Als hochspezifischer Marker für die β-Zell-Dysfunktion bei Diabetes mellitus Typ 2
hat sich Proinsulin erwiesen. Proinsulin wird in den Betazellen produziert und gespeichert.
Je mehr die Betazelle aber gefordert wird, desto mehr verliert sie an Dynamik und
Sekretionsfähigkeit. Über die Zellmembran gelangt damit immer weniger Insulin, aber
gleichzeitig mehr Proinsulin ins Blut und signalisiert so den fortschreitenden Zusammenbruch
der β-Zellfunktion. Da Proinsulin vermutlich die gleiche fettaufbauende Potenz wie
Insulin besitzt, und zudem die Fibrinolyse hemmt, trägt es wesentlich zum kardiovaskulären
Risiko des Typ 2-Diabetikers bei, erklärte Prof. A. Pfützner, Mainz.
Mit Hilfe der so genannten Inkretine gelingt es, die β-Zelle zu vermehrter Insulinsekretion
und gleichzeitiger Abnahme der Proinsulinspiegel zu bewegen. Das Inkretin Glucagon-like
peptide 1 (GLP-1) ist ein im Darm gebildetes Hormon, das bei Aufnahme von Nahrung
freigesetzt wird, berichtete Prof. Dr. med. Burkhard Göke, München. Es stimuliert
die Insulinsekretion glukoseabhängig, senkt den Glukagonspiegel, verzögert die Entleerung
des Magens und hemmt das Appetit- und Durstgefühl. Das Problem des natürlichen Peptids
als Therapeutikum besteht in seiner extrem kurzen Halbwertszeit. Die Lösung des Problems
fand sich mit einem Wirkstoff im Speichel einer amerikanischen Krustenechse. Exendin
ähnelt dem Inkretin sehr stark, verhält sich aber deutlich stabiler. Exenatide wiederum
ist das synthetisch hergestellte Äquivalent von Exendin und der erste Vertreter der
Inkretin-Mimetika. In klinischen Studien bei fast 1500 Typ 2-Diabetikern hat Exenatide
die Blutzuckerkontrolle signifikant verbessert und das Körpergewicht gesenkt.
Quelle: Presseworkshop "Typ-2-Diabetes: Den Ursachen auf der Spur", Januar 2005 in
München. Veranstalter: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg.