Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56(11): 432-437
DOI: 10.1055/s-2006-951810
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wissen Mitglieder von Selbsthilfegruppen mehr über Brustkrebs?

Wissen zur Erkrankung, Behandlung und Prävention bei Patientinnen im VergleichDo Members of Self-Help Groups Know More About Breast Cancer?Knowledge on Disease, Treatment and Prevention of Patients ComparedSophie  Kühner1 , Rainer  Fietkau2 , Sonja  Bruns1 , Dagmar  Villarroel  Gonzalez3 , Siegfried  Geyer1
  • 1Medizinische Soziologie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Universität Rostock, Zentrum für Radiologie, Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie
  • 3Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin (Bundesärztekammer/Kassenärztliche Bundesvereinigung)
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Publication History

eingereicht 20. Januar 2006

akzeptiert 17. Juli 2006

Publication Date:
07 November 2006 (online)

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Zusammenfassung

Das Wissen von Patienten über ihre Erkrankung ist eine Voraussetzung für die aktive Beteiligung an Entscheidungen zu Behandlung und Nachsorge. Selbsthilfegruppen sehen sich als wichtige Vermittler von Information, doch die gesundheitsförderlichen Potenziale dieser Gruppen wurden jedoch bisher wenig untersucht. Unter Verwendung eines neu entwickelten Fragebogens wurde geprüft, ob sich in einer Selbsthilfegruppe organisierte Mammakarzinompatientinnen von Nichtmitgliedern im Hinblick auf den Wissensstand zu Erkrankung, Prävention und Nachsorge unterscheiden. Darüber hinaus wurde untersucht, welchen Einfluss soziodemografische Faktoren wie Alter und Schulbildung auf das Brustkrebswissen haben. 216 Frauen füllten den Fragebogen in Anwesenheit einer Interviewerin aus. Es zeigte sich, dass Mitglieder von Selbsthilfegruppen im Vergleich zu Nichtmitgliedern ein umfangreicheres Wissen zu allen durch den Fragebogen erfassten Aspekten aufwiesen. Jüngere Frauen verfügten im Vergleich zu älteren über ein insgesamt umfangreicheres Wissen, ebenso Frauen mit höherem Bildungsstand. Die Dauer der Erkrankung sowie die Dauer der Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe hatten dagegen keinen relevanten Einfluss auf den Wissensstand. Auch nach Kontrolle der angenommenen Confounder „Alter” und „Schulbildung” zeigte sich, dass die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe Effekte auf das Brustkrebswissen haben. Da die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe nur von einem kleinen Teil der Patientinnen gewünscht wird, sollte die Informationsvermittlung über präventive Themen in der ärztlichen Nachsorge generell ein stärkeres Gewicht erhalten.

Abstract

The knowledge of patients about their disease is a precondition for actively participating in decisions on treatment and aftercare. Self-help groups consider themselves as important intermediate agents for conveying disease-related information, but the health-promoting effects of such groups have not yet been studied in much detail. Using a newly developed self-administered questionnaire it was examined whether breast cancer patients involved in self-help groups differ from non-members with respect to their level of knowledge on disease, prevention and after-care. Moreover we considered the influence of age and education on the knowledge on disease. 216 women completed the questionnaire in the presence of an interviewer. Members of self-help groups had a higher level of knowledge than non-members, and this refers to all aspects covered by the questionnaire. Younger women in general had a higher knowledge than older ones, the same holds for higher educational levels. The duration of the disease and the length of membership in self-help groups had no effects on levels of knowledge. Particularly middle-aged women (45 - 59 yrs.) and women with 10 years of schooling profited from a membership. After controlling for education and membership in self-help groups still had a significant impact on knowledge. Since only a minority of patients is willing to be engaged in self-help groups, more effort should be devoted to conveying information in post-treatment care.

Literatur

Prof. Dr. Siegfried Geyer

Medizinische Soziologie, Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover

Email: geyer.siegfried@mh-hannover.de