Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(11): 527
DOI: 10.1055/s-2006-958481
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kardiologen warnen - Herzinfarkt beginnt im Kindesalter

Further Information

Publication History

Publication Date:
12 December 2006 (online)

 
Table of Contents

Die Basis für einen späteren Herzinfarkt wird bereits im Kindesalter gelegt, warnte bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie Dr. Richard Eyermann, Kinderkardiologe in München: "In Deutschland nehmen Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Typ 2-Diabetes, Bewegungsmangel und Rauchen weiter zu - und damit das Herz-Kreislaufrisiko." Laut Eyermann ernähren sich insgesamt drei Viertel der Kinder zu fettreich, bei einem Drittel liegt der Anteil von Fett an ihrer gesamten Energiezufuhr sogar über 50%. In den vergangenen Jahren hat sich der Anteil der schwer übergewichtigen Sechs- bis Zehnjährigen verdoppelt. In jüngeren Altersklassen sind heute rund 10% der Kinder übergewichtig, in älteren Altersklassen schon bis zu 18%, und 5-8% adipös (BMI >30). Studien zeigen bei jedem zweiten Kind eine ausgeprägte Herz-Kreislauf-Ausdauer-Schwäche. In den vergangenen zehn Jahren habe die körperliche Leistungsfähigkeit der Jungen zwischen zehn und 18 Jahren um 20% abgenommen, bei den Mädchen um 26%.

#

Mehr Prävention: Bewegte Pause, gesunde Kantine

Alarmierend ist auch das Rauchverhalten der jungen Deutschen. In den alten Bundesländern ist zwar bei den Zwölf- bis 17-Jährigen der Raucheranteil rückläufig - liegt aber mit 23% immer noch auf hohem Niveau. In den neuen Bundesländern aber beobachtet Dr. Eyermann einen "epidemiehaften Anstieg": 32% der männlichen und 35% der weiblichen Jugendlichen greifen dort regelmäßig zur Zigarette.

Daher fordert Eyermann, mehr Präventions- anstatt Krankheits-Management zu betreiben. Besonders gut ließen sich Lebensstil-Faktoren im Schulalltag beeinflussen, ist er überzeugt. Seine konkreten Vorschläge: Ungeeignete Lebensmittel und Getränke sollen aus den Schulkantinen und -automaten verbannt, dafür aber Obst und Wasser angeboten werden. Eine "bewegte Pause" statt des zweiten Frühstücks und mehr modernen Schulsport wie Inline-Skaten oder Beach-Volleyball sollen die Kids ebenso in Bewegung bringen wie eine Reduktion von Aufzügen und Schulbussen.

Quelle: idw-online, Pressemitteilung der DGK (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.).