Zusammenfassung
Einleitung: Die Prävalenzraten und Stabilisierung des Tabakrauchens bei Kindern und Jugendlichen
unterstreichen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen, deren Ziele durch repräsentativ
erhobene Daten formuliert sind. Es ist nicht bekannt, ob Schulen sich für Präventionsmaßnahmen
melden, an denen das Problem des Rauchens im Vergleich (a) besonders massiv ist oder
(b) besonders gering ist. Ziel der vorliegenden Studie ist ein Vergleich der Schlussfolgerungen
für die Prävention, in Abhängigkeit der zugrunde liegenden Datenbasis. Die Studie
untersucht eine Population von Kindern und Jugendlichen, (a) auf verschiedene Variablen
des Rauchverhaltens und (b) vergleicht diese mit bevölkerungsbasierten Daten. Methode: Fragebogenerhebung von n = 324 Jugendlichen der 7. - 10. Klassen dreier zur Teilnahme
an einem Präventionsprogramm bereiten Schulen aus Greifswald und Umgebung. Ergebnis: Insgesamt haben 80 % der untersuchten Schülerinnen und Schüler jemals in ihrem Leben
geraucht. Der Anteil der Schüler, der täglich raucht liegt durchschnittlich bei 31
%, 18 % geben an, gelegentlich zu rauchen, 39 % haben bereits erfolglos versucht,
mit dem Rauchen aufzuhören. Diese Angaben variieren über das Alter, die Klassenstufe
und das Geschlecht. Die Rauchprävalenz an teilnahmebereiten Schulen ist vergleichbar
mit regionalen Daten, jedoch viel höher als repräsentative Daten erwarten lassen.
Schlussfolgerung: Das Ziel präventiver Maßnahmen kann nicht allein aufgrund bundesweit, repräsentativ
erhobener Daten bestimmt werden, sondern muss (a) regional angepasst werden und (b)
die Population, die tatsächlich an präventiven Maßnahmen teilnimmt, beachten. Die
Bereitschaft an präventiven Maßnahmen teilzunehmen ist nicht erhöht an Schulen, an
denen das Rauchen ein vergleichsweise geringes Problem darstellt. Die präventiven
Maßnahmen werden von den Schulen angenommen, an denen das Problem wahrgenommen wird.
Abstract
Introduction: The prevalence of adolescent smoking underlines the neccessity of preventive measures,
which goals are based on representative data. It is not known whether schools participate
in prevention interventions, where smoking constitutes a relatively big or minor problem.
Objective: This study examines a population of adolescents on (a) different smoking variables
and (b) compares them with representative, population based data. Methods: Survey of n = 324 adolescents of grade 7 - 10 in 3 schools in Greifswald and surroundings
that were ready to participate in a prevention curriculum. Results: In total, 80 % of the students under examination indicated to have at least tried
smoking in their lifetime. Daily smokers were 31 %, 18 % were occasional smokers,
39 % have indicated that they hat tried to quit without success. These figures vary
across age, grade and sex. Smoking prevalence is comparable between schools ready
to participate in prevention and regionally assessed data, but much higher than population
based data would have estimated. Conclusion: The goal of preventive measures can not be solely grounded on representative, population-based
data, but needs (a) to be regionally defined and (b) to consider the population actually
participating in such prevention interventions. The readiness to participate is not
higher in schools where smoking constitutes a comparable minor problem. Preventive
measures are applied in schools where the problem is perceived.
Schlüsselwörter
Rauchen - Prävention - Kinder - Jugendliche
Key words
Smoking - prevention - children - adolescents
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Dr. Jochen René Thyrian
Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
Walther-Rathenau-Str. 48
17489 Greifswald
Email: thyrian@uni-greifswald.de