Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2006; 3(3): 87-91
DOI: 10.1055/s-2006-949562
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Rezertifizierung von Brustzentren - Aufwand, Qualitätsgewinn, Chancen

U. Krainick-Strobel, H. Abele, H. Kusicka, D. Wallwiener, S. Brucker
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Publication Date:
06 September 2006 (online)

 

Das Zertifizierungsverfahren von interdisziplinären Brustzentren in Deutschland ist inzwischen zu dem Modellprojekt der onkologischen Qualitätssicherung und Zentralisierung geworden. Wenn auch ein flächendeckendes Netzwerk zertifizierter Brustzentren in Deutschland in Kooperationsverbünden mit den niedergelassenen Frauenärzten und Nachbardisziplinen erreicht worden ist, wird erst der notwendige Rezertifizierungsschritt aufgrund der noch höheren Anforderungen inkl. des Nachweises eines hohen Anteils von Studienpatientinnen von fundamentaler Wichtigkeit sein.

Die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) haben in Deutschland im Jahr 2000 mit der Entwicklung eines Zertifizierungsverfahrens für Brustzentren (BZ) unter der Zielvorgabe der Optimierung und Standardisierung von Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms begonnen. Aktuell sind 114 BZ gemäß den fachlichen Anforderungen der Fachgesellschaften sowie nach DIN IS0 9001:2000 bzw. einem vergleichbaren Qualitätsmanagementsystem (QMS) zertifiziert (Abb.[1]). Im Januar 2006 wurde mit dem BZ Bayreuth unter Leitung von Prof. Dr. med. Tulusan das 100. BZ erstzertifiziert.

Abb. 1: zertifizierte Brustzentren in Deutschland (Stand Juni 2006)

Ende 2005 hat mit dem Universitäts-BZ Tübingen das erste Zentrum die Rezertifizierung nach drei Jahren erfolgreich durchlaufen. 19 weitere BZ durchlaufen gerade das Verfahren, 58 weitere Zentren haben eine Anfrage gestellt (Stand Juni 2006). Dies bedeutet, dass bereits 46,7% aller Patientinnen mit einem primären Mammakarzinom an einem zertifizierten BZ diagnostiziert und behandelt werden. Mitte des Jahres wird erwartet, dass 50% aller Frauen mit der Primärdiagnose Mammakarzinom an zertifizierten Zentren behandelt werden können. Zur flächendeckenden Versorgung der BRD werden ca. 200 zertifizierte Zentren nötig sein. Die Prognose, dass sich durch die steigende Anzahl an zertifizierten BZ die Anzahl an Patientinnen mit einem primären Mammakarzinom pro Zentrum verringert, hat sich bis dato nicht bestätigt. Im Durchschnitt werden 205 Patientinnen mit einem primären Mammakarzinom pro Jahr an einem zertifizierten Zentrum (165 Patientinnen/Jahr pro Standort) behandelt.

Der hohe anfängliche materielle und personelle Aufwand hat mit dazu beigetragen, dass der Nettogewinn an Qualität durch die Zertifizierung kontrovers diskutiert wird.

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Korrespondenz

Dr. U. Krainick-Strobel

Universitäts-Frauenklinik Tübingen Universitäts-Brustzentrum

Email: ute.krainick@uni-tuebingen.de

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