psychoneuro 2006; 32(6): 298
DOI: 10.1055/s-2006-948055
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Unsichere Versorgungszukunft - Vierter Neurologen- und Psychiatertag

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Publication Date:
10 July 2006 (online)

 
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    Die zu beklagenden Versäumnisse der Gesundheitspolitik zeitigen mehr oder weniger dramatische Auswirkungen auf die Qualität der ambulanten neurologischen und psychiatrischen Versorgung. Zu diesem Befund kam der vierte Neurologen- und Psychiatertag des Bundesverbandes deutscher Nervenärzte (BVDN) unter dem Motto: "Versorgung in der Krise? Dem deutschen Gesundheitswesen gehen die Ärzte aus".

    Zur Eröffnung der Tagung wartete der BVDN-Vorsitzende Dr. Frank Bergmann mit einer Besorgnis erregenden Nachricht aus einer ungenannten KV auf. Danach stehen 43% aller Praxen zur Zeit unter Bankaufsicht und sind bei genauem Hinschauen als insolvent zu betrachten. Mithin ist die Situation in der ambulanten ärztlichen Versorgung - so Bergmann - inzwischen schlechter geworden als in den Vorjahren, ohne dass die Öffentlichkeit dies bisher wahrgenommen habe.

    Wie können Therapie-Standards unter den aktuellen und zukünftigen Bedingungen gewährleistet werden? Diese Frage stand anschließend im Mittelpunkt der Veranstaltung.

    Hierzu trugen Prof. Dr. Hans-Christoph Diener (DGN) und Prof. Dr. Jürgen Fritze (DGPPN) vor. Beide Referenten gingen davon aus, dass es angesichts der von der Gesundheitspolitik zu verantwortenden Rahmenbedingungen große Schwierigkeiten bereitet, eine gleichmäßigem, den Anforderungen der Paragraphen 2 und 70 SGBV entsprechende neurologische und psychiatrische Versorgung sicher zu stellen. Nach Fritze hat das IQWiG den Nachweis seiner wissenschaftlichen Unabhängigkeit noch zu erbringen. Nach Fritzes Auffassung sind auf jedem Fall qualitätssichernde Maßnahmen erforderlich. Solche sind aber für ihn in der gegenwärtigen Gesundheitspolitik nicht erkennbar. Fritze setzte sich für eine neue Ressourcenverteilung ein. Sie bedürfe einer wissenschaftlichen Grundlage, sonst laufe die Verteilung auf eine historisch bedingte Beliebigkeit hinaus. Dies sei aber nicht hinnehmbar.

    Für die Patienten formulierte Gudrun Schliebener ( BApK) als Qualitätsstandards u.a. eine bessere Vernetzung der ambulanten Versorgung.

    Im Ergebnis ließ der vierte Deutsche Neurologen- und Psychiatertag keine Zweifel daran, dass es jetzt drauf ankommt, die sich abzeichnende zum Teil dramatische Verschlechterung der ambulanten Versorgung der Öffentlichkeit stärker bewusst zu machen und eine Verbesserung der Situation durch die Gesundheitspolitik endlich einzuleiten.

    Klaus Meynersen