Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2006; 3(1): 23-26
DOI: 10.1055/s-2006-949549
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Die strukturierte Selbstuntersuchung der Brust

A. Artmann, N. Harbeck
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Publication Date:
29 August 2006 (online)

 

Deutschlandweit führen lediglich 30% aller Frauen eine Brustselbstuntersuchung durch. Die Hauptgründe hierfür sind die fehlende Anleitung, die Angst erhobene Befunde nicht zuordnen zu können sowie ein Informationsmangel im Bereich Brustgesundheit und Brustkrebsfrüherkennung. Mit jährlich 47 500 Neuerkrankungen stellt das Mammakarzinom in Deutschland die häufigste Krebserkrankung der Frau dar. Die Chance auf Heilung liegt in der frühzeitigen Erkennung. Die intensivierte Anleitung zur strukturierten Brustselbstuntersuchung in Kombination mit Vermittlung von Informationen zur Brustgesundheit soll der Entwicklung eines Brustbewusstseins dienen, um Ängste abzubauen, die als Barriere für die Teilnahme an Screeningprogrammen wirken.

Die Inzidenz des Mammakarzinoms in Deutschland lag im Frühjahr 2004 nach Angaben des Robert-Koch Instituts bei 112,9 Fällen pro 100 000 Frauen. Mit jährlich 47 500 Neuerkrankungen stellt das Mammakarzinom somit die häufigste Krebserkrankung der Frau in Deutschland dar. In den vergangenen Jahren sind jetzt auch die geburtenstarken Jahrgänge der jüngeren Frauen unterhalb des 50. Lebensjahrs betroffen, eine eindeutiger Anstieg der altersbezogenen Inzidenz ist nach Daten des Münchner Tumorregisters jedoch nicht nachweisbar.

Die Teilnahme an der gynäkologischen Krebsvorsorge liegt deutschlandweit bei ca. 30%, wobei nach Angaben des Bayerischen Ärzteblattes (Ausgabe 7/8-2005) im Vergleich zu 2003 ein weiterer Rückgang um 4,2% zu verzeichnen war. Die Teilnahmerate am Bayerischen Mammographiescreening lag bis April 2005 bei 32% aller seit 2003 bayernweit angeschriebenen GKV-Mitglieder im Alter zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr.

Lediglich 30% aller Frauen führen eine Brustselbstuntersuchung durch. Die Hauptgründe hierfür sind die fehlende Anleitung der Frauen zur strukturierten Brustselbstuntersuchung, die Angst erhobene Befunde nicht zuordnen zu können bzw. die sofortige Assoziation mit einem malignem Geschehen sowie ein Informationsmangel im Bereich Brustgesundheit und Brustkrebsfrüherkennung, was im angloamerikanischen Raum auch als "breast awareness" bezeichnet wird. Aus dem klinischen Alltag und aus der Literatur wissen wir jedoch, dass 70% aller mit einem Malignom assoziierten Tastbefunde von den Frauen selbst, meistens jedoch in einem fortgeschrittenen Stadium erhoben werden.

Neben der klinischen Brustuntersuchung und Mammographie stellt auch die Brustselbstuntersuchung einen Bestandteil der S3-Leitlinie der Brustkrebsfrüherkennung dar. Auch unter Berücksichtigung der kritisch zu diskutierenden Datenlage zur Brustselbstuntersuchung (BSU) trägt die Anleitung und Motivation zu einer systematischen Brustselbstuntersuchungstechnik in Kombination mit Information zum Thema Brustgesundheit sowie die regelmäßige Durchführung der BSU wesentlich zur Entwicklung eines Bewusstseins für die eigene Brust und damit zur Motivation für die Teilnahme an Screening Programmen bei. Auch in Kenntnis des Leistungskatalogs der GKV (bislang kein deutschlandweit umgesetztes Mammographiescreening-Programm, klinische Brustuntersuchung als Leistungsangebot erst ab dem 30. Lebensjahr etc.) sollte den Frauen mehr zielgerichtete Selbstverantwortung in speziellen Schulungsangeboten vermittelt werden.

Unklare Brustveränderungen müssen frühzeitiger erkannt werden, wodurch sich auch das Intervall zwischen Befunderhebung und weiterer Abklärung durch die betreuenden Gynäkologinnen und Gynäkologen deutlich verkürzt. In der frühzeitigen Erkennung von Mammakarzinomen liegt die Chance auf Heilung bzw. auf eine längere rezidivfreie Zeit und eine damit verbundene höhere Lebenserwartung.

Dr. Almut Artmann

Abt. Bildgebende und Interventionelle Mammadiagnostik Mammacare Zentrum Klinikum r. d. Isar, TU München

Email: almut.artmann@lrz.tum.de

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