psychoneuro 2006; 32(10): 463
DOI: 10.1055/s-2006-956547
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Natriumoxybat - Schlafen zur rechten Zeit und am rechten Ort

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Publication Date:
09 November 2006 (online)

 
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    Amerikanische Forscher haben 1998 entdeckt, dass der Mangel an bestimmten Peptiden, nämlich der Orexine (Synonym Hypocretine) beziehungsweise der dazugehörigen Rezeptoren die Symptome der Narkolepsie hervorrufen, berichtete Prof. Dr. Helmut Haas, Düsseldorf. Warum es dazu kommt, ist bis heute unbekannt. Die Therapie etwa mit Natriumoxybat (Xyrem®) erfolgt symptomorientiert.

    Natriumoxybat wurde vergangenes Jahr in Deutschland zur Therapie der Narkolepsie mit Kataplexie zugelassen. Als einziges der für diese Erkrankung zugelassenen Medikamente wirkt es auf alle drei Leitsymptome, nämlich Tagesschläfrigkeit, Kataplexie und gestörten Nachtschlaf. Die Wirkung der Substanz nimmt mit der Dosis zu.

    In einer vierwöchigen Studie verringerte sich die Kataplexie unter täglich 6 mg Natriumoxybat um 49% und unter 9 mg um 69%. Ungewollte Schlafattacken nehmen signifikant gegen Plazebo ab, erläuterte Prof. Dr. Geert Mayer, Schwalmstadt-Treysa.

    Die Nebenwirkungen bestehen im Wesentlichen aus Übelkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen oder dosisabhängig auch Enuresis. Aus eigener Erfahrung mit schwer an Narkolepsie erkrankten Patienten kennt Mayer vereinzelte Fälle von schmerzhaften Parästhesien, starkem Schwitzen, Agitation oder deutlicher Gewichtszunahme. Mayer beobachtete auch unbekannte Wirkungen wie ein Sistieren von hypnagogen Halluzinationen und Albträumen, Rückgang einer Depression oder Normalisierung der Sexualität.

    Bis zum Eintreten der Wirkung können mehrere Wochen vergehen. Bei unzureichender Wirkung besteht die Möglichkeit, die Substanz in eine Zweier- oder Dreierkombination mit Antikataplektika oder Stimulanzien zu integrieren. Die gemeinsame Einnahme mit Alkohol oder Benzodiazepinen sollte unbedingt vermieden werden. Wie bei allen Substanzen gilt auch für Natriumoxybat, dass, je schneller man es hochtitriert, desto mehr mit Nebenwirkungen gerechnet werden muss. Nicht für eine Therapie mit Natriumoxybat geeignet hält Mayer Menschen, bei denen die nächtliche Benommenheit zum Problem werden kann, entweder wegen ihrer Nykturie oder weil sie kleine Kinder versorgen müssen. Auch allein stehende Menschen, denen bei schwerwiegenden Nebenwirkungen niemand direkt helfen kann, sollten davon Abstand nehmen.

    mb

    Satelliten-Symposium "Xyrem® - eine neue Therapieoption für die Narkolepsie: Grundlagen, klinische Erfahrungen und Perspektiven", veranstaltet von UCB GmbH am 6. Oktober 2006 in Regensburg