Zusammenfassung
Qualitätsmessung zwischen Illusion und Realität - ist Qualität in der Medizin messbar?
In der externen Qualitätssicherung wird zwar auf einheitliche aber einfache univariate
Verfahren abgezielt. Dies birgt die Gefahr mangelnder Spezifität und Effizienz.
BQS Definitionen der Qualitätsindikatoren wurden nach inhaltlichen Gesichtspunkten
klassifiziert und unter Zuhilfenahme multivariater Statistik, Konfidenintervallanalysen
sowie statistischen Modellrechnungen auf Daten der bayerischen QS-Geburtshilfe angewendet.
In einer hochselektierten Gruppe multipel auffälliger Kliniken wurden Beratungsgespräche
durchgeführt.
Die Analysen zeigen, dass unreflektiertes Übernehmen der Bundesverfahren ohne weitergehende
differenzierende Datenanalysen uneffizient ist und zu falschen Ergebnissen führen
kann. Ausschließliches univariates Beschränken auf die Qualitätsindikatoren greift
zu kurz. Multivariate Analysen ergeben deutlich höhere Spezifität. Klassifikation
der Qualitätsindikatoren nach inhaltlichen Kriterien zeigt eine Imbalance im Indikatorenset,
reflektiert in variierendem Abdeckungsgrad sowie einer Übergewichtung von Ergebnisparametern.
Insbesondere sind Beratungsgespräche sehr effektiv. Für die Versorgungsqualität ausschlaggebende
Mängel in klinikinternen Organisationsprozessen werden häufig erst durch zielorientierte
Ursachenforschung vor Ort als unabdingbare Voraussetzung für erstrebte Verhaltensänderungen
aufgedeckt. Insofern ist unwahrscheinlich, dass allein die Publikation von Qualitätsindikatoren
im Qualitätsbericht, aller Struktur zum Trotz, Transparenz schaffen wird.
Die Etablierung einheitlicher Verfahren auf der Basis identischer Rechenregeln wirkt
zwar überzeugend solange die Brauchbarkeit der Indikatoren für den Zweck ihrer intendierten
Verwendung sowie die aus der Rückkopplung erwarteten Effekte außer Frage stehen. Praktische
Erfahrung lehrt allerdings, dass diese Elemente zwar notwendig aber nicht hinreichend
sind, um die wesentlichen Aufgaben zu lösen.
Abstract
The current implementation of external quality assurance focuses on identical, albeit
simple univariate procedures. This approach proves to be inefficient, exhibiting low
specificity.
Definitions of performance indicators were classified by the local steering committee
and applied to Bavarian obstetric data augmented with multivariate and confidence
interval analyses as well as statistical simulations. A highly selected group of units
with multivariate extreme values was audited.
Blind application of federal regimes without further in-depth analysis of concomitant
data is inefficient and may lead to wrong conclusions. Exclusive univariate analyses
of performance indicators are not enough. Multivariate analyses have a higher specificity.
Classification reveals an imbalance in the indicator set with respect to varying degrees
of coverage as well as a bias towards outcome. Deficiencies in the organisational
processes crucial for quality of care are often only revealed by dedicated cause and
effect analyses within the hospital, thus constituting an essential prerequisite for
desired changes in health care policies. It is unlikely that mere publication of performance
indicators in the impending quality report will generate lucidity in spite of abundant
structure.
The installation of standardised programmes with identical computation rules may appear
convincing as long as no doubt is cast upon the efficacy of the performance indicators
in respect to their intended usage as well as upon the expected feedback effects.
The experience so far however teaches us that these elements may be essential yet
although not sufficient.
Schlüsselwörter
Qualitätsindikator - Qualitätsbericht - Beratungsgespräch
Key words
Performance indicator - quality report - audit
Literatur
- 1 Gulliver L. A Voyage to Lilliput in „The Writings of Jonathan Swift, Part I”; Authoritative
Texts, Backgrounds, Criticism. edited by Robert A. Greenberg and William Bowman Piper
Norton Critical Editions New York: Norton; 1973. Text of the Travels plus a selection
of other work, plus a selection of critical essays
- 2 von Goethe J W. 1749-1832
Dr. Nicholas Lack
Methodik, Perinatologie/Neonatologie
Bayerische Arbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung in der stationären Versorgung
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