Die Notwendigkeit einer langfristigen neuroleptischen Rückfallschutztherapie in der
Behandlung der Schizophrenie ist unbestritten. Dass die Studienlage für verschiedene
Neuroleptika in Bezug auf Rückfall- und Rehospitalisierungsraten jedoch durchaus große
Unterschiede ausweist, zeigte Prof. Eckart Rüther, Göttingen, bei den 8. Bad Homburger
ZNS-Gesprächen anhand der Ergebnisse neuerer Langzeitstudien.
Dabei erweist sich Olanzapin beim Rückfallschutz sowohl gegenüber typischen als auch
gegenüber einigen modernen Neuroleptika als überlegen. So betrug in einer prospektiven
Studie mit 300 Patienten die Rückfallrate nach einem Jahr unter Olanzapin 19,7% versus
28% unter Haloperidol (p = 0,034) [1]. In zwei doppelblinden, randomisierten Halbjahresstudien gegen Quetiapin und Ziprasidon
behielten jeweils signifikant mehr Patienten unter Olanzapin die ursprüngliche klinische
Besserung über den gesamten Beobachtungszeitraum bei ([2], [3]). In einer plazebokontrollierten, randomisierten prospektiven doppelblinden Langzeitstudie
blieben nach sechsmonatiger Behandlungsdauer unter Olanzapin 19 von 20 Patienten (94,5%)
rückfallfrei (Plazebo 45%, p < 0,0001) [4].
Funktionelle Besserung kognitiver Defizite
Funktionelle Besserung kognitiver Defizite
Die Besserung psychosebedingter kognitiver Defizite ist mitentscheidend für den Therapieerfolg
im Langzeitverlauf der Schizophreniebehandlung. Erst die Wiedererlangung von Gedächtnis,
Lernfähigkeit und Aufmerksamkeit ermöglicht dem Patienten, sich neu zu motivieren,
Ziele zu setzen und innerhalb seiner Möglichkeiten wieder ein eigenständiges Leben
zu führen.
Das Ergebnis einer dreimonatigen Studie mit ersterkrankten Schizophreniepatienten
zeigt, dass Olanzapin die Kognition signifikant stärker verbessert als Haloperidol
[5]. Dass kognitive Verbesserungen auch die Compliance und damit die Langzeitprognose
positiv beeinflussen, machte Rüther an den 1-Jahres-Zwischenergebnissen der europäischen
Anwendungsbeobachtung SOHO (Schizophrenia Outpatient Health Outcomes) deutlich. In
dieser nicht interventionellen naturalistischen Untersuchung hatten 63% der 7.305
mit einer Monotherapie behandelten Patienten die initiale Medikation nach zwölf Monaten
beibehalten. Die Therapiekonstanz war dabei unter Olanzapin mit 77% und Clozapin (79%)
am höchsten.
Gute Verträglichkeit sichert Compliance
Gute Verträglichkeit sichert Compliance
Treten bei schizophrenen oder bipolaren Patienten unter der Neuroleptikatherapie Dystonien,
Akathisien, belastende Gewichtszunahmen oder sexuelle Dysfunktionen und Libidostörungen
auf, ist häufig die Compliance und damit der langfristige Therapieerfolg in Frage
gestellt. In diesem Fall gilt es, so Rüther, zusammen mit dem Patienten die Therapie
im Sinne einer Nutzen-Risiko-Abwägung zu optimieren, wobei die zuverlässige Wirksamkeit
oberste Priorität behalten muss.
Bei allen schizophrenen und bipolaren Patienten sollten wegen der krankheitsbedingt
erhöhten Inzidenz metabolischer Veränderungen regelmäßig Blutzucker- und Lipidwerte
kontrolliert werden, um gegebenenfalls rasch intervenieren zu können. Vorbeugend empfehlen
sich frühzeitige Ernährungsberatung, Bewegungstherapie, Sport und Gewichtskontrollen
im Rahmen psychoedukativer Begleitmaßnahmen.
Olanzapin - effektiver Schutz vor Manie und Depression
Olanzapin - effektiver Schutz vor Manie und Depression
Lithium gilt als der Goldstandard in der Prävention manischer und depressiver Episoden.
Allerdings sind hier die Therapieergebnisse nicht immer befriedigend, da aufgrund
des engen therapeutischen Fensters vor allem Patienten mit einer klassischen Bipolar-I-Erkrankung
von Lithium profitieren. Prof. Waldemar Greil, Kilchberg/Schweiz, stellte in Bad Homburg
die Ergebnisse eines zwölfmonatigen Doppelblindvergleichs vor, in dem 395 Patienten
mit manischen oder gemischten Episoden mit Olanzapin (n = 202) oder Lithium (n = 193)
behandelt wurden [6]. Olanzapin verhinderte neue manische Episoden signifikant besser als Lithium (12,4%
versus 27,5%, p < 0,01). In der Verhinderung neuer depressiver Episoden waren Olanzapin
und Lithium gleich stark wirksam (14,4% versus 10,4%, p = 0,285).
Olanzapin ist zur Phasenprophylaxe - nach Ansprechen auf Olanzapin in der Manie -
zugelassen und ist somit neben Lithium das einzige Medikament, das sowohl zur Akutbehandlung
der manischen Kernsymptomatik als auch zur Langzeittherapie bipolarer Erkrankungen
eingesetzt werden kann.
Quelle: 8. Bad Homburger ZNS-Gespräche: Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung
psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen, Bad Homburg, 4./5. September 2004