physioscience 2005; 2(2): 81-82
DOI: 10.1055/s-2005-858407
gelesen und kommentiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zeitige und repetitive Stimulation des Armes verbessert das Langzeit-Outcome nach Schlaganfall erheblich: 5-Jahres-Follow-up einer randomisierten Studie

Early and Repetitive Stimulation of the Arm Can Substantially Improve the Long-term Outcome after Stroke: A 5-Year Follow-up Study of a Randomized TrialH. Feys, W. De Weerdt, G. Verbeke
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 August 2005 (online)

Zusammenfassung

Ziel

Ziel dieser Studie war die Untersuchung der Effektivität eines zeitigen repetitiven sensomotorischen Trainings 5 Jahre nach Schlaganfall.

Methode

In die Studie eingeschlossen wurden 100 Patienten aus verschiedenen Zentren in Belgien und der Schweiz zwischen der 2. und 5. Woche nach einem primären Schlaganfall. Die Probanden hatten ein offensichtliches motorisches Defizit der oberen Extremität (Brunnström-Fugl-Meyer [BMF] < 46) und sollten unabhängig sitzen können. Es erfolgten eine Stratifizierung nach dem BMF-Ergebnis (0 - 10 bzw. 11 - 45) und dem Schlaganfalltyp (hämorrhagisch, ischämisch) und die Randomisierung in eine Kontroll- und eine Experimentalgruppe.

Die Behandlung fand 6 Wochen lang an 5 Tagen/Woche statt und dauerte 30 Minuten. Beide Gruppen wurden in einem Schaukelstuhl behandelt, wobei der betroffene Arm der Probanden in der Experimentalgruppe in einem aufblasbaren Splint gelagert wurde. Die Patienten sollten Schaukelbewegungen durchführen. Der Stuhl war so gelagert, dass eine leichte Kippung nach vorne bestand und die Patienten sich mit den Fersen und/oder dem betroffenem Arm nach hinten abschieben sollten. Bei der Kontrollbehandlung war der betroffene Arm im Schoß des Patienten gelagert und als Plazebotherapie diente eine vorgetäuschte Kurzwellentherapie der Schulter.

Alle Patienten erhielten diese Interventionen zusätzlich zur üblichen Rehabilitation, die durch die gleichen Therapeuten erfolgte.

Evaluiert wurden die Ergebnisse des BMF, des Action-Research-Arm-Test (ARA) und des Barthel-Index (BI) vor, mittig und nach der Intervention sowie nach 6 bzw. 12 Monaten [1]. Die Langzeitevaluation nahm nach 5 Jahren ein verblindeter Untersucher vor.

Ergebnisse

Nach 5 Jahren konnten 62 Patienten nachuntersucht werden. Die Drop-out-Rate war in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich, jedoch vom Alter abhängig. In der Experimentalgruppe befanden sich signifikant mehr Patienten nach ischämischer Läsion als in der Kontrollgruppe, alle anderen Patientencharakteristika waren vergleichbar.

Die Experimentalgruppe zeigt nach 5 Jahren eine signifikant größere Verbesserung des BMF (28,5 Punkte) gegenüber der Kontrollgruppe (11,5 Punkte), wobei keine Überschneidung der Konfidenzintervalle auftrat. Im ARA lag die Verbesserung bei 29,5 Punkten für die Experimental- und 12,1 Punkten für die Kontrollgruppe, ebenfalls ohne Überschneidung der Konfidenzintervalle. Diese Ergebnisse entsprechen Effektgrößen von 1,04 (BMF) und 0,83 (ARA) zwischen Beginn und 5-Jahres-Nachuntersuchung.

Im BI ließen sich keine signifikanten Unterschiede beider Gruppen feststellen.

Patienten mit einem schwereren motorischen Defizit zu Beginn der Studie verbesserten sich in beiden Gruppen mehr als die mit moderater Schädigung.

Literatur

  • 1 Feys H, De Weerdt W, Selz B. et al . Effect of a therapeutic intervention for the hemiplegic upper limb in the acute phase after stroke. A single-blind randomised, controlled multicenter trial.  Stroke. 1998;  29 785-792
  • 2 Hesse S, Werner C, Bardeleben A. Der schwer betroffene Arm ohne distale Willküraktivität - ein „Sorgenkind” der Rehabilitation nach Schlaganfall?!.  Neurologie & Rehabilitation. 2004;  3 123-128

Holm Thieme

Weinböhlaer Str. 9 b

D-01 640 Coswig

Email: h.thieme@freenet.de

    >