Es lohne sich, Tumorschmerzen - egal ob schwach oder stark - mit einem starken Opioid
zu behandeln, anstatt die Stufen des WHO-Schemas von den Nichtopioidanalgetika (Stufe
I) über die schwachen (Stufe II) bis hin zu starken Opioiden (Stufe III) Schritt für
Schritt zu verfolgen. Diesen Schluss ziehen Franco Marinangeli und seine Arbeitsgruppe
aus den Ergebnissen ihrer Studie. Sie behandelten insgesamt 100 Krebspatienten im
Endstadium mit schwachen bis mittelstarken Tumorschmerzen randomisiert entweder entsprechend
dem WHO-Stufenschema oder sie stiegen direkt mit einem starken Opioid in die Stufe
III des WHO-Schemas ein.
WHO-Stufenschema auf dem Prüfstand?
WHO-Stufenschema auf dem Prüfstand?
"Die Studie zeigt, dass es bei Patienten mit Krebs im Endstadium auch bei schwachen
bis mittelstarken Schmerzen von Vorteil ist, sofort mit Stufe-III-Opioiden zu behandeln
und nicht erst schwächere Analgetika auszuprobieren", so das Fazit der Wissenschaftler.
Denn zum einen ging die sofortige Therapie mit starken Opioiden mit einer signifikant
besseren Schmerzkontrolle einher (p = 0,041). Zudem waren seltener Therapieumstellungen
nötig, die Patienten waren zufriedener mit der Therapie und beurteilten ihren Allgemeinzustand
positiver.
"Diese Vorzüge sind vor allem bei der Behandlung von Krebspatienten mit fortgeschrittener
Erkrankung wichtig", so die Autoren. Denn diese Patienten seien häufig in einem sehr
schlechten Allgemeinzustand und hätten ein hohes Risiko für Nebenwirkungen der Nichtopioidanalgetika.
Die schnelle Progression der Erkrankung, die kurze Lebenserwartung der Patienten und
die nachgewiesene Sicherheit von Opioiden sprächen für den unmittelbaren Einsatz dieser
Substanzen bei allen Krebspatienten in der Palliativsituation.
Gerade hoch dosierte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) bergen ein großes Risiko
ernster Nebenwirkungen. Über 30000 Todesfälle pro Jahr aufgrund von NSAR-induzierten
gastrointestinalen Blutungen allein in Deutschland weisen darauf hin, dass gerade
bei älteren Patienten tödlich verlaufende Ulzerationen und Blutungen ohne jede Vorwarnung
auftreten können", konstatierte Dr. Th. Nolte, Wiesbaden. Trotzdem erhalten viele
palliativmedizinisch versorgte Tumorpatienten sehr hohe Dosen nichtsteroidaler Antirheumatika.
Starke Opioide dagegen werden in dieser Indikation nur eingeschränkt eingesetzt -
obwohl der Patient damit eine effektive Schmerzbehandlung erhält und ihm trotz seiner
schweren Erkrankung eine möglichst hohe Lebensqualität erhalten bleibt.
Opioidtypische Nebenwirkungen selten
Opioidtypische Nebenwirkungen selten
Bei der Wahl des Opioids sollten nach Ansicht von Schmerzexperten zur Therapie des
so genannten Baseline-Schmerzes orale, retardierte Präparate bevorzugt werden. Aufgrund
seiner geringen Plasmaeiweißbindung, seiner vom Cytochrom-P450 unabhängigen Verstoffwechslung
oder der fehlenden Metabolisierung zu Hodyromorphon-6-Glucuronid sei zum Beispiel
retardiertes Hydromorphon (Palladon® retard) gut geeignet - insbesondere für ältere
und multimorbide Patienten.
Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Hydromorphon wurden in einer prospektiven
multizentrischen Beobachtungsstudie an 567 Patienten belegt: So nahm unter Hydromorphon
die Schmerzintensität signifikant ab. Gleichzeitig waren opioidtypische Nebenwirkungen
wie Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit und Obstipation deutlich seltener als unter der
Vormedikation mit anderen Opioiden. Zum Beispiel klagten nur 1,8% der mit Hydromorphon
behandelten Patienten über Übelkeit, ursprünglich waren 34,9% davon betroffen. Unter
Müdigkeit litten nur 3% gegenüber ursprünglich 42,5%, und Obstipation kam nur noch
bei 3,5% der Patienten vor, unter der Vormedikation waren dagegen 28,6% der Patienten
obstipiert.
Durchbruchschmerzen adäquat begegnen
Durchbruchschmerzen adäquat begegnen
Trotz adäquater Langzeittherapie leiden etwa zwei Drittel der Patienten mit chronischen
Schmerzen an Durchbruchschmerzen. Speziell bei Tumorpatienten treten häufig Schmerzspitzen
auf, die einer unmittelbaren, zusätzlichen Analgesie bedürfen. Retardpräparate zur
Rescue-Medikation sind in diesem Fall nicht geeignet, sie fluten nicht schnell genug
an. Seit gut einem halben Jahr gibt es mit Palladon® 1,3 und 2,6 mg jetzt ein starkes,
schnell freisetzendes und kurz wirksames Opioid, das Schmerzspitzen rasch entgegenwirkt.
Es wirkt innerhalb von 30 Minuten und kann bei Bedarf stündlich eingenommen werden.
Die empfohlene Dosierung beträgt ein Sechstel der Tagesdosis von Palladon® retard.
Dementsprechend wird bei der Einnahme von zweimal 4 mg des retardierten Hydromorphons
als Rescue-Medikation Palladon® 1,3 mg gegeben. Falls die Rescue-Medikation öfter
als dreimal am Tag benötigt wird, muss die nächste Tagesdosis der Retard-Medikation
um eine Dosisstufe erhöht werden.
Quelle: Marinangeli F, Ciccozzi A, Leonardis M et al. Use of strong opioids in advanced
cancer pain: a randomized trial. J Pain Symptom Manage 2004; 27 (5): 409-416
nach einer Presseinformation der Mundipharma GmbH, Limburg