psychoneuro 2005; 31(11): 552-553
DOI: 10.1055/s-2005-922798
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Interview mit Andreas Kohler, Lilly Deutschland GmbH - Neuropsychiatrische Kernkompetenz wird ausgebaut

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Publikationsdatum:
25. November 2005 (online)

 
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Andreas Kohler im Gespräch

Andreas Kohler ist seit Okt. 1987 bei Lilly Deutschland. In dieser Zeit war er in verschiedenen Positionen in den Bereichen Verkauf, Marketing und Personal tätig. Nach dreijähriger Führungstätigkeit in der Golfregion kehrte er nach Deutschland zurück. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung von Lilly Deutschland.

Lilly besitzt als forschender Pharmahersteller im Bereich Neurologie/Psychiatrie eine breite und erfolgreiche Produktpalette. Andere traditionsreiche Anbieter haben sich aus dieser Indikation weitgehend verabschiedet. Was haben Sie anders gemacht und wie hat sich der Markt verändert?

Kohler: Zwei wichtige Faktoren sind die Veränderung der Bevölkerungsstruktur und die Zunahme neuropsychiatrischer Erkrankungen. Nach jüngsten Berichten der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden daran weltweit 450 Mio. Menschen - mit steigender Tendenz. Die Überalterung der Bevölkerung begünstigt die Entwicklung neurologischer Erkrankungen, beispielsweise M. Parkinson und Alzheimer-Demenz.

Gleichzeitig sind Depressionen heute die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Auf Rang 9 und Rang 6 folgen bipolare Störungen und schizophrene Psychosen. Eine Studie der WHO und der Weltbank zeigt weiter, dass Depressionen auf der Skala der durch Krankheitsfolgen beeinträchtigten Lebensjahre von Platz 5 im Jahre 1990 bis auf Platz 2 im Jahre 2020 steigen.

Dies sind genügend Gründe, um unsere Kompetenz in diesem Indikationsbereich gezielt auszubauen. Lilly hat sich frühzeitig neben anderen Kernbereichen auf die Neurologie/ Psychiatrie konzentriert. Nur so ist es möglich, aus der Forschungspipeline ein Portfolio innovativer Medikamente in den Indikationsfeldern zu erhalten, die eine immer wichtigere Rolle in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung spielen werden.

Mit Zyprexa® hat Lilly eines der begehrten "Billion Dollar"-Arzneimittel im Portfolio. Damit spürt die Firma aber auch besonders jede Verunsicherung, etwa die Diskussion um die metabolischen Nebenwirkungen der atypischen Antipsychotika. Haben Sie diesen Aspekt in der Vergangenheit unterschätzt?

Kohler: Pharmaforschung bedeutet auch unternehmerisches Risiko. Speziell bei Umsatzträgern wie Zyprexa® sind die Ausgewogenheit und eine attraktive Entwicklungspipeline die beste Versicherung. Dies ist einer der Gründe, warum wir uns auch in Zukunft auf bestimmte Produktbereiche konzentrieren werden. Neben der Neurologie/Psychiatrie sind dies die Endokrinologie, Onkologie, Urologie, Kardiologie und Infektiologie. Das atypische Antipsychotikum Zyprexa® wurde 1996 zur Therapie von Schizophrenie, und später auch im Rahmen von bipolaren Störungen zugelassen und ist mit mehr als 17 Mio. behandelten Patienten weltweit eine der am besten dokumentierten Substanzen. Hier kann auf weltweit über 2000 Publikationen zugegriffen werden. Darüber hinaus haben sich zahlreiche unabhängige Studien speziell mit der therapeutischen Anwendung von Zyprexa® befasst. Daran wird deutlich, dass wir uns der unternehmerischen Bedeutung und der Verantwortung für die Sicherheit der Patienten durchaus bewusst sind.

Das Vertrauen in die Pharmaindustrie ist in der Öffentlichkeit anlässlich der Marktrücknahmen des Lipidsenkers Lipobay® und des Rheumamedikamentes Vioxx® nicht gerade gestiegen. Wie geht Lilly mit dem Thema Produktsicherheit um?

