Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(47): 2675-2679
DOI: 10.1055/s-2006-956275
Konsensus | Review article
Hämatologie, Angiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empfehlungen zur Thrombozytentransfusion

Thrombozyten Arbeitsgruppe der DGTI, GTH und DGHORecommendations on platelet transfusion by the Joint Thrombocyte Working Party of the German Societies of Transfusion Medicine and Immunohaematology (DGTI), Thrombosis and Haemostasis Research (GTH), and Haematology and Oncology (DGHO)A. Greinacher1 , V. Kiefel2 , H. Klüter3 , H. Kroll4 , B. Pötzsch5 , H. Riess6
  • 1Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • 2Abteilung Transfusionsmedizin, Universität Rostock
  • 3DRK Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen, Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie Mannheim
  • 4DRK Blutspendedienst NSTOB, Institut Dessau
  • 5Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • 6Klinik für Hämatologie und Onkologie, Charite Campus Virchow, Berlin
Further Information

Publication History

eingereicht: 4.10.2006

akzeptiert: 5.10.2006

Publication Date:
16 November 2006 (online)

Einleitung

Die im Folgenden zusammengefassten Empfehlungen zur Thrombozytentransfusion wurden auf der Basis der in einer MEDLINE-Recherche gefundenen Arbeiten seit 1990, einschließlich Reviews und Empfehlungen von Fachgesellschaften anderer Länder erstellt. In Ausnahmefällen wurden auch frühere Publikationen einbezogen. Die Empfehlungen wurden von weiteren Experten aus anderen Fachgebieten ergänzt. Am Ende des Artikels sind die Empfehlungen tabellarisch zusammengefasst (Tab. [4]). Da bisher nur für die wenigsten Fragestellungen zur Thrombozytentransfusion randomisierte klinische Studien vorliegen, wurden bei bestimmten Indikationen auch Fallbeobachtungen und Laborstudien herangezogen.

Die Kennzeichnung des Grades der Empfehlung und des Evidenzlevels wurden wie folgt definiert:

Grad-1-Empfehlungen: Der Nutzen für den Patienten überwiegt eine mögliche Gefährdung. Grad-2-Empfehlungen: Es liegen keine klaren Studienergebnisse über das Nutzen/Risiko-Verhältnis vor. Die Angaben zur Qualität der Empfehlungen (Kategorien) beruhen auf der Gesamtdatenlage (Tab. 1).

Eine ausführliche Darstellung der Empfehlungen und die zugrunde liegende Literatur werden in den Gesellschaftsmitteilungen der DGTI (Transfusion Medicine and Hemotherapy 2006; 33(6)) elektronisch frei zur Verfügung gestellt unter: http://www.Karger.com/tmh/2006/033/006/toc

Thrombozytentransfusionen werden zur Prophylaxe und Therapie von thrombozytär bedingten Blutungen eingesetzt. Die Indikationsstellung ist abhängig von Thrombozytenzahl und -funktion, der Blutungsneigung, dem Blutungsrisiko sowie der Grunderkrankung, wobei der Blutungsneigung die größte Bedeutung zugeschrieben wird. Nach WHO wird die Blutungsneigung in 4 Stärken eingeteilt:

Grad 1: kleinere Hämatome, Petechien, Zahnfleischbluten;

Grad 2: Blutungen, die keine Transfusion von Erythrozytenkonzentraten erfordern;

Grad 3: transfusionsbedürftige Blutungen;

Grad 4: organ- oder lebensbedrohliche Blutungen.

Tab. 1 Bewertung des Grades der Empfehlungen. Grad der Empfehlung Nutzen/Risiko Verhältnis Bewertung der methodischen Stärke der zugrunde liegenden Daten Implikationen 1A Eindeutig Randomisierte, kontrollierte Studien ohne methodische Einschränkungen Starke Empfehlung, die für die meisten Patienten ohne Einschränkungen gilt 1C+ Eindeutig Keine randomisierten, kontrollierten Studien, jedoch eindeutige Datenlage Starke Empfehlung, die für die meisten Patienten ohne Einschränkungen gilt 1B Klar Randomisierte, kontrollierte Studie mit gravierenden Schwächen Starke Empfehlung die wahrscheinlich für die meisten Patienten gilt 1C Klar Beobachtungsstudien Mittelstarke Empfehlung, erscheint plausibel, kann sich aber ändern, wenn bessere Daten vorliegen 2A Unklar Randomisierte, kontrollierte Studien ohne methodische Einschränkungen aber mit unterschiedlichen Ergebnissen Mittelstarke Empfehlung, abhängig vom individuellen Patienten kann ein anderes Vorgehen besser sein 2B Unklar Randomisierte, kontrollierte Studie mit gravierenden Schwächen Schwache Empfehlung, abhängig vom individuellen Patienten kann ein anderes Vorgehen besser sein 2C Unklar Klinische Beobachtungen Sehr schwache Empfehlung, abhängig vom individuellen Patienten kann ein anderes Vorgehen besser sein

Prof. Dr. med. Andreas Greinacher

Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin, Sauerbruchstraße/Diagnostikzentrum

17487 Greifswald

Phone: +49/3834/865479

Fax: +49/3834/865489

Email: greinach@uni-greifswald.de

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