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DOI: 10.1055/s-2005-951638
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Nachsorge beim Mammakarzinom und gynäkologischen Malignomen
Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO/DGGG)Publication History
Publication Date:
12 September 2006 (online)
Die Nachsorge beim Mammakarzinom und bei gynäkologischen Malignomen ist Bestandteil der Versorgungsstruktur für betroffene Frauen. Doch während für die Früherkennung, Diagnose, Therapie und auch für die Behandlung in der Rezidivsituation die Datenlage zufrieden stellend ist, sind die Informationen über die Wertigkeit und die Strategie für die Zeitintervalle, insbesondere zwischen Primärerkrankung und Rezidiv, bis heute nicht standardisiert. Im Folgenden stellt die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) ein klinisch orientiertes, strukturiertes Nachsorgekonzept vor.
Krebserkankungen sind schicksalhafte Einschnitte im Leben einer Frau mit zumeist weitreichenden Veränderungen, sowohl für die Betroffene selbst, als auch für Personen ihrer direkten Umgebung. Die individuelle Lebensplanung, zuvor gefasste Lebensentscheidungen und der Sinn des Lebens werden in Frage gestellt, die Zukunft als unsicher und nicht mehr berechenbar empfunden.
Der Verlauf der Karzinomerkrankung kann in fünf, sich teilweise überlappende Phasen unterteilt werden:
Phase I: von der Diagnose zur Therapieplanung, Phase II: Durchführung der Therapie, Phase III: onkologische Nachsorge und Rehabilitation, Phase IV: Behandlung des Rezidivs bzw. von Metastasen und Phase V: Palliation und Lebensende.
Die Dauer der einzelnen Phasen ist sehr unterschiedlich und von mehreren Faktoren abhängig, insbesondere vom Alter, vom primären Tumorstadium und von der primären Behandlung. Die Anzahl der Frauen in den einzelnen Phasen der Karzinomerkrankung ist sehr unterschiedlich, wobei sich die absolut größte Zahl der Frauen in der Phase III: Nachsorge und Rehabilitation befindet.
Exakte Informationen über die Anzahl der primär erkrankten Frauen, der Frauen in aktueller Therapie oder der Frauen mit Metastasen/Rezidiv bzw. der karzinombedingten Todesfälle sind nicht verfügbar (Tab. [1]). Für gesundheitspolitische Kosten-Nutzen-Analysen sind diese Zahlen aber unabdingbare Voraussetzungen. Basierend auf den Informationen aus verschiedenen Krebsregistern lebten im Jahr 2002 schätzungsweise z.B. 360 000 Frauen in der Lebensphase nach primärem Mammakarzinom, teilweise mit adjuvanter Hormontherapie, 55 000 Frauen waren an einem Rezidiv oder an Metastasen eines Mammakarzinoms erkrankt, 62 000 waren in der Lebensphase nach primärem Endometriumkarzinom und 12 000 hatten ein Endometriumkarzinom-Rezidiv oder -Metastasen (1).
Während die Datenlage bezüglich Diagnose und Therapie von gynäkologischen Malignom-Ersterkrankungen als zufriedenstellend angesehen werden kann und prospektiv randomisierte klinische Studien zur Rezidivtherapie verfügbar sind, ist die Strategie für die Zeit dazwischen, d.h. die Zeit nach der Primärtherapie, das "follow up" bzw. die Nachsorge bis heute noch nicht standardisiert. In einer Zeit, in der in der Medizin auf der einen Seite der Kostendruck wächst und die Integration von Wissen der "evidence based medicine" mit Recht eingefordert wird, steht auf der anderen Seite die Patientin mit ihren subjektiven Ängsten und Wünschen.
Prof. M. W. Beckmann
Frauenklinik Universitätsklinikum Erlangen
Email: direktion@gyn.med.uni-erlangen.de