Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2006; 3(1): 29-30
DOI: 10.1055/s-2006-949551
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Brustkrebsdiagnostik: Status in Deutschland

7. Roundtable Meeting, Norderstedt, 23. September 2005D. Wallwiener
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Publication Date:
29 August 2006 (online)

 

Die deutsche Krebsgesellschaft (DKG) und die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) haben in Deutschland seit dem Jahr 2000 mit der Entwicklung eines Zertifizierungsverfahrens für Brustzentren begonnen. Ziel ist die Optimierung und Standardisierung von Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms.

Aktuell sind 93 Brustzentren nach den fachlichen Anforderungen der Fachgesellschaften sowie nach DIN IS0 9001:2000 bzw. einem vergleichbaren Qualitätsmanagementsystem zertifiziert. 22 weitere Brustzentren durchlaufen gerade das Verfahren, 54 weitere Zentren haben eine Anfrage gestellt (Stand September 2005). Dies bedeutet, dass bereits 37,6% aller Patientinnen mit einem primären Mammakarzinom an einem zertifizierten Brustzentrum diagnostiziert und behandelt werden.

Ein weiterer wesentlicher Schritt zur Standardisierung der Behandlung war die Publikation der Stufe-3-Leitlinie Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland 2003 (Schulz, Albert 2003). Darin werden dem Kliniker detaillierte Standards zur Durchführung aller diagnostischen Schritte einschließlich Kontrollintervallen gegeben.

Da 80% aller Mammaläsionen in der Mammasonographie sichtbar und somit auch interventionell abklärbar sind, war die Erweiterung der BI-RADS, Klassifikation ("Breast Imaging and Data System") des "American College of Radiology" (ACR) auf die Mammasonographie (und auch auf die Kernspintomographie der Brust) in der Ausgabe 2003 des ACR Lexicons ein konsequenter weiterer Schritt zur Qualitätssicherung in der Mammadiagnostik.

Stufe-3-Leitlinie und ACR-Lexicon leisten einen großen Beitrag zur Qualitätssicherung und Standardisierung von Mammabefunden. Durch die numerische Einschätzung der Diagnose vor einer Intervention wird die Ergebnisqualität messbar. Weiterhin werden dem Untersucher eine standardisierte Terminologie zur Befundbeschreibung, zum Aufbau des Berichts und Abklärungs-Algorithmen geliefert.

Technische Neuerungen in der Mammadiagnostik in den letzten Jahren stellen sicherlich die zunehmend flächendeckende Anwendung der digitalen Mammographie, der Speicherfolientechnik sowie die Weiterentwicklung der digitalen Bildverarbeitungsprogramme in der Mammasonographie dar (z.B. Sono-MR, Sono-CT, XRES, Harmonic Imaging, Panoramaview etc.). Zur verbesserten präoperativen Lokalisation von Herdbefunden stehen uns neue Gelmarker zur Verfügung, die weniger Dislokationstendenz zeigen.

Durch die zunehmende Anzahl von Kernspintomographien (MRT) der Mamma steigt leider auch die Anzahl falsch positiver MRT-Befunde. Die Rate unnötiger offener Mammabiopsien aufgrund dieser Befunde lässt sich durch die seit ca. 2 Jahren bestehende Möglichkeit zur MRT-gesteuerten Vakuumbiopsie minimieren. Durch die technische Weiterentwicklung des Handheld Mammotome, zum Mammotome EX, lassen sich ultraschall- und mammographisch gesteuerte Vakuumbiopsien komfortabler und in deutlich geringerer Zeit durchführen.

Prof. Dr. D. Wallwiener

Universitäts-Frauenklinik, Tübingen

Email: diethelm.wallwiener@med.uni-tuebingen.de

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