Kohler: Bei der Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten ist die Arzneimittelsicherheit von besonderer Bedeutung. Ärzte und Patienten müssen den medizinischen Ergebnissen vertrauen können. Das bedeutet aus meiner Sicht in erster Linie größtmögliche Transparenz. Als eines der ersten Unternehmen haben wir 2004 unter der Internet-Adresse "www.lillytrials.com" ein weltweit öffentliches Studienregister geschaffen. Damit sind zehn Jahre unserer Forschungsarbeit im Internet sofort abrufbar. Neben über 100 Zusammenfassungen klinischer Studienergebnisse zu insgesamt 16 verschiedenen Medikamenten enthält diese Datenbank darüber hinaus auch alle Informationen zu derzeit über 170 laufenden Studien - unabhängig davon, ob diese Forschungsergebnisse positiv oder negativ für unsere Medikamente ausfallen.

Wo liegen bei Lilly Neuroscience die Forschungsschwerpunkte? Wie lässt sich ein solches Programm heute noch finanzieren?

Kohler: Lilly investiert seit langem überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung. Im Bereich Neuropsychiatrie wollen wir unsere Kompetenz neben den bisherigen Indikationen in der Therapie der Alzheimer-Demenz oder von Angststörungen ausbauen. Um diese Forschungsarbeiten sicherstellen zu können, benötigen wir die Anerkennung dieser Leistung durch die Honorierung des Patentschutzes und die Schaffung entsprechender zukunftsfähiger Rahmenbedingungen. Daneben müssen wir selbst den Anspruch von Lilly beherzigen, Arzneimittel zu entwickeln, die zu den ersten und besten in ihrer Klasse gehören.

Lilly unterhält Forschungszentren in allen Teilen der Welt, auch in Deutschland. Wie sehen Sie die Zukunft von Deutschland als Forschungsstandort, auch für Ihr Unternehmen?

Kohler: Verantwortung als global agierendes Pharmaunternehmen bedeutet für Lilly, wesentliche Teile der Wertschöpfungskette in den einzelnen Märkten zu etablieren. Für den Standort Deutschland bedeutet das die Etablierung des europaweiten Distributionszentrums in Gießen sowie die Eröffnung unseres Forschungszentrums in Hamburg im Jahr 2000. Lilly ist eines der wenigen Pharmaunternehmen, die in Deutschland Grundlagenforschung betreiben. Rund 170 exzellente und hochmotivierte Mitarbeiter sind in Hamburg vor allem mit der Erforschung neuartiger Medikamente zur Behandlung des Diabetes befasst. Ich sehe in Deutschland einen Standortvorteil.

Gestatten Sie mir noch einen abschließenden Satz. Unsere Forschungsleistung und die Entwicklung innovativer Behandlungsoptionen wären ohne den interdisziplinären Austausch mit der medizinischen Öffentlichkeit nicht möglich gewesen. Anerkennung und kritische Rückmeldungen werden uns auch in Zukunft anspornen in dem Bestreben, unsere gemeinsamen Bemühungen zum Wohle der Patienten weiter zu intensivieren.

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Wichtigste Lilly-Medikamente in Psychiatrie/Neurologie

Cymbalta® (Duloxetin MDD), Indikation: psychische und körperliche Symptome, insbesondere Schmerzen, bei Depression.

Parkotil® (Pergolid), Indikation: Parkinson.

Prozac®/Fluctin® (Fluoxetin), Indikation: Depression.

Strattera® (Atomoxetin), Indikation: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern ab sechs Jahren, eine Weiterbehandlung bis ins Erwachsenenalter ist möglich.

Zyprexa® (Olanzapin), Indikation: Schizophrenie, manische Episoden bei bipolarer Erkrankung, Phasenprophylaxe bei Patienten, die in der manischen Episode auf eine Behandlung mit Zyprexa® angesprochen haben.

Quelle: Dieser Artikel wurde durch die Lilly Deutschland GmbH unterstützt.

 
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