Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55(9/10): 397-404
DOI: 10.1055/s-2005-866884
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stationäres Interventionskonzept auf Basis der Dialektisch-Behavioralen Therapie zur Behandlung akuter Krisen bei Borderline-Patienten

In-Patient Treatment Concept for Acute Crises of Borderline Patients on the Basis of Dialectical-Behavioral TherapyKirstin  Bernhardt1 , Lars  Friege1 , Katharina  Gerok-Falke1 , Josef  B.  Aldenhoff1
  • 1Zentrum für Integrative Psychiatrie, ZIP gGmbH
Further Information

Publication History

Eingegangen: 3. Dezember 2003

Angenommen: 31. März 2005

Publication Date:
20 June 2005 (online)

Preview

Zusammenfassung

Während die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) nach Marsha Linehan für chronisch suizidale Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung auch für den stationären Rahmen erfolgreich implementiert wurde, stellte die Behandlung akuter Krisen bei diesem Klientel weiter eine große Herausforderung, insbesondere für Kliniken mit Pflichtversorgung, dar. Deswegen entwickelten wir ein Kriseninterventionskonzept für beide Geschlechter auf einer geschlossenen Station, das den sehr unterschiedlichen Bedingungen akuter Krisen Rechnung trägt. Es soll unter den Gegebenheiten der Akutpsychiatrie anwendbar sein und gleichzeitig psychotherapeutischen Anforderungen der Borderline-Behandlung entsprechen. Die Behandlungsbasis ist DBT. Der Behandlungsfokus ist die Förderung von Stresstoleranz, insbesondere durch Fertigkeitentraining, bezugnehmend auf die individuellen Probleme des Patienten bei Aufnahme. Die stationäre Behandlung sollte nicht länger als drei Wochen dauern. Das Ziel ist kurzfristig eine rasche Reintegration in den ambulanten Rahmen oder Motivation für eine spezifische Therapie wie DBT, mittel- und langfristig die verbesserte Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und somit stationäre Behandlungen weniger in Anspruch nehmen zu müssen.

Abstract

Whereas the Dialectical-Behavioral Therapy (DBT) by Marsha Linehan for chronic suicidal female patients with borderline personality disorder has also been successfully implemented for in-patient treatment, the management of recurrent crisis has continued to be a significant challenge especially for hospitals taking part in the mandatory health coverage. Therefore, we have established an acute, short-term crisis treatment concept for both genders on a locked unit which takes the different circumstances of acute crisis into account. It ought to be used under the conditions of acute psychiatry and at the same time meet psychotherapeutic demands of borderline treatment. The treatment basis is DBT. The treatment focus is to improve stress-tolerance, especially by skills-training, regarding the individual situation and problems at time of admittance. The in-patient treatment should not take more than three weeks. The short-time aim is a fast reintegration in ambulant treatment or motivation for a specific therapy as DBT, middle- and long-time aims are the improvement of the ability to cope with crises and to demand less in-patient care.

Literatur

1 Im folgenden Text ist von Patientinnen die Rede, wenn Bezug auf das frauenspezifische DBT-Programm an unserer Klinik genommen wird. Ansonsten wird von Patienten gesprochen, da „DBT-Krise” ein Therapieangebot für beide Geschlechter ist.

2 Da es sich i. A. um chronisch suizidale Patienten handelt, soll an dieser Stelle zwischen Suizidgedanken auf der einen Seite und Suizidplanungen bzw. Suizidversuche auf der anderen Seite unterschieden werden. Ziel ist eine Abwendung der akuten Eigengefährdung und, wie auf der DBT-Station, eine Reduktion von Suizidgedanken und -impulsen im Verlauf.

Dr. med. Kirstin Bernhardt

Zentrum für Integrative Psychiatrie

Niemannsweg 147

24105 Kiel

Email: k.bernhardt@zip-kiel.de