Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2004; 30(10): A 498
DOI: 10.1055/s-2004-860905
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gefährliches Darmknäuel - Neunjähriges Kind schluckt magnetische Ohrringe

Further Information

Publication History

Publication Date:
17 December 2004 (online)

 
Table of Contents

    Wenn Kinder Fremdkörper verschlucken, ist das meist nicht besonders tragisch. Am häufigsten handelt es sich um Münzen, die den Verdauungstrakt für gewöhnlich ohne Komplikationen durchwandern und am Ende auf natürliche Weise wieder verlassen. Selbst spitze Gegenstände wie Nadeln oder Fischgräten werden oft ohne Verletzungen des Darmes ausgeschieden.

    Einen nicht alltäglichen Fall haben nun amerikanische Ärzte des Montefiore Medical Center in den Bronx von New York erlebt. Nach deren Bericht in der Zeitschrift Pediatric Emergency Care hat ein neunjähriger Junge Ohrringe heruntergeschluckt, um sie vor seiner Mutter zu verstecken, die ihm das Tragen von Ohrschmuck verboten hatte. Das vermeintlich sichere Versteck erwies sich allerdings schnell als gefährlicher Reinfall. Immer heftiger litt der Knabe in den folgenden Tagen unter Bauchschmerzen und Erbrechen. Schließlich waren die Beschwerden so stark, dass der Junge ins Krankenhaus musste und operiert wurde. Als die Chirurgen den Bauch eröffneten, stießen sie auf ein zusammengeballtes Knäuel aus Darmschlingen. Mittendrin der Ohrschmuck, dessen Einzelteile das Knäuel zusammenhielten. Denn bei den Ohrringen handelte es sich um keine gewöhnlichen Ohranhänger, die durch ein Loch gesteckt werden, sondern um einen zweiteiligen Magnet-Ohrschmuck, zwischen dessen Vorder- und Rückteil normalerweise das Ohrläppchen geklemmt wird. Im Bauch des Jungen kam es zu so starken Anziehungskräften, dass nicht nur mehrere Darmschlingen zu einem festen Paket zusammengezogen wurden, sondern sich der Schmuck im Laufe der Zeit sogar durch die mehrschichtige Darmwand bohrte.

    Mittlerweile habe sich der Junge von der Operation gut erholt, wie die Ärztin Dr. Ee Tay vom Montefiore Kinderkrankenhaus mitteilt. Die Ohrringe sind geborgen und die Wunden verheilt. Warum der Neunjährige allerdings den Schmuck nicht einfach in der Hosentasche versteckte, sondern herunterschluckte, darüber wundert sich die amerikanische Kollegin immer noch etwas.

    Karl Eberius, Heidelberg

    Quelle: Dr. E. Tay et al., Pediatric Emergency Care 2004; 20: 466-467