ZFA (Stuttgart) 2004; 80(4): 145
DOI: 10.1055/s-2004-822590
Bericht

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bericht von der 1. Nationalen Arbeitskonferenz Darmkrebsfrüherkennung vom 25. - 26. Februar 2004 in Berlin

M. Lohnstein
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Publication History

Publication Date:
23 April 2004 (online)

Organisiert von der Deutschen Krebshilfe diente diese Konferenz zur Vorstellung der neuen Leitlinie „Kolorektales Karzinom 2004”, die im wesentlichen von der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Fachgesellschaften erstellt worden war. Gleichzeitig wurden fünf Workshops veranstaltet mit dem Ziel, die Information über die geltenden Darmkrebsvorsorge-Richtlinien zu verbessern und Wege zu suchen, die Teilnahmequote zu erhöhen. Die vorgestellte Leitlinie unterstützt im Wesentlichen das zur Zeit geltende Darmkrebsvorsorge-Programm mit Test auf okkultes Blut ab dem 50. Lebensjahr sowie Vorsorge-Coloskopie ab dem 55. Lebensjahr. Molekulare Stuhltests wie auch die CT oder MR-Colonographie werden nicht empfohlen. Beide Verfahren drängen gegenwärtig stark in den Markt. Zur Leitlinienerstellung ist kritisch anzumerken, dass die DEGAM nicht beteiligt wurde.

Statistiken der KV über die Vorsorge-Coloskopie im ersten Jahr der Gültigkeit der neuen Regelung zeigen beeindruckende Zahlen bezüglich der Anzahl der durchgeführten präventiven Coloskopien, z. B. in Bayern 47 000. Dies ändert nichts daran, dass nach wie vor die Teilnahmequote nicht über 20 % liegt. Hier dürften gerade auch im Bereich der Allgemeinmedizin noch erhebliche Defizite bestehen. In der Analyse des Überweisungsverhaltens zur präventiven Coloskopie liegen zahlenmäßig die Gynäkologen an erster Stelle gefolgt von den Urologen dann erst folgen Allgemeinmediziner und hausärztlich tätige Internisten. Der Schweizer Allgemeinmediziner U. Krüninger nannte in einem Workshop-Vortrag drei Gruppen von Hindernissen zur Umsetzung der Früherkennungsmaßnahmen:1. Wissenschaftlich-ethische Bedenken2. Patienten-Interessen3. Ausbildung und Resourcen.

Im Workshop „Prävention von Darmkrebs am Arbeitsplatz” wurde eine Studie aus der BASF Ludwigshafen vorgestellt. Dort wurde allen Mitarbeitern ab dem 45. Lebensjahr über den werksärztlichen Dienst eine Darmkrebsvorsorge empfohlen. Trotz erheblichem Einsatz betrug die Teilnahmequote knapp über 30 %. Die Studie zeigte aber auch, dass bei Zuweisung zum Hausarzt z. B. wegen positiven Stuhltest nicht in allen Fällen die erforderliche weitere Diagnostik veranlasst wurde.

Wichtig für die Zukunft wird sein, Risikogruppen zu erkennen, die ein im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöhtes Risiko für ein kolorektales Karzinom besitzen. Diesem Thema war ein eigener Workshop gewidmet. Insbesondere handelte es sich hier um Patienten bei denen Verwandte ersten Grades an einem kolorektalen Karzinom erkrankten, um Familien mit hereditären kolorektalen Karzinomen (z. B. familiäre adenomatöse Polyposis) sowie Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Zur besseren Erfassung dieser Patienten-Gruppe soll ein eigener Fragebogen entwickelt werden. Positiv an der Konferenz ist herauszuheben die hervorragende Vorbereitung und das weite Teilnehmerspektrum.

Dr. med. Manfred Lohnstein

Dr. med. M. Lohnstein

Facharzt für Allgemeinmedizin

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86165 Augsburg

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Email: Lohnstein@t-online.de

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