Der Klinikarzt 2006; 35(6): VIII
DOI: 10.1055/s-2006-947134
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mittel der Wahl bei MRSA-Infektionen - Effektiv und wirtschaftlich gegen Problemkeime vorgehen

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Publication Date:
05 July 2006 (online)

 
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Als Mittel der ersten Wahl bei Haut- und Weichgewebeinfektionen sowie bei nosokomialen bzw. beatmungsassoziierte Pneumonien mit methicillinresistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen (MRSA) haben die Autoren einer erst kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit ([1]) zur Therapie von MRSA-Infektionen das Oxazolidinon-Antibiotikum Linezolid (Zyvoxid®) als Mittel der Wahl bezeichnet.

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Höhere Heilungsraten und schnellere Genesung...

Als eine Grundlage dieser Empfehlung führen die Autoren zum einen retrospektiv ausgewertete Daten von 544 Patienten mit beatmungsassoziierten Pneumonien aus zwei klinischen Vergleichsstudien ([5]) an, die eine signifikant höhere Heilungsrate unter Linezolid als unter Vancomycin dokumentierten (62,2 versus 21,2%). Ebenso signifikant waren die Ergebnisse in Bezug auf die Überlebensdauer (84,1 versus 67,7%) und der MRSA-Eradikationsrate (60,5 versus 22,9%). Seine Überlegenheit gegenüber Vancomycin bei der Therapie von Haut- und Weichgewebeinfektionen mit möglicher MRSA-Beteiligung wiederum stellte Linezolid in einer Multizenterstudie mit 1200 Patienten unter Beweis ([6]): Hier lagen die Heilungsraten bei 92% unter Linezolid versus 88% unter Vancomycin. Bei Patienten mit nachgewiesener MRSA-Infektion war Linezolid der Vergleichssubstanz signifikant überlegen (88,6 versus 66,9%; p < 0,0001).

Den Grund für diese besseren Heilungsraten sehen die Autoren in den pharmakokinetischen Eigenschaften der Substanz ([3]), insbesondere der guten Penetration in das infizierte Gewebe und der guten Verträglichkeit dieses hochwirksamen Antibiotikums ([4], [5]).

Aufgrund dieser und anderer Studienergebnisse konnte sich Linezolid durch seine Überlegenheit bei MRSA-Infektionen mittlerweile etablieren, so das Fazit der Autoren. Ein weiteres Plus ist die intravenöse und bioäquivalente orale Anwendungsform, die eine Sequenztherapie in gleicher Dosierung mit jeweils 600 mg pro Tag möglich macht.

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... amortisieren den Kostenaufwand

Trotz höherer Kosten ist nach Meinung von Prof. H. Lode, Berlin, der Einsatz von Linezolid im Endergebnis wirtschaftlicher, weil die Patienten in der Regel die Intensivstation bzw. die Klinik durchschnittlich zwei Tage früher verlassen können.

Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte

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MRSA-Problem weit verbreitet

Dass methicillinresistente Staphylokokken kein reines Problem der Klinik mehr sind, sondern zunehmend auch im ambulanten Bereich auftreten, darüber berichtet inzwischen nicht nur die medizinische Fachpresse. Auch wenn die Betroffenen keine MRSA-Infektion aufweisen, sondern "nur" kolonisiert sind, sind sie - für sich selbst und ihre Umgebung, zum Beispiel auch bei der Einweisung in eine Klinik - ein "Sicherheitsrisiko". Zwar sind solche so genannten "community MRSA" (cMRSA) noch nicht so resistent wie die nosokomialen methicillinresistenten Staphylokokken, allerdings ist zu erwarten, dass sie deren Resistenzeigenschaften rasch übernehmen werden.

Übertragungsweg Haustier

So weit so gut - oder besser so schlecht. Weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass offenbar auch die Übertragung von Mensch zu Tier, von Tier zu Tier und von Tier zu Mensch eine Rolle spielen könnte. Derzeit sei die Gefahr zwar noch relativ klein, die Übertragung von Tier zu Mensch verursache momentan nur selten tatsächlich eine Erkrankung, meinte Dr. S. Weese, Ontario (Kanada). Doch dies könne sich jederzeit ändern.

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Bei kolonisierten Hunden, Katzen oder auch anderen Haustieren seien, so Weese, in der Regel MRSA-Stämme zu finden, die auch beim Menschen verbreitet sind. Gefährlich kann unter Umständen aber auch ein enger Kontakt mit Pferden werden, insbesondere für Pferdehalter, Tierärzte und Pferdepfleger. Denn laut Studiendaten aus Irland, New York und Ontario sind immerhin 5% der Pferde mit methicillinresistenten Staphylokokken kolonisiert oder infiziert und zwar vorzugsweise mit dem Stamm cMRSA-5, der primär vom Pferd auf den Menschen übertragen wird, berichtete Weese. Seiner Meinung nach sei die zugrunde liegende Resistenzmutation auf eine Reaktion der Keime auf den zunehmenden Einsatz von Fluorchinolonen in der Veterinärmedizin zurückzuführen. Die Gefahr für den Menschen zeigt eine weitere Studie: Demnach waren bis zu 13% der Mitarbeiter einer Pferdeklinik mit diesem MRSA-Stamm kolonisiert.

sts

Quelle: Symposium "Community-Associated MRSA" auf der 45. Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC)

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Literatur

  • 01 Burkhard O  . et al . MMP - Med Monatsschr Pharm. 2006;  29 56-64
  • 02 Conte JE Jr  . et al . Intrapulmonary pharmacokinetics of linezolid.  Antimicrob Agents Chemother. 2002;  46 1475-1480
  • 03 Dressler LD . et al . Pharmacotherapy. 1998;  18 456-462
  • 04 Gee T . et al . Antimicrob Agents Chemother. 2001;  45 1843-1846
  • 05 Kollef MH . et al . Intensive Care Med. 2004;  30 388-394
  • 06 Weigelt J . et al . Antimicrob Agents Chemother. 2005;  49 2260-2266
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Literatur

  • 01 Burkhard O  . et al . MMP - Med Monatsschr Pharm. 2006;  29 56-64
  • 02 Conte JE Jr  . et al . Intrapulmonary pharmacokinetics of linezolid.  Antimicrob Agents Chemother. 2002;  46 1475-1480
  • 03 Dressler LD . et al . Pharmacotherapy. 1998;  18 456-462
  • 04 Gee T . et al . Antimicrob Agents Chemother. 2001;  45 1843-1846
  • 05 Kollef MH . et al . Intensive Care Med. 2004;  30 388-394
  • 06 Weigelt J . et al . Antimicrob Agents Chemother. 2005;  49 2260-2266
 
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