Der Klinikarzt 2006; 35(4): XVII
DOI: 10.1055/s-2006-941393
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Systemische Mykosen - Diagnostische und therapeutische Optionen frühzeitig nutzen

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Publication Date:
10 May 2006 (online)

 
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Durch Pilze hervorgerufene Infektionskrankheiten bei abwehrgeschwächten Patienten werden immer häufiger und sind mit einer hohen Letalität behaftet. Bei nichtneutropenischen Patienten zum Beispiel sind invasive Mykosen in der Regel sekundäre Komplikationen. Die häufigsten Erreger (etwa 90%) sind Hefen der Gattung Candida, die zur so genannten Transientflora zählen, und Aspergillen.

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Spektrum des diagnostischen Arsenals

Die Diagnostik erfordert in jedem Fall eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, wobei verschiedene klinische und mikrobiologische Möglichkeiten zur Verfügung stehen, die sich sinnvoll ergänzen. Die klinischen Maßnahmen umfassen neben Inspektion, radiologischen Verfahren, Sonografie und Ophthalmoskopie auch die Prädispositionsanalyse. Letztere ist von besonderer Bedeutung und sollte immer den Wandel berücksichtigen, den erkrankungs- und therapiebedingte prädisponierende Faktoren durchlaufen.

Nach Ansicht von Prof. M. Ruhnke, Berlin, scheint sich beispielsweise die Epidemiologie der Candidämie derzeit zu verändern. Zwar ist C. albicans nach wie vor der am häufigsten isolierte Keim bei invasiven Mykosen, inzwischen werden aber auch Non-albicans-Arten zunehmend problematisch. Die prozentuale Verteilung der Erreger variiert dabei nicht nur von Klinik zu Klinik, sondern sogar von Station zu Station.

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Früh erkennen, früh behandeln

Prädisponierte Patienten, die eine Candida-Kolonisation an mehreren Körperstellen aufweisen, besitzen ein zehnmal höheres Risiko für eine Candidasepsis als Patienten mit der gleichen Grunderkrankung, aber ohne Kolonisation. Im Fall einer Candidämie liegt die Mortalitätsrate bei 40%, wenn innerhalb von 48 Stunden eine effektive Therapie erfolgt. Bei späterem Behandlungsbeginn steigt sie auf 77% ([1]). Diese Fakten machen deutlich, wie wichtig es ist, frühzeitig zu diagnostizieren, um die Chance zu nutzen, durch eine frühe Intervention die Prognose der Betroffenen zu verbessern.

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Voriconazol bei Candidämie

Zur Intervention eignet sich zum Beispiel Voriconazol, ein Antimykotikum mit breitem Spektrum. Das Einsatzspektrum umfasst die Behandlung invasiver Aspergillosen, fluconazolresistenter invasiver Candidosen sowie Infektionen durch die seltenen Erreger Scedosporium spp. und Fusarium spp. und - seit inzwischen gut einem Jahr - die Primärtherapie von Candidämien bei nichtneutropenischen Patienten. In der Zweitlinientherapie bei Candidainfektionen beträgt die Ansprechrate 57,5% ([2]).

Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte

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Literatur

  • 11 Nolla-Salas J . Sitges-Serra A . Leon-Gill C . et al . Candidemia in non-neutropenic critically ill patients: analysis of prognostic factors and assessment of systemic antifungal therapy. Study Group of Fungal Infection in the ICU.   Intensive Care Med. 1997;  23 23-30
  • 12 Perfect JR . Marr KA . Walsh TJ . et al . Voriconazole treatment for less-common, emerging, or refractory fungal infections.  Clin Infect Dis. 2003;  36 1122-1131
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Literatur

  • 11 Nolla-Salas J . Sitges-Serra A . Leon-Gill C . et al . Candidemia in non-neutropenic critically ill patients: analysis of prognostic factors and assessment of systemic antifungal therapy. Study Group of Fungal Infection in the ICU.   Intensive Care Med. 1997;  23 23-30
  • 12 Perfect JR . Marr KA . Walsh TJ . et al . Voriconazole treatment for less-common, emerging, or refractory fungal infections.  Clin Infect Dis. 2003;  36 1122-1131