Die Kombination von Maldigestion (Verdauungsstörung) und Malabsorption (Störung der
Nährstoffaufnahme) führt zur Malassimilation (Verwertungsstörung) von Makro- wie von
Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente). Dabei wird leicht übersehen,
dass eine Fettmalassimilation stets von einer Malassimilation der fettlöslichen Vitamine
A, D, E und K sowie der Carotinoide begleitet wird. Deshalb sollte eine ernährungstherapeutische
Intervention nicht nur mittelkettige Triglyceride (MCT) oder eine Mischung aus MCT
und langkettigen ungesättigte Fettsäuren (z.B. Omega-3-Fettsäuren) berücksichtigen,
sondern gleichzeitig auch die fettlöslichen Vitamine. Hinzu kommt noch Calcium, weil
bei einer Fettmalabsorption gleichermaßen die intestinale Calciumverwertung gestört
ist.
Das Spektrum der Erkrankungen, die mit einer Maldigestion und/oder einer Malabsorption
einhergehen, erstreckt sich im weiten Bogen von Leber-/Gallenblasen-Erkrankungen über
die chronische Pankreatitis/Pankreasinsuffizienz und Mukoviszidose bis hin zu chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen, z.B die glutensensitive Enteropathie (Zöliakie, einheimische Sprue),
die Enteritis regionalis Crohn, die Colitis ulcerosa und die Strahlenenteritis. Die
Notwendigkeit einer Supplementation von Calcium und Vitamin D3 geht in aller Regel
in eine ärztlich verordnete Ernährungstherapie ein, ebenso die Berücksichtigung einer
bestehenden Laktoseintoleranz. Das Erfordernis eines ausreichenden antioxidativen
Potenzials zur Abmilderung von erhöhtem oxidativem Stress der intestinalen Mukosa
hingegen wird in der Ernährungsberatung meist nicht berücksichtigt. Ebenso oft wird
der Umstand nicht bedacht, dass die Verdauung der Nahrung und die Absorption von Mikronährstoffen
allein schon durch den Alternsgang und eine medikamentöse Therapie gestört sein kann,
beispielsweise im Fall von Folsäure und Vitamin B12. Hier kann eine präventive oder frühe orale Supplementation die aus der Malassimilation
resultierenden Folgen und Einschnitte in der Lebensqualität vielfach verhindern oder
zumindest minimieren.
20-50 % der Senioren weisen eine atrophische Gastritis auf [2]. Die Einnahme von Protonenpumpen-Hemmern führt artifiziell dazu. Infolge des Hemmens
der Magensäureproduktion kommt es außer zur Malabsorption der genannten B-Vitamine
noch zu einer Alkalisierung im Dünndarmmilieu, was leicht zur bakteriellen Fehlbesiedelung
und zur Bildung unwirksamer Cobalamine führt. Im Gegensatz zu Vitamin B12 aus proteinhaltigen Lebensmitteln benötigt Vitamin B12 aus Supplementen zur Absorption den Intrinsic-Factor nicht, so dass eine Nahrungsergänzung
mit Cobalamin zur alltagstauglichen Variante werden kann. Die orale Verabreichung
ist allerdings für die Auffüllung geleerter Speicher ungeeignet; hier hat nach wie
vor die parenterale Applikation Vorrang.
Das Rationalisierungsschema 2004 berücksichtigt die Diätetik beim Malassimilationssyndrom
nur im Rahmen von Sonderdiäten, zu denen u. a. die gastroenterologischen gerechnet
werden. Leider wird in Tabelle 4 unter A.b) nicht auf die Mikronährstoffe eingegangen,
wohingegen bei Lebererkrankungen mit Komplikationen (Mangelernährung, Aszites, Enzephalopathie)
» ... eine Supplementierung von Vitaminen und Spurenelementen als praktisches Vorgehen«
empfohlen wird [1].
Fazit
Beim Erheben der Ernährungsanamnese und bei der klinischen Untersuchung muss zum einen
verstärkt auf das Vorliegen einer Malassimilation von Nährstoffen und besonders auf
die von Mikronährstoffen geachtet werden. Zum anderen ist dafür Sorge zu tragen, dass
in die Ernährungstherapie / Ernährungsberatung alltagstaugliche Empfehlungen einbezogen
werden.