Zentralbl Chir 2005; 130(5): 385-386
DOI: 10.1055/s-2005-836836
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Qualitätssicherung in der operativen Medizin - Teil der klinischen Versorgungsforschung

Quality Assurance in Operative Medicine - A Part of the Clinical ResearchI. Gastinger1
  • 1Chirurgische Klinik, Karl-Thiem-Klinikum, Cottbus
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 October 2005 (online)

Die Entwicklung der wissenschaftlichen Grundlagen einer repräsentativen, flächendeckenden chirurgischen Qualitätssicherung ist eng mit dem Namen Hans Lippert verbunden. Seit Mitte der Achtzigerjahre widmete sich eine Arbeitsgruppe der Gesellschaft für Chirurgie der DDR unter seiner Leitung dieser Problematik. Von Beginn an wurde neben der universitären Anbindung eine breite interkollegiale Zusammenarbeit mit möglichst vielen Kliniken jeglicher Größe und Versorgungsstufe angestrebt. Die Arbeitsgruppe um Hans Lippert konnte in dieser Zeit ein landesweit einheitliches System der chirurgischen Leistungserfassung und Qualitätssicherung unter Verwendung der WHO-Klassifikationen ICD und ICPM erarbeiten und in die Praxis einführen.

Nach der politischen Wende löste sich die bestehende Arbeitsgruppe im Gegensatz zur Gesellschaft für Chirurgie der DDR nicht auf, sondern brachte sich in die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ein. Anfänglich wurden die wissenschaftlichen Aktivitäten der nun „Ostdeutschen Arbeitsgruppe Leistungserfassung und Qualitätssicherung” von vielen westdeutschen Kollegen kritisch und skeptisch gesehen. Gegen viele Widerstände und Vorurteile gelang es der Gruppe um Hans Lippert durch kontinuierliche Fortführung der Arbeiten mit wertvollen Ergebnissen schließlich wissenschaftliche Akzeptanz zu finden.

Methodisch erlangten die inzwischen auch international viel beachteten prospektiven Multizenterstudien zur aktuellen Behandlungssituation wichtiger chirurgischer und vor allem onkochirurgischer Krankheitsbilder einen hohen Stellenwert im Rahmen einer wissenschaftlich fundierten Qualitätssicherung.

Anhand großer Fallzahlen wurden repräsentative Daten zur chirurgischen Ergebnisqualität im breiten Spektrum der beteiligten Kliniken gewonnen. Grundlagen der Analysen bildeten die Leitlinien als aktueller Standard sowie der Vergleich mit anderen Studienergebnissen. Auffälligkeitsbereiche wurden definiert und nachfolgend Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität punktuell eingeleitet (z. B. kontinuierliche Senkung der Rektumexstirpationsraten).

Durch die Vorarbeiten der Arbeitsgruppe und die nun breite Unterstützung durch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie sowie den Konvent der leitenden Krankenhauschirurgen konnte ab 2000 eine bundesweite Qualitätssicherung der operativen Therapie des kolorektalen Karzinoms etabliert werden.

Die universitäre Anbindung dieser klinischen Versorgungsforschung ist vorrangig das Verdienst von Hans Lippert. Auf seine Initiative erfolgte 1999 die Gründung des An-Institutes für Qualitätssicherung in der operativen Medizin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die paritätische Besetzung der wissenschaftlichen Leitung dieses Institutes mit einem Ordinarius und einem Chefarzt ist Hinweis auf die bereits eingangs erwähnte und in dieser Gruppe langjährig bewährte Philosophie der engen Zusammenarbeit zwischen universitärem und nichtuniversitärem Bereich.

 Mehrere Untersuchungen wurden bereits abgeschlossen und die Ergebnisse publiziert (benigne und maligne Struma, Appendizitis). Andere stehen nach dem Follow-up kurz vor dem Abschluss (Magenkarzinom). Weitere Studien (Qualität der operativen Therapie des Pankreaskarzinom) sind in Vorbereitung.

 Über der vielen Arbeit haben wir ganz vergessen, dass wir alle in die Jahre gekommen sind. Hans Lippert wird in diesem Jahr 60! Alle seine Weggefährten in schwierigen und schönen Zeiten hoffen, dass er uns bei bester Gesundheit noch lange Jahre als Freund und Kollege erhalten bleibt

Ad multos annos!

I. Gastinger (Cottbus)

Prof. Dr. med. Ingo Gastinger

Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Carl-Thiem-Klinikum

Thiemstr. 111

03048 Cottbus

Phone: 03 55/46 23 27

Fax: 03 55/46 23 37

Email: k.prinz@ctk.de

    >