psychoneuro 2006; 32(6): 298
DOI: 10.1055/s-2006-948054
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Alzheimer Demenz - Frühe antidementive Therapie kann Pflegebedürftigkeit hinauszögern

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Publication Date:
10 July 2006 (online)

 
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    Eine kausale Therapie im Sinne einer Heilung der Krankheit ist bei einer Alzheimer Demenz (AD) ebenso wie bei anderen Demenzformen nach wie vor nicht möglich. Dennoch sollte ein weitgehend selbst bestimmtes Handeln des Patienten angestrebt werden. Das forderte Prof. Dr. Lutz Frölich, Mannheim. Und dabei sind seinen Ausführungen nach die Aussichten, das Therapieziel der Verzögerung einer Pflegebedürftigkeit zu erreichen, um so besser und nachhaltiger, je eher im Frühstadium mit einer medikamentösen Therapie begonnen wird. Bei leichter bis mittelschwerer AD sind Acetylcholinesterase (AChE)-Hemmstoffe wie Donepezil die Mittel der ersten Wahl.

    In der Praxis wichtig ist es, so Frölich, eine leichte AD von einer leichten kognitiven Störung (MCI) abzugrenzen. Hierzu seien eine detaillierte Analyse der Alltagskompetenz und neuropsychologische Tests notwendig. Diese Differenzierung sei deshalb so entscheidend, da es momentan keine evidenzbasierte Indikation für die Behandlung einer MCI mit Antidementiva gebe. Auf der anderen Seite aber sollte die Behandlung so früh wie möglich beginnen, sobald die Kriterien einer Demenz erreicht sind. Denn die derzeitige Studienlage zeige eindeutig, dass der Nutzen der Therapie mit AChE-Hemmern um so größer sei, je früher die Behandlung beginne und je schneller der einzelne Patient auf seine maximal vertragene Dosis eingestellt werde.

    Zur Handhabung der AChE-Inhibitoren empfahl PD Dr. Martin Haupt, Düsseldorf, folgendes Vorgehen:

    • Einstieg mit niedriger Dosis

    • alle vier Wochen nächste Aufdosierung

    • nach drei, sechs und zwölf Monaten Verlaufsprüfung

    • Erfolg sind Zuwachs und Stabilisierung der Leistung

    • bei fehlender Wirkung Wechsel

    • leichte gastrointestinale Nebenwirkungen sind kein Abbruchgrund.

    Bei Vorliegen einer mittelschweren bis schweren AD kann nach den Ausführungen von Frölich auch eine Kombinationsbehandlung mit AChE-Hemmern und Memantine in Erwägung gezogen werden. Für eine generelle Empfehlung sei die aktuelle Studienlage hierfür allerdings zu dünn.

    Zur Frage "AD-Therapie und/ oder antidepressive Therapie" sagte Frölich: "Die cholinerge Therapie geht bei Patienten mit Alzheimer-Erkrankung einer antidepressiven oder neuroleptischen Therapie voraus, wenn nicht akuter Handlungsbedarf, wie zum Beispiel bei Selbst- oder Fremdgefährdung, besteht." Depressive und psychotische Symptome, die im Zusammenhang mit einer mittelschweren bis schweren Demenz auftreten, seien überdies einer medikamentösen Therapie mit AChE-Hemmstoffen zugänglich. Dies spare im übrigen auch den Verbrauch von Antidepressiva und Neuroleptika ein.

    Martin Wiehl

    Quelle: "Herausforderung Demenz - diagnostische Anforderungen und therapeutische Optionen" am 1. April 2006 in Frankfurt/Main veranstaltet von Eisai