesundheitsförderung bedürfen jedoch zunehmend einer Evidenzbasierung und Evaluation (Cost-effectiveness Analysis), um diese Effekte im Bewusstsein der einzelnen Beteiligten wie Unternehmen, Kostenträger, Arbeitsmediziner, Arbeitnehmer usw. zu verdeutlichen. So ist auch die kostenmäßige Darlegung der Einsparungen durch Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zunehmend wichtig geworden bei der Einbettung präventiver Maßnahmen im Rahmen des SGB V § 20, Abs. 1 und 2.

Der Nachweis von Effekten und Effizienzen wird noch wichtiger werden bei der Entwicklung, Präventionsleistungen im Rahmen einer betrieblichen Gesundheitsförderung in stationären Einrichtungen unter Beteiligung der Kostenträger anzubieten - beispielsweise als Auftrag der Rentenversicherung gem. SGB V § 31.

Die neueste Entwicklung - unter Beachtung des Nachweises eines Kosten-Nutzen-Effektes - im Rahmen einer betrieblichen Gesundheitsförderung stellt die Eingliederung leistungsgewandelter Mitarbeiter am Arbeitsplatz dar (Disability Management). Die diesjährige Auszeichnung des DVGS mit der Messe Frankfurt, der Lifetime Corporate Health Award 2004, ging deshalb an die Partner Ford und IQPR Köln für innovative Projekte in diesem Sektor.

Dieses Modellprojekt von IQPR und Ford mit dem Schwerpunkt der Förderung der Integration Leistungsgewandelter Mitarbeiter (FILM) wird derzeit sogar noch erweitert: vom reinen Interventionsprojekt gemäß SGB IX im Sinne eines Disability Managements zu einem Präventionsprojekt. Kriterien eines so genannten „Frühwarnsystems” helfen dabei dem Unternehmen zu erkennen, an welchen Arbeitsplätzen und bei welchen Mitarbeitern zur frühzeitigen Vermeidung arbeitsplatzbedingter Beeinträchtigungen Gegenmaßnahmen zu ergreifen sinnvoll ist.

Die Veranstaltung des DVGS in Kooperation mit der Messe Frankfurt, die Lifetime Corporate Health, setzte an diesen Problemen an und bot Lösungsvorschläge mit Plenumsvorträgen, Arbeitskreisen, Workshops und der Industrieausstellung.

Die Veranstaltung ist ein Beleg dafür, dass eine gesellschafts- und gesundheitspolitisch veränderte Arbeitswelt auch veränderte Vorgehensweisen in der betrieblichen Gesundheitsförderung erfordert. So muss die Gesundheitsförderung im Betrieb auch die ohne Zweifel vorhandenen gesundheitsstärkenden „salutogenen” Faktoren der Arbeit intensiver nutzen, ebenso müssen sich Rehabilitationsmaßnahmen verstärkt an den spezifischen Anforderungen des Arbeitsplatzes orientieren. Der Erfolg der Gesundheitsförderung im Betrieb ist aber auch abhängig von der erfolgreichen Kommunikation von Mitarbeitern, Unternehmern, Arbeitsmedizinern, Kostenträgern und Programmanbietern.

Angeregt von dem Erfolg der letzten beiden Veranstaltungen mit rund 200 Besuchern, werden wir die Lifetime Corporate Health auch 2005 wieder durchführen.

Ihre Angelika Baldus

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