Aktuelle Traumatol 2004; 34(4): 171-176
DOI: 10.1055/s-2004-821094
Schwerpunktthema

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Muskellappenplastiken bei akuter und chronischer Osteomyelitis des Unterschenkels mit Weichteildefekt nach Trauma

Free Vascularisized Muscle Transfer for Treatment of Acute or Chronic Osteomyelitis with Soft Tissue Defect in Lower Leg after TraumaA. Eisenschenk1 , C. Ziegler1 , S. Mutze2 , U. Weber3
  • 1Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • 2Institut für Radiologie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • 3Charité, Klinikum Benjamin Franklin, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. August 2004 (online)

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Zusammenfassung

Weichteildefekte am Unterschenkel bei akuter bzw. chronischer Osteomyelitis bedürfen meist aufwändiger rekonstruktiver Maßnahmen, wenn Defektdeckungen mittels gestielter Lappenplastiken oder Muskeltranspositionen aufgrund der Lokalisation des Defektes oder der Defektgröße nicht möglich sind. In diesem Fall kann die Transplantation von freier vaskularisierter Muskulatur vor einer eventuellen Amputation schützen. Es wurden 51 Patienten mit akuter und chronischer Osteomyelitis und bestehendem Weichteildefekt im Bereich des Unterschenkels nach folgendem Konzept behandelt: Radikales Débridement, adäquate Antibiotikatherapie und Deckung mit einem freien vaskularisierten Muskellappen. Es wurde 37-mal ein M.-latissimus-dorsi-Lappen und 14-mal ein M.-rectus-abdominis-Lappen transplantiert. In drei Fällen trat ein vollständiger Lappenverlust ein, wobei in einem Fall die Situation durch einen zweiten Lappen stabilisiert werden konnte. In den verbleibenden zwei Fällen trat neben dem Lappenverlust (Latissimus-Lappen) eine Infektexezerbation auf, sodass eine Unterschenkelamputation durchgeführt werden musste. Es konnten somit insgesamt 49 der 51 unteren Extremitäten erhalten werden. Es konnte gezeigt werden, dass sich die genannten akuten (97,1 %) und chronischen Osteomyelitiden (87,5 %) in 94,1 % bis zum Untersuchungszeitpunkt zumindest in einem Beharrungszustand befinden. Inwieweit auf unbestimmte Zeit eine definitive Sanierung erreicht wird, bleibt unsererseits unbeantwortet.

Abstract

Soft tissue defects on the lower extremity with acute or chronic osteomyelitis often need extended reconstructive procedures if soft tissue coverage with pedicled soft-tissue flaps or muscle transposition is not possible because of the localisation of the defect or the size of the defect. In this case the free vascularisized muscle transfer can prevent the patient from amputation. 51 patients with acute or chronic osteomyelitis and an existing soft tissue defect on the lower extremity were treated using the following regimen: radical debridement, antibiotic therapy and coverage with a free muscle flap. The latissimus flap was transplanted in 37 patients, the rectus flap in 14 patients. In three patients a complete loss of the flap occurred. In one patient the situation could be stabilized by a second flap. In the other two patients an infection occurred, so that an amputation had to be done. 49 of the 51 lower extremities could be preserved. 94.1 % of the mentioned osteomyelitis were in a stable condition at the time of the examination. Whether a definite healing had been accomplished can not be answered yet.

Literatur

PD Dr. Andreas Eisenschenk

Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie
Unfallkrankenhaus Berlin

Rapsweg 55

12683 Berlin

eMail: andrease@ukb.de