Zusammenfassung
In einer 2-Jahres-Katamnese wurde das Körpererleben von 34 PatientInnen nach Behandlung
mit Konzentrativer Bewegungstherapie (KBT) im integrativen stationären Setting untersucht.
Die Veränderungen des Körpererlebens, wie es sich katamnestisch im Vergleich zum Behandlungsanfang
und -ende darstellt, wurde mit den Veränderungen der Symptombelastung und der interpersonellen
Probleme verglichen. Das Körpererleben war bei Behandlungsbeginn stark eingeschränkt.
Die zum Ende der stationären Therapie erzielten Besserungen blieben katamnestisch
stabil. Ein ähnlicher Verlauf zeigte sich für das Ausmaß der Symptombelastung, während
hinsichtlich der interpersonellen Probleme der PatientInnen erst zum Katamnesezeitpunkt
eine signifikante Besserung zu verzeichnen war. PatientInnen mit gutem Erfolg in der
KBT-Behandlung gewannen an körperlichem Selbstvertrauen und hatten weniger Missempfinden
und Unsicherheit bei Behandlungsende und bei Katamnese. Parallel besserten sich Symptombelastung
und interpersonelle Probleme. PatientInnen, die nur mäßigen Erfolg in der KBT-Behandlung
zeigten, waren durchgängig schwerer belastet und wiesen keine deutlichen katamnestischen
Besserungen auf. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf die Bedeutung einzelner Therapiebausteine
und die Möglichkeit differenzieller Indikationsaussagen im integrativen stationären
Therapiesetting diskutiert.
Abstract
Body experience of 34 patients was investigated two years after the end of treatment
with Concentrative Movement Therapy (KBT) in an in-patient integrative psychotherapy.
Change in body experience at the end of treatment and after the two year period was
compared to symptomatic strain and the amount of interpersonal problems. Body experience
was rather restricted in the beginning of treatment. The improvement of body experience
during treatment showed to be stable after two years, as did the symptomatic strain.
Interpersonal problems were not reduced as much during treatment but in the follow-up
period. Patients with benefit from KBT treatment through a better approach to their
body, felt more bodily self-confident at the end of treatment. They also had less
feelings of insecurity and apprehension concerning their body than those who could
profit little from KBT. In both groups a reduction of symptomatic strain was found.
Patients with little profit from KBT had higher symptomatic and interpersonal strain
and more feelings of insecurity concerning their body in the beginning of the treatment.
Their improvement at the time of follow-up was low. Results are discussed regarding
the relevance of different elements of integrative in-patient therapy and the possibility
of differential indications for body-oriented psychotherapy.
Key words
Body psychotherapy - concentrative movement therapy - body experience - in-patient
psychotherapy - follow-up study
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Dr. Karin Schreiber-Willnow
Rhein-Klinik
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53604 Bad Honnef
